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Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur

Titel: Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zu beschützen, nicht nachgekommen war. Die zahlreich gemachten feindlichen Gefangenen wurden in Tikal zunächst ausgestellt und dreizehn Tage nach der Schlacht geopfert. Was mit der Herrscherdynastie von Calakmul geschah, ist unklar – möglicherweise revanchierte sich Tikal für früher Erlittenes und setzte in der besiegten Stadt seinerseits eine Vasallendynastie ein.
    Calakmuls System von Bündnispartnern und unterjochten Vasallenstädten brach alsbald nach weiteren Erfolgen Tikals nach und nach auseinander. Der Triumph Tikals über Calakmul und seine Verbündeten – und die zurückgewonnene Kontrolle über wichtige Handelsrouten – schlug sich in einer beispiellosen Bautätigkeit nieder, mit denen siegreiche Staaten überall auf der Welt zu allen Zeiten ihre Überlegenheit architektonisch demonstrieren – wenn auch mitunter vor allem zum Beweis, dass trotz enormer militärischer Anstrengungen die Kräfte dafür noch ausreichen. Im Falle Tikals dürfte dieser Aspekt durchaus eine Rolle gespielt haben, wenn auch hohe Tributzahlungen der Besiegten das Ganze erleichtert haben dürften. Im »Tempel der Inschriften« wurde der Ruhm der Stadt bis weit vor Menschengedenken beschworen: Das älteste Datum in der Reihe der kalendarischen Meilensteine der Stadtgeschichte lautet 5.0.0.0.0., das entspricht dem Jahr 1139 v. Chr. unserer Zeitrechnung. In seinen besten Zeiten bevölkerten den Großraum Tikal nach Schätzungen mehr als 60 000 Menschen. Aber diese glanzvolle Phase währte nicht allzu lange, denn schon rund ein Jahrhundert später begann der Abstieg der Stadt und erlebte das Maya-Tiefland seine schwerste, bis heute berühmteste und mysteriöseste Krise.

    Eine weitere der großen Maya-Städte der klassischen Periode ist Copán, im Nordwesten Honduras’, nicht weit der Grenze zu Guatemala in einem geschützten, sehr fruchtbaren Flusstal gelegen und von steil aufragenden Zweitausendern umgeben. Vermutlich war es Tikal, das 426 n. Chr. durch einen Militärschlag, dessen Gelingen sich wohl der Überlegenheit der Waffen aus Teotihuacán verdankt, eine neue Dynastie in Copán einsetzte. Im Bündnis mit der Vormacht Tikal, das ja seinerseits erst ein halbes Jahrhundert zuvor von Teotihuacán »kolonisiert« worden war, sollte sie für vier Jahrhunderte die Geschicke der Stadt bestimmen.
    Seither verzeichnete Copán einen steilen Bevölkerungsanstieg, sodass nach und nach immer mehr Flächen des Tales und schließlich der weniger fruchtbaren Berghänge landwirtschaftlich genutzt wurden. Bis zu 25 000 Menschen könnten in der Stadt selbst und im Tal von Copán gelebt haben – eine beachtliche Zahl, zumal die Einwohner der Vasallenstädte nicht eingerechnet sind. Politisch stieg Copán im 7. Jahrhundert auf. Den Höhepunkt ihrer Macht und Pracht erlebte die Stadt unter König Rauch Imix, der fast sieben Jahrzehnte regierte, bis er 695 hochbetagt starb und prächtige Bauten und Kunstwerke hinterließ.
    Sein Nachfolger Waxaklajuun Ub’aah K’awiil, unter dem Namen Achtzehn Kaninchen ungleich einprägsamer, setzte dies einige Zeit fort – er ließ für das Jahr 731 eine aufschlussreiche Stele in Stein meißeln. Sie zeigt den König selbst und stellt sein Reich stolz in eine Reihe mit den Maya-Metropolen Palenque, Tikal und Calakmul. Mit Achtzehn Kaninchen war es aber alsbald vorbei, denn er wurde schon 738 vom König der kleinen, aber aufsässigen Vasallenstadt Quirigua gefangen genommen und ermordet. Vermutlich wurde der Herrscher von Quirigua dabei von der Großmacht Calakmul unterstützt, die Copán als Verbündetem von Tikal feindlich gesinnt war und mit diesem Coup dem ewigen Rivalen Tikal eins auswischen wollte. Man darf vermuten, dass dieser Sieg auch deshalb möglich wurde, weil das Tal von Copán bereits unter den Auswirkungen litt, die der Raubbau an der natürlichen Umwelt nach sich zog: Seit Mitte des 7. Jahrhunderts nahmen Kindersterblichkeit und Mangelerkrankungen zu, und der Rückhalt des Königs in der Bevölkerung schwand dahin. Als Verbindungsmann zum Götterhimmel war er schließlich der irdische Garant für das Wohlergehen seiner Leute, die aufmerksam registrierten, dass er seinen Job nicht gut machte.
    Der militärische Triumph Quiriguas, dessen Herrscher vom Unterkönig zum unabhängigen k’uhul ajaw aufstieg, bedeutete zwardas Ende der regionalen Vorherrschaft von Copán mit allen wirtschaftlichen und politischen Folgen, nicht aber die Übernahme der Hegemonialstellung durch Quirigua und auch

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