Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
Vom Netzwerk:
überhaupt nicht gebrauchen«, sagte Fierro, und während Jona das Tier zum Haus des Meisters geleitete, tätschelte es Fierro und sprach ihm mit leiser Stimme gut zu. Sie schafften die Truhe ins Haus, und danach befahl der Meister Jona, das Tier wieder in den Stall zu bringen und selbst in seine Hütte zurückzukehren, was Jona auch tat. Er fiel sofort auf sein Lager, doch obwohl er sehr müde war und schlafen wollte, lag er noch lange wach in der Dunkelheit und wälzte sorgenschwere Gedanken.
    Trotz all ihrer Vorsichtsmaßnahmen merkte Costa am nächsten Morgen, daß etwas nicht stimmte. Er war bei Tagesanbruch aufgestanden, um zu jagen, und hatte gesehen, daß frischer Kot auf dem Hof vor dem Stall lag, obwohl im Stall alle Tiere an ihren Plätzen standen.
    »Wer hat heute nacht ein Pferd oder ein Lasttier benutzt?« fragte er beiläufig in die Runde, ohne jedoch eine Antwort zu erhalten.
    Paco zuckte die Achseln. »Bestimmt hat sich ein Reiter verirrt, und als er sah, daß es hier nicht mehr weitergeht, ist er den Weg zurückgeritten, den er gekommen ist.«
    Costa nickte widerstrebend. Jona hatte das Gefühl, daß er, jedesmal, wenn er hochsah, seinem Blick begegnete.
    Jona wartete ungeduldig auf die Abreise, doch der Meister wollte erst aufbrechen, wenn er eine letzte Angelegenheit erledigt hatte. Fierro übergab einem alten Freund, dem Bürgermeister des Dorfes, ein Päckchen, das zwei Wochen nach ihrer Abreise geöffnet werden sollte. Es enthielt Geld, das unter den Männern Fierros gemäß ihrer Dienstzeit verteilt werden sollte, und einen Brief, in dem er ihnen Werkstatt und Schmiede in ihren gemeinsamen Besitz übergab und sie ermutigte, ihre beträchtlichen Fähigkeiten zu nutzen, um mit der Herstellung von Rüstungen und anderen Gerätschaften ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
    »Es ist Zeit«, sagte Fierro an diesem Abend, und Jona verspürte eine große Erleichterung. Sie warteten, bis die Nacht fast vorüber war, damit sie Tageslicht hätten, wenn sie unbekanntes Gelände erreichten. Im Stall führte Fierro sein vertrautes Reittier aus seinem Verschlag, eine schwarze Stute und, wie es hieß, das beste Pferd in seinem Besitz.
    »Nimm dir den grauen Araber«, sagte er, und Jona tat freudig wie ihm geheißen. Sie sattelten beide Pferde, stellten sie dann wieder in ihre Verschlage und führten ein letztes Mal das Maultier zu Fierros Haus.
    Nachdem sie sich für die Reise angekleidet und bewaffnet hatten, beluden sie das Packtier mit ihren übrigen Habseligkeiten. Dann holten sie ihre Pferde aus dem Stall und führten die drei Tiere im grauen Licht des neuen Morgens zwischen den Werkstätten und Hütten hindurch über das Grundstück.
    Sie sprachen kein Wort.
    Jona tat es leid, daß er sich von Paco nicht hatte verabschieden können.
    Er wußte, was es hieß, ein Zuhause zu verlassen, und konnte sich deshalb gut vorstellen, wie Fierro sich fühlen mußte. Als er ein leises Stöhnen hörte, hielt er es deshalb zuerst für einen Laut des Bedauerns, doch als er sich zu dem Älteren umdrehte, sah er, daß knapp über dem Brustharnisch ein gefiederter Schaft aus der Kehle des Meisters ragte. Helles Blut quoll aus Manuel Fierros Hals und tropfte vom Harnisch auf sein Pferd.
    Angel Costa stand vielleicht vierzig Schritt entfernt und hatte in dem trüben Licht einen Schuß abgegeben, der ihm ein Goldstück des Meisters eingebracht hätte, wäre es bei einem Übungsschießen gewesen.
    Jona wußte, daß Angel sich zuerst Fierro vorgenommen hatte, weil er das Schwert des Meisters fürchtete. Vor Jona hatte er keine Angst, und er hatte bereits seinen Bogen weggeworfen und zog nun im Laufen sein Schwert.
    Wie gelähmt vor Schreck hatte Jona im ersten Augenblick nur einen Gedanken: Spring aufs Pferd und reite davon. Doch vielleicht gab es noch etwas, das er für Fierro tun konnte.
    Er hatte keine Zeit zum Überlegen, nur Zeit, sein Schwert zu ziehen und in Stellung zu gehen. Im nächsten Moment fiel Costa über ihn her, und die Klingen stießen klirrend aufeinander.
    Jona hatte nur wenig Hoffnung. Immer und immer wieder hatte Costa ihn besiegt. Der Ausdruck in dessen Gesicht, Verachtung gepaart mit angespanntem Nachdenken, war ihm wohlvertraut. Costa überlegte offenbar gerade, welche Stoßfolge den Kampf am schnellsten beenden würde, und er konnte dabei aus einem Dutzend Finten wählen, die in der Vergangenheit gegen den Neuling schon erfolgreich gewesen waren.
    Mit der ganzen Kraft der Verzweiflung blockierte Jona

Weitere Kostenlose Bücher