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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Matarese blieben ein Rätsel, aber sie waren kein Mythos. Sie waren eine Realität. Ein mächtiger Mann war zu anderen mächtigen Männern gegangen und hatte den Namen beunruhigt ausgesprochen; das durfte nicht geduldet werden. Robert Winthrop war verschwunden.
    Bray war vor drei Nächten aus dem Rock Creek Park geflohen und hatte sich zu einem Motel am Rande von Fredericksburg begeben. Sechs Stunden lang war er den Highway auf und ab gefahren und hatte Winthrop von einer Reihe von Telefonzellen aus angerufen, nie zweimal aus derselben. Er hatte sich von anderen Wagen mitnehmen lassen und behauptet, sein eigenes Fahrzeug sei beschädigt, nur um einigen Abstand zwischen sich und die Verfolger zu bringen. Er hatte mit Winthrops Frau gesprochen, sie beunruhigt, dessen war er sicher, hatte aber nichts Wesentliches gesagt; nur daß er mit dem Botschafter sprechen müsse. Bis schließlich der Morgen dämmerte und sich immer noch niemand am Telefon meldete, nur ein endloses Klingeln in immer größeren Abständen – zumindest schien es ihm so – und niemand an der Leitung.
    Es hatte keinen Ort gegeben, an den er gehen konnte, niemand, der ihm Zuflucht bot; die Netze, die ihn fangen sollten, spannten sich immer dichter. Wenn sie ihn fanden, würde das sein Ende bedeuten, das hatte er begriffen. Wenn man ihn leben ließ, so in den vier Wänden einer Zelle, oder, noch schlimmer, als gehirnloses Wesen. Aber er glaubte nicht, daß man ihm erlauben würde, weiterzuleben. Taleniekov hatte recht: Sie standen beide auf der Abschußliste.
    Wenn es eine Antwort gab, so viertausend Meilen entfernt im Mittelmeer. In seinem Aktenkoffer lagen ein Dutzend falscher Pässe, fünf Sparbücher unter falschem Namen und eine Liste von Männern und Frauen, die ihm Transportmöglichkeiten der verschiedensten Art beschaffen konnten. Er hatte Fredericksburg vor zwei Tagen in der Morgendämmerung verlassen, Banken in London und Paris aufgesucht und am späten Abend des vergangenen Tages einen Fischerpier in San Vincenzo erreicht.
    Jetzt würde er binnen weniger Minuten seinen Fuß auf korsischen Boden setzen. Die lange Unbeweglichkeit in der Luft und auf dem Wasser hatte ihm Zeit gelassen, nachzudenken, oder zumindest Zeit, um seine Gedanken zu ordnen. Er mußte mit den feststehenden Tatsachen beginnen. Es gab zwei Fakten:
    Guillaume de Matarese hatte existiert. Es hatte eine Gruppe von Männern gegeben, einen Bund vielleicht auch, dessen Rat die sizilianische Mafia absorbiert hatte, jene Mafia, die jetzt überall ihre Fühler hatte, deren Zentrale sich aber in den Vereinigten Staaten befand.
    Aber bei dieser Ansicht handelte es sich ganz entschieden um die Meinung einer Minderheit. Die große Mehrzahl der Profis hielt es mit Interpol, dem MI-6 Großbritanniens und der amerikanischen Central Intelligence Agency, die behaupteten, daß die Macht der Matarese maßlos übertrieben worden sei. Sie hatte ohne Zweifel eine Anzahl unbedeutender, politischer Persönlichkeiten in dem Labyrinth der geradezu leidenschaftlich ineffizienten französischen und italienischen Politik getötet, aber es gab keinerlei handfeste Beweise, die darüber hinausgingen. Im Wesen handelte es sich um eine Ansammlung von Paranoikern unter der Führung eines wohlhabenden Exzentrikers, der ebensowenig über die Philosophie wußte wie über die Regierungen, die seine maßlosen Kontrakte annahmen. Wenn die Matarese wirklich mehr waren, so behaupteten die Profis weiter, warum hatte man sie dann niemals kontaktiert?
    Weil, so hatte Bray vor Jahren geglaubt, ebenso, wie er es auch heute noch glaubte, wir die letzten Leute auf der Welt waren, mit denen die Matarese Geschäfte machen wollten. Wir waren von Anfang an die Konkurrenz – in der einen oder anderen Form.
    »Ancora quindici minuti«, rief der Kapitän vom Steuer herüber, »la costa e molto vicina.«
    »Grazie tante, Capitano.«
    »Prego.«
    Die Matarese. War es möglich? Eine Gruppe von Männern, die in globalem Maße den Meuchelmord zu ihrem Geschäft gemacht hatten und ihn kontrollierten, die dem Terrorismus eine feste Gliederung boten und überall Chaos zeugten?
    Für Bray war die Antwort ja. Die Worte eines sterbenden Istrebiteli, die Todesstrafe, die die Sowjets über Wassili Taleniekov verhängt hatten, sein eigenes Exekutionsteam, das aus Marseille, Amsterdam und Prag eingetroffen war… Sie alle waren ein Vorspiel für das Verschwinden von Robert Winthrop. Alle standen in Verbindung mit diesem modernen Bund der

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