Der Matarese-Bund
unserer Sache verschrieben haben, sind außergewöhnliche Menschen.«
»Wo finden Sie sie? Leute, die sich selbst erschießen oder Zyankalikapseln zerbeißen?«
»Ganz einfach, in unseren Firmen. Menschen sind seit Anbeginn aller Zeiten bereit gewesen, für eine gute Sache das letzte Opfer zu bringen. Das braucht nicht immer auf einem Schlachtfeld zu sein oder während des Krieges in einer Untergrundbewegung, oder selbst in der Welt der internationalen Spionage. Es gibt viele Sachen, die gut sind; das brauche ich Ihnen nicht zu sagen.«
»So wie der Matarese-Bund selbst? Die Fida'is, Guiderone? Hassan Ibn-al-Sabbahs Assassinenkader?«
»Sie haben den Padrone studiert, wie ich sehe.«
»Sehr genau sogar.«
»Ich will nicht leugnen, daß es da gewisse praktische und philosophische Gemeinsamkeiten gibt. Diese Männer und Frauen haben alles, was sie auf dieser Welt wollen. Wenn sie sie verlassen, werden ihre Familien – Frauen, Kinder, Ehemänner – mehr haben, als sie je benötigen. Ist das nicht der Traum aller? Aus über fünfhundert Firmen können Computer eine Handvoll Menschen aussuchen, die willens und fähig sind, eine solche Vereinbarung zu treffen. Eine einfache Fortführung des Traumes, Mr. Scofield.«
»Verdammt weit fortgeführt.«
»Eigentlich nicht. Viel mehr leitende Angestellte sterben an Herzinfarkt als an Gewalt. Lesen Sie doch die täglichen Todesanzeigen. Aber ich bin sicher, daß dies nur eine von vielen Fragen ist. Darf ich Ihnen einen Wagen schicken?«
»Sie dürfen nicht.«
»Es besteht kein Anlaß zur Feindseligkeit.«
»Ich bin nicht feindselig, ich bin vorsichtig. Im Wesen bin ich ein Feigling. Ich habe einen Zeitplan festgelegt und beabsichtige, mich an ihn zu halten. Ich werde um Punkt elf Uhr dreißig kommen; Sie werden reden und ich zuhören. Um genau fünfzehn Minuten nach Mitternacht werde ich Ihr Haus mit dem Mädchen und dem Russen verlassen. Ein Signal wird gegeben werden, wir werden in den Wagen steigen und an Ihr Haupttor fahren. Sie bekommen die Röntgenaufnahmen und wir fahren weg. Wenn es die geringste Abweichung gibt, verschwinden die Röntgenaufnahmen. Dann tauchen sie irgendwo anders auf.«
»Wir haben ein Recht, sie zu untersuchen«, protestierte Guiderone. »Ob es die richtigen sind, und mit Spektralanalyse; wir wollen sicherstellen, daß keine Duplikate angefertigt worden sind. Dafür müssen wir Zeit haben.«
Der Hirtenjunge hatte zugebissen; der Verzicht auf die Überprüfung war die Schwäche, an die Guiderone sich ganz natürlicherweise klammerte. Das mächtige elektronisch gesteuerte Eisentor mußte geöffnet werden und offen bleiben. Wenn es geschlossen blieb, würden sämtliche Truppen und alle Ablenkungsmanöver, die er vorgesehen hatte, nicht verhindern können, daß jemand ein Gewehr auf den Wagen und auf ihn und seinen Fahrer abfeuerte. Bray zögerte. »Das sehe ich ein. Veranlassen Sie, daß am Tor Geräte und Techniker sind. Die Überprüfung wird zwei oder drei Minuten dauern, aber das Tor muß so lange offen bleiben.«
»Einverstanden.«
»Übrigens«, fügte Scofield hinzu, »das, was ich zu Ihrem Sohn gesagt habe, war mein Ernst…«
»Ich nehme an, Sie meinen Senator Appleton.«
»Nehmen Sie es an. Sie werden feststellen, daß die Röntgenaufnahmen intakt sind, die Spektralanalyse wird Ihnen beweisen, daß keine Duplikate hergestellt wurden. Ich lasse mich nicht dafür töten.«
»Ich bin überzeugt. Aber trotzdem hat der Zeitplan eine Schwäche.«
»Eine Schwäche…?« Bray wurde es plötzlich kalt.
»Ja. Elf Uhr dreißig bis zwölf Uhr fünfzehn sind nur fünfundvierzig Minuten. Das ist nicht viel Zeit für mich, um zu reden, und für Sie, um zuzuhören.«
Scofield atmete wieder. »Wenn das, was Sie sagen, überzeugend klingt, werde ich wissen, wo ich Sie am Morgen darauf finden kann, oder?«
Guiderone lachte mit seiner gespenstisch hohen Stimme. »Natürlich. Wie einfach. Sie sind ein logischer Mann.«
»Ich gebe mir Mühe. Elf Uhr dreißig also.« Bray legte auf.
Er hatte es getan. Jedes System hatte ein Notsystem und jedes Notsystem eine Alternative. Der Austausch war von allen Seiten gesichert.
Es war 23.29 Uhr, als er durch die Tore von Appleton Hall fuhr, vorbei an dem Kutschenhaus, die Zufahrt hinauf zu dem von Mauern umgebenen Besitz auf dem Hügelkamm. Als er an der riesigen Garage des Kutschenhauses vorbeifuhr, war er überrascht, eine Anzahl Limousinen zu sehen. Zwischen zehn und zwölf uniformierte Chauffeure
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