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Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur

Titel: Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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dieser Zeit. Das bestätigen auch die Unterschiede in der Ausstattung der gefundenen Gräber: Mitglieder der Oberschicht ließen sich mit kostbaren Beigaben bestatten, die zum Teil von weither stammten – und demonstrierten damit ihren Reichtum.
    Im Zentrum eines Straßennetzes gelegen, muss El Mirador die Hauptstadt eines größeren Gebietes gewesen sein, das Handelskontakte unterhielt und vermutlich eine politische Oberherrschaft ausübte, auch wenn die Machthaber sich nicht mittels Porträts oder datierter Monumente zu erkennen geben wie in späteren Maya-Städten. Aber gleichwohl können wir vermuten, dass El Mirador die Hauptstadt des ersten Maya-Staates des Tieflandes war und dort bereits Könige regierten, die sich als irdische Vertreter der göttlichen Kräfte des Kosmos verstanden. Im Rückblick bezogen sich die Maya viel später auf dreizehn Königtümer der Frühzeit, von denen El Mirador vermutlich eines war. Als den Maya heilige Zahl muss man die Dreizehn allerdings mit Vorsicht betrachten, wie insgesamt bei der Geschichtsschreibung der Maya immer behutsam zwischen Substanz und Propaganda abzuwägen ist, will man den Wahrheitsgehalt ermessen. Dass El Mirador für die ersteBlüte der Maya-Kultur von herausragender Bedeutung war, daran lassen die archäologischen Erkenntnisse jedoch keinen Zweifel.
    Raffinierter wurden in dieser Zeit aber nicht nur Architektur und Kunst, sondern auch die Landwirtschaft: Mit immer besseren Techniken intensiviert, trug sie ihren Anteil zur kulturellen Blüte bei, denn ein höherer Ertrag ermöglichte die Versorgung spezialisierter Arbeiter, einer Intelligenzschicht sowie einer herrschenden – oder müßiggängerischen – Elite. Bei dieser Intensivierung mittels Terrassenfeldern, Be- und Entwässerungssystemen sowie bei der Herausbildung einer komplexeren Gesellschaftsstruktur taten sich die Maya besonders hervor.
    Eine kleinere der frühen Maya-Städte mit repräsentativen Bauwerken war Cerros, weit im Norden des heutigen Belize an der Bucht von Chetumal auf einer Halbinsel gelegen. Lange war sie ein unscheinbarer Flecken wie unzählige andere. Zum Aufstieg vom kleinen Fischerdorf zur reichen Handelsstadt im 1. Jahrhundert v. Chr. trug die günstige Lage an einem Handelsweg bei, denn der steigende Wohlstand der Maya-Siedlungen führte auch zu regem Handel, der den Reichtum abermals mehren half: Wer zu Wohlstand gelangt, leistet sich Dinge, zu denen er zuvor keinen Zugang hatte, zumal er seinen Reichtum beispielsweise mit erlesenen Produkten von weither zur Schau stellen kann. Über Jahrhunderte bestand der einträgliche Handel vor allem im Austausch exklusiver Luxusgüter für die wohlhabenden Eliten der Städte. Den Maya kam dabei zugute, dass wichtige Handelsrouten ihr Siedlungsgebiet durchmaßen.
    Um 50 v. Chr. verliehen die Bewohner von Cerros ihrem Aufstieg und den damit verbundenen wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen architektonischen Ausdruck: Sie rissen ihren Ort nieder und bauten ihn auf den Trümmern neu auf – nunmehr aber bestückt mit repräsentativen Großbauten, darunter künstlerisch reich ausgestattete Stufenpyramiden. Zuerst errichtete man direktam Ufer ganz im Norden des Ortes einen Tempel, von dem aus eine Straße schnurgerade nach Süden bis zu einem Ballspielplatz führte. Auf der Freitreppe des Tempels konnte der Herrscher seine Rituale vollziehen und mit den Göttern in Verbindung treten – und dabei von seinem Volk beobachtet werden. Die Zuschauer sahen dann nicht nur den Gottkönig, sondern neben den Stufen vier große Stuckmasken mit Darstellungen von Sonne und Venus. Bei dem einen Tempel blieb es nicht; nach und nach kamen noch vier weitere hinzu, was eine Abfolge von vier Königen vermuten lässt, über die allerdings bisher nichts Näheres bekannt ist. Der repräsentative Teil der Stadt wurde auf der Landseite von einem Kanal umgeben.
    Ob der Impuls für den Umbau zur Stadt von den eingesessenen Bewohnern ausging oder von neuen Machthabern, ist unklar, aber Cerros wäre in jedem Fall ein attraktives Ziel für eine Invasion gewesen.
    Offenbar neidete jemand den frühen Maya-Städten ihren Wohlstand – jedenfalls wurden Cerros und El Mirador wie andere Maya-Städte in den ersten Jahrhunderten n. Chr. zunächst befestigt, was auf eine Bedrohung verweist, später teilweise zerstört und schließlich aufgegeben. Diese erste tiefe Krise im Land der Maya war so umfassend, dass die Archäologen bis heute rätseln, was im Einzelnen zu ihr

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