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Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur

Titel: Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Einwanderer aus Asien bereitsim mentalen Gepäck gehabt haben, als sie über die ehemalige Landbrücke von Asien nach Amerika einwanderten und die Neue Welt von Norden her in Besitz nahmen. Neben der zeitlichen Grundeinheit Tag dienten als markanteste Entsprechung am Himmel die Phasen des Mondes dazu, etwas längere Zeitabschnitte zu messen. Nicht nur ist der Trabant vom Planeten Erde aus betrachtet der zweithellste Himmelskörper – sein Werden und Vergehen eignet sich überdies hervorragend, um etwas längere Zeitabschnitte zu verfolgen. Daraus ergibt sich die Zuordnung von weiblichem Zyklus und Schwangerschaft zu den Mondphasen. Wie wir bereits erfahren haben, beziehen sich die frühesten Kalenderaufzeichnungen – so sie nicht etwas gänzlich anderes waren – auf den Mond und seine zyklisch wiederkehrenden Entwicklungsstufen.
    Fortschritt war den Menschen auch vor Jahrtausenden nicht fremd, und vielleicht stellten sie in einer weiteren Stufe ihrer Himmelsneugier fest, dass das Firmament in die eine Richtung zieht, während sich bestimmte Himmelskörper meist entgegengesetzt bewegen: die Wandersterne oder Planeten, von denen einige mit bloßem Auge gut zu beobachten sind. Oder sie zogen Verbindungen zwischen Konstellationen am Sternenhimmel und einem jagdeinträglichen Wildauflauf an einer bestimmten Stelle zu einem bestimmten Zeitpunkt. Oder verstanden ein besonders helles Sternbild, zum Beispiel die Plejaden, an einem Tag im Herbst als Aufforderung, in eine Region aufzubrechen, in der genau zur Zeit ihrer Ankunft wohlschmeckende (und vitaminreiche) Früchte reif sein würden – womit sie nicht minder hungrigen Tieren zuvorkommen und für den Winter vorsorgen konnten. Aus Darwin’scher Sicht ein klarer Selektionsvorteil in der Konkurrenz zwischen Mensch und Tier um Nahrung.
    Wie gesagt, diese Annahmen sind zwar schlüssig, aber nicht beweisbar, weshalb die Frage nach Ursprung und Alter mesoamerikanischerZeitrechnung umstritten ist. Denn natürlich ist es eine Sache, den Nachthimmel im Auge zu behalten und gewisse Zeichen in Form von Konstellationen irdischen Entsprechungen zuzuordnen und dahingehend zu nutzen. Eine andere ist es aber, diese Erkenntnisse in ein mathematisch und astronomisch schlüssiges System zu überführen, das langfristig anwendbar ist – und sich außerdem gemeinschaftlich auf eine kalendarische Zeiteinteilung verbindlich zu verständigen. Ersteres setzt sowohl längerfristige Beobachtungen und Aufzeichnungen als auch mathematische Fähigkeiten voraus, denkbarer Anlass für Letzteres wären Zusammenkünfte, wie sie in Mittelamerika alljährlich Anfang August stattfanden – wenn zu Jäger-und-Sammler-Zeiten größere Menschengruppen zusammenkamen, feierten und sich austauschten. Die ersten Nachweise für den Tzolk’in stammen aus dem 7. Jahrhundert v. Chr., aber mit gewisser Berechtigung gehen einige Forscher inzwischen davon aus, dass die Anfänge des Kalenders mindestens bis auf den Beginn der Sesshaftwerdung um 2000 v. Chr. zurückgehen oder gar bedeutend älter sind. Berechtigt ist diese Annahme deshalb, weil mit der Sesshaftwerdung wichtige Entwicklungen in Gang kommen, die ein gewisses Zeitmanagement befördern: Landwirtschaft mit der Notwendigkeit, Aussaat und Ernte zeitlich festzulegen; die Herausbildung größerer und komplexer Gesellschaften mit der Vorbedingung, genauere Zeitabsprachen treffen zu können; kollektive Rituale, die ihren zeitlichen Platz erhalten, und so weiter. Die Entwicklung von strukturierten Gemeinschaften mit zunehmender Spezialisierung verschaffte irgendwann den Schamanen die Lebensstellung als Spezialisten für alles Zeitliche. Das brachte durchaus erheblichen Statusgewinn mit sich, weil in der universell religiösen Gemeinschaft, die Zeit als eine heilige Sache ansah, der Sternen- und Zeitkundige Respekt, Prestige und Macht genoss. Für manche Forscher liegen genau hier die Ursprünge des politischen Systems der alten Maya.Nicht minder umstritten und spannend ist die Frage, wieso der älteste Kalender Tzolk’in ausgerechnet 260 Tage umfasst. Denn dieser Zeitabschnitt kann auf die Zyklen weder des Mondes noch der Sonne zurückgehen und mutet uns moderne Zeitgenossen daher geradezu willkürlich an. Zumal keine andere Region außerhalb Mesoamerikas bekannt ist, die einen solchen Zyklus zur Zeitrechnung benutzt hätte. Rechnet man ein wenig, ergeben sich aber durchaus mögliche Gründe für die Präferenz der Zahl 260: Angesichts der Bedeutung von Zahlen

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