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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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mit starkem Schnaps gab, in dem er Schlafpulver aufgelöst hatte.
    Er und Reyna halfen der alten Frau auf den Tisch und fesselten sie dann mit starken Gewebestreifen, die breit genug waren, um ihr nicht ins Fleisch zu schneiden, an Hand- und Fußgelenken sowie der Stirn so darauf fest, daß sie sich nicht mehr bewegen konnte.
    Er nahm das kleinste Skalpell aus der Fierro-Sammlung und nickte Reyna zu. »Laß uns anfangen.«
    Als die Lider angehoben waren, setzte er eine Reihe winziger Schnitte rund um die Linse des linken Auges.
    Blasa zog scharf den Atem ein.
    »Es dauert nicht lange«, sagte Jona. Er benutzte die schmale, scharfe Klinge als Hebel, um die getrübte Linse anzuheben und zur Seite zu kippen. Dann wiederholte er den Vorgang im rechten Auge.
    Als er fertig war, dankte er Reyna und hieß sie die Lider loslassen. Sie banden Blasa vom Tisch los und bedeckten ihre Augen mit kühlen, feuchten Tüchern.
    Nach einer Weile nahm Jona die Tücher wieder ab und beugte sich über sie. Ihre geschlossenen Augen tränten, oder sie weinte, und er wischte ihr sanft die Wangen.
    »Señora de Gualda. Öffnet die Augen.«
    Ihre Lider hoben sich. Sie blinzelte gegen das Licht und sah dann zu ihm hoch.
    »... Ihr habt ein sehr gutes Gesicht, Señor«, sagte sie.
    Jona hatte gehofft, Bonestruca würde bei seinem nächsten Besuch auf der finca am Fluß abwesend sein, doch als der Mönch ihn an der Tür begrüßte, verbarg er seine Enttäuschung. Die Kinder, die sich inzwischen von den Mühen der Reise erholt hatten, wirkten kräftiger und recht frohgemut, und Jona sprach über ihre Ernährung mit ihrer Mutter, die mit beiläufigem Stolz erklärte, ihre Kinder seien an reichlich Fleisch und Eier gewöhnt.
    »Und ich bin an erstklassigen Wein gewöhnt«, sagte Bonestruca leichthin, »den ich jetzt unbedingt mit Euch teilen will.«
    Es war offensichtlich, daß er eine Ablehnung nicht dulden würde, und so ließ sich Jona in ein Arbeitszimmer führen, wo er wieder einmal um seine Fassung ringen mußte, denn dieses Zimmer enthielt Erinnerungsstücke an den Kampf des Mönchs gegen die Juden: eine Sammlung von Gebetsriemen, ein Käppchen und – ein unglaublicher Anblick für Jona – eine Torarolle.
    Der Wein war wirklich gut. Während Jona nippte und sich bemühte, die Torarolle nicht anzustarren, musterte er seinen Gastgeber, der sein Todfeind war, und fragte sich, wie schnell er dem Haus dieses Mannes würde entfliehen können.
    »Kennt Ihr das Damespiel?« fragte Bonestruca.
    »Nein, von einem Damespiel habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Es ist ein ausgezeichnetes Spiel, das den Verstand anregt. Ich bringe es Euch bei«, sagte er, und zu Jonas Verärgerung stand er auf und holte aus einem Regal ein quadratisches Spielbrett, das er auf den kleinen Tisch zwischen ihnen legte, sowie zwei Stoffsäckchen.
    Das Brett war in helle und dunkle Quadrate unterteilt, insgesamt vierundsechzig, wie Bonestruca sagte. Jedes der Säckchen enthielt zwölf kleine, glatte Steine; die Steine in dem einen Säckchen waren schwarz, die in dem anderen dagegen hellgrau. Bonestruca gab Jona die schwarzen Steine und sagte ihm, er müsse sie auf die dunklen Quadrate der ersten drei Reihen des Bretts setzen, während er selbst dies auf seiner Seite mit den hellen Steinen tat. »So haben wir uns sechs Reihen Soldaten aufgestellt, und jetzt sind wir im Krieg, Señor!«
    Der Mönch zeigte ihm, daß man mit einem Stein nur schräg nach vorne zu einem angrenzenden Quadrat ziehen durfte. »Schwarz eröffnet. Wenn einer meiner Soldaten auf einem angrenzenden Feld steht und sich dahinter ein leeres Feld befindet, muß er gefangen, das heißt übersprungen, und entfernt werden. Die Soldaten dürfen sich nur vorwärts bewegen, aber wenn ein Held die hinterste Reihe des Gegners erreicht, wird er zum Monarchen gekrönt, indem man einen Stein derselben Farbe auf ihn legt. So ein Doppelstein kann sich nach vorne und nach hinten bewegen, denn niemand darf einem König vorschreiben, wohin er gehen soll.
    Eine Armee ist besiegt, wenn alle Soldaten des Gegners gefangen sind oder sich nicht mehr bewegen können.« Bonestruca brachte alle Steine wieder in die Ausgangsposition. »Und jetzt, Arzt, greift mich an!«
    Sie spielten fünf Kriegsspiele. Die ersten zwei Schlachten waren für Jona schnell vorüber, aber er lernte dabei, daß er nicht einfach nur aufs Geratewohl ziehen durfte. Ein paarmal verleitete Bonestruca ihn zu einem törichten Zug, indem er einen seiner Soldaten

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