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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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zerbrochene Schornsteine zeigten die ehemaligen Strukturen. Auf dem Boden konnte man unter dem Unkraut die Ziegeleinfriedungen einer riesenhaften, grasbewachsenen Auffahrt ausmachen. Zu beiden Seiten des großen Hauses schnitten steinerne Wege durch das hohe Gras, dazwischen immer wieder ein halb zerbrochener Bogen, Erinnerungen an gepflegte Gärten, die schon lange Zeit zerstört waren.
    Die Ruine stand als gespenstische Silhouette auf dem Hügel, ein Eindruck, den das bleiche Mondlicht noch verstärkte. Guillaume de Matarese hatte sich ein Denkmal erbaut. Das Bauwerk hatte bei der Zerstörung durch Zeit und Elemente nichts von seiner Kraft verloren, ja, es ging von der Ruine eine besondere Macht aus.
    Wassili hatte die Stimmen hinter sich gehört. Der Junge, der ihn hierhergeführt hatte, war nirgends mehr zu sehen. Zwei Männer waren es, und ihre ersten Worte eines zweifelhaften Grußes waren der Anfang eines Verhörs gewesen, das mehr als eine Stunde gedauert hatte. Es wäre einfach gewesen, die beiden Korsen zu überwältigen, aber Taleniekov wußte, daß er durch passiven Widerstand mehr erfahren konnte; Leute wie diese, in der Kunst des Verhörs nicht geschult, teilten mehr mit, als sie erfuhren, wenn sie mit Fachleuten zu tun hatten. Er war bei seiner Geschichte von der Organizzazione accademica geblieben; am Ende hatte man ihm den Rat erteilt, den er erwartet hatte.
    »Gehen Sie dorthin zurück, woher Sie gekommen sind, Signore. Es gibt hier kein Wissen, das Ihnen nützlich sein könnte, wir wissen nichts. Vor Jahren war eine Seuche in diesen Bergen; es gibt niemanden mehr, der Ihnen helfen könnte.«
    »Es muß doch ältere Leute in den Hügeln geben. Vielleicht wenn ich herumstreifen würde und ein paar Fragen stellen…«
    »Wir sind ältere Leute, Signore, und wir können Ihre Fragen nicht beantworten. Gehen Sie zurück. Wir sind unwissende Leute in dieser Gegend, Schäfer. Wir fühlen uns nicht wohl, wenn Fremde hier eindringen und unsere einfache Lebensart stören. Kehren Sie um.«
    »Ich werde Ihren Rat in Betracht ziehen.«
    »Machen Sie sich die Mühe nicht, Signore. Verlassen Sie uns einfach. Bitte.«
    Am Morgen war Wassili wieder in die Hügel gegangen zur Villa Matarese und weiter. Er hatte an zahlreichen schindelgedeckten Bauernhäusern haltgemacht und seine Fragen gestellt. Die funkelnden, dunklen Korsenaugen und die Antworten, die man ihm nicht gegeben hatte, zeigten ihm, daß er verfolgt wurde.
    Man hatte ihm natürlich nichts gesagt, aber den immer härter werdenden Reaktionen auf seine Anwesenheit hatte er etwas entnommen. Man folgte ihm nicht nur, man ging auch vor ihm her, warnte die Familien in den Bergen, daß ein Fremder kam. Wegschicken sollten sie ihn, ihm nichts sagen.
    In jener Nacht – letzte Nacht –, dachte Taleniekov und sah zu, wie der unstete Scheinwerferkegel zur Linken langsam den Hügel herauf kam, war der Wirt an seinen Tisch getreten.
    »Es tut mir leid, Signore, ich kann Sie nicht länger hierbehalten. Ich habe das Zimmer vermietet.«
    Wassili hatte aufgeblickt und ohne Zögern geantwortet. »Schade. Ich brauche nur einen Armsessel oder eine Pritsche, falls Sie eine übrig haben. Ich reise morgen früh ab. Ich habe gefunden, was ich suchte.«
    »Und was ist das, Signore?«
    »Das werden Sie bald erfahren. Andere werden nach mir kommen, mit geeigneten Geräten und Karten. Es wird eine sehr gründliche und sehr wissenschaftliche Untersuchung geben. Was hier geschehen ist, ist faszinierend. Ich spreche natürlich akademisch.«
    »Natürlich… Vielleicht noch eine Nacht.« Sechs Stunden später war ein Mann in sein Zimmer gestürzt und hatte zwei Schüsse aus den dicken Läufen einer tödlichen, abgesägten Schrotflinte abgefeuert, die man Lupara nannte – »Wolfsflinte«. Taleniekov hatte gewartet; er hatte hinter einer halbgeöffneten Kleiderschranktür zugesehen, wie die hölzerne Bettstelle zerfetzt und das Bettzeug gegen die Wand gefegt wurde.
    Der Knall war ohrenbetäubend gewesen, eine Explosion, die den kleinen Berggasthof durchdrang. Dennoch war niemand gekommen, um zu sehen, was geschehen war. Statt dessen war der Mann mit der Lupara unter der Tür gestanden und hatte leise ein paar Worte gesprochen, die wie ein Eid klangen. »Per nostro circolo«, hatte er gesagt und war weggerannt. Es hatte nichts bedeutet, und doch wußte Wassili jetzt, daß es alles bedeutete. Worte als Nachruf, nachdem ein Leben genommen war… Für unseren Kreis.
    Taleniekov hatte seine

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