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Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur

Titel: Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Jahren unweit der Stadt Cerros im heutigen Belize mit seiner Familie lebt und arbeitet. Er könnte Ben heißen – nicht um ihn mit einem uns geläufigen Namen zu versehen, sondern weil er nach dem Namen seines Geburtstags im Ritualkalender der Maya benannt wurde. Einen ähnlichen Brauch kannte auch das Christentum jahrhundertelang, wenn Neugeborene den Namen des jeweiligen Tagesheiligen zum Zeitpunkt ihrer Geburt erhielten, auf dass der Heilige als persönlicher Schutzpatron das Erdenkind sicher durchs Leben begleiten möge. Heute stehen Taufnamen meist unter individualistischerer Programmatik.
    Unser Maisbauer könnte am Tag 12 Ben 11 Yaxk’in nach Datierung des Maya-Kalenders geboren worden sein. Diese Datumsangabe bezieht sich auf die Stellung des Tages in den beiden maßgeblichen Einheiten des Kalenders, Tzolk’in und Haab . Der Ritualkalender Tzolk’in , mitunter auch Heilige Runde genannt, umfasst 260 Tage, bevor er wieder von vorne beginnt. Seine Tagesbezeichnungen bestehen aus der Kombination einer Zahl von eins bis dreizehn mit einem von zwanzig Tagesnamen. Und da unser Maisbauer an einem Tag namens Ben geboren wurde, nannten ihn seine Eltern auch so – passenderweise wurde diesem Tag des Ritualkalenders gelegentlich der Maisgott zugeordnet.
    Ähnlich wie im heutigen Weltkalender à la Julius Caesar und Papst Gregor jeder Monat mit einem beliebigen Wochentag beginnen kann, weil die Tageszahl der Monate nur beim Februar einer vollen Anzahl Wochen entspricht – sofern es sich um kein Schaltjahrhandelt −, sind innerhalb eines Tzolk’in -Umlaufs alle Kombinationen von Zahl und Tagesname möglich. Auf den Geburtstag des kleinen Ben am Tag 12 Ben folgte der Tag 13 Hix und danach die Tage 1 Men , 2 Kib und so weiter. In fortlaufender Ordnung lauten die zwanzig Tagesnamen des Tzolk’in : Imix, Ik’, Ak’bal, K’an, Chikchan, Kimi, Manik’, Lamat, Muluk, Ok, Chuwen, Eb, Ben, Hix, Men, Kib, Kaban, Etz’nab, Kawak, Ajaw . Eine Tzolk’in -Runde beginnt also mit dem Tag 1 Imix und endet am Tag 13 Ajaw , um dann wieder von Neuem zu beginnen. Wie die alten Maya ihren Ritualkalender nannten, ist allerdings nicht überliefert – der Begriff Tzolk’in bedeutet soviel wie »Ordnung der Tage«, ist aber nicht zeitgenössisch. Seine Tagesnamen wurden in der Schrift der Maya wie rechts abgebildet geschrieben.

    Die Tage des Ritualkalenders Tzolk’in

    Der zweite Teil des Geburtsdatums unseres Maisbauern bezieht sich auf die Rechnung des Haab , der in etwa unserem Sonnenjahr entspricht. Nach diesem Kalender fällt Bens Geburtstag in den Yaxk’in , den siebten der achtzehn beziehungsweise neunzehn Monate des Haab . Die achtzehn Vollmonate namens winal , dessen Zeichen gleichzeitig Mond bedeutet, haben je 20 Tage, die allerdings verwirrenderweise anders nummeriert werden, als man es erwarten möchte: Jeder Monat beginnt zwar mit dem Tag 1, sein letzter wird dagegen (nach neuzeitlicher Konvention) mit der Ziffer 0 und dem Namen des folgenden Monats bezeichnet, weil der sich nach dem Verständnis der Maya am Monatsausklang bereits vorbereitete oder platzierte. Daher kommt die Zahl 20 im Haab nicht vor, weil der zwanzigste Tag beispielsweise des Monats Muwan nicht 20 Muwan heißt, sondern 0 Pax . Die achtzehn Vollmonate des Haab heißen Pop, Wo, Sip, Sotz’, Sek, Xul, Yaxk’in, Mol, Ch’en, Yax, Zak, Kej, Mak, K’ank’in, Muwan, Pax, K’ayab und Kumk’u . Daraus ergeben sich 360 Tage, an die zur Angleichung an das Sonnenjahr ein Restmonat von fünf Tagen angeschlossen wird, wie wir esbereits vom ägyptischen Kalender kennen. Dieser Kurzmonat heißt Wayeb , seine fünf Way -Tage wurden als unheilvoll angesehen. Wer konnte, verließ zu dieser Zeit nicht sein Haus, um dem Unglück so aus dem Weg zu gehen. Am letzten Tag des Haab , 0 Pop , dürfte man also mit Ungeduld den Beginn des neuen Haab -Jahres erwartethaben: den folgenden Neujahrstag 1 Pop , der schon deshalb ein willkommener Anlass zum Feiern war. Diego de Landa, der nach der spanischen Eroberung drei Jahrzehnte in Yucatán verbrachte, berichtet von umfangreichen Neujahrsbräuchen, um die Götter (oder Götzen, in den Augen des Franziskaners und Bischofs, der in der Neuen Welt das Christentum durchsetzen wollte) für das neue Jahr geneigt zu stimmen und drohendes Unheil abzuwenden:

    Um es noch feierlicher zu begehen, erneuerten sie an diesem Tag ihren ganzen Hausrat, wie etwa Teller, Gefäße, Schemel, Schilfmatten, die alte Kleidung und die Umhänge,

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