Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
Vom Netzwerk:
Costas Schwert, und Heft an Heft und Faust an Faust stemmten sie sich gegeneinander. Plötzlich war Jona, als würde er Mingos Stimme in seinem Kopf hören, die ihm genau sagte, was er tun mußte.
    Seine linke Hand kroch zu der kleinen Scheide an seinem Gürtel und zog den Dolch.
    Rammte ihn Costa in den Leib. Riß ihn nach oben.
    Starr vor Verblüffung starrten sie sich an, denn beide wußten, daß es eigentlich nicht so hätte enden sollen. Dann sackte Costa zusammen.
    Fierro war tot, als Jona zu ihm zurückkehrte. Er versuchte, den Pfeil herauszuziehen, aber er steckte zu tief, und die Spitze verhakte sich, und so brach er ihn knapp über dem blutigen Hals ab.
    Jona konnte nicht zulassen, daß Fierro gefunden würde, denn er wußte, daß der Leichnam verurteilt und als letzte Entehrung auf dem nächsten Autodafe zusammen mit den lebenden Opfern verbrannt werden würde.
    Er hob den Meister vom Boden auf und trug ihn ein gutes Stück vom Pfad weg. Dann hackte er mit seinem Schwert den sandigen Boden auf und schaufelte mit bloßen Händen die gelockerte Erde heraus, bis ein flaches Grab entstanden war.
    Das Erdreich war voller Steine und kleiner Felsbrocken, die das Schwert ruinierten und es als Waffe unbrauchbar machten. Er tauschte es gegen Fierros wunderbar gearbeitetes Schwert aus. Die silbernen Sporen ließ er an den Stiefeln des Meisters, nahm aber seine Geldbörse und zog ihm die Kordel vom Hals, an der die Schlüssel zu den Truhen hingen.
    Zum Schutz gegen wilde Tiere bedeckte er Fierros Leiche sorgfältig mit schweren Steinen und schaufelte dann einen Fuß tief Erde darüber, die er wiederum mit Steinen und Zweigen und einem kleinen Felsbrocken bedeckte, bis das Grab vom Weg aus nicht mehr zu erkennen war.
    Auf Costa hatten sich bereits ein paar Fliegen niedergelassen, und schon bald würde es ein ganzer Schwarm sein, aber nachdem Jona sich versichert hatte, daß Costa tot war, ließ er ihn im Staub liegen.
    Schließlich floh er von diesem Ort. Auf seinem grauen Araber, Fierros schwarze Stute und das Packtier im Schlepptau, ritt er in forschem Trab durch das milde Licht des frühen Morgens. Auch nachdem er die Landenge zwischen Gibraltar und dem Festland überquert hatte, verlangsamte er sein Tempo nicht, und an der geplünderten Ruhestätte des Pilgerheiligen ritt er vorbei, ohne einen Blick darauf zu werfen. Stunden später, als die Sonne hoch am Himmel stand, befand er sich bereits wieder in der menschenleeren Sicherheit des Hochgebirges, und eine Weile weinte er im Reiten wie ein Kind um Fierro, denn sein Herz war voll der Trauer. Aber da war auch noch ein anderes Gefühl. Er hatte zwei Männer in den Tod geschickt und einem dritten mit eigenen Händen das Leben genommen, und was er dadurch verloren hatte, wog schwerer als alle Lasten, die das Maultier trug.
    Als er sicher war, daß er nicht verfolgt wurde, beschloß er, die Tiere zu schonen, und ließ sie im Schritt über die schmalen Gebirgspfade gehen, denen er fünf Tage lang nach Osten folgte. Dann wandte er sich nach Nordosten, blieb aber weiterhin im Schutz der Hügel, bis er sich Murcia näherte.
    Die lederne Truhe öffnete er nur einmal. Dem Gewicht nach konnte sie nur eins enthalten, und so war der Anblick der Goldmünzen nichts als eine Bestätigung für Jona, daß die Truhe das Vermögen barg, das sich der Meister in zwei Jahrzehnten der Herstellung erstklassiger Wehr für die Reichen und Mächtigen erarbeitet hatte. Es waren Mittel, die Jona nicht als die eigenen betrachtete, und so verschloß er die Truhe wieder, ohne die Münzen anzurühren, und steckte sie in ihren großen Leinensack zurück. Fierro hatte ihm den Schatz in seine Verantwortung übergeben.
    Haare und Bart wurden ihm schnell wieder wild und struppig, und Sporen und Brustharnisch setzten im taufeuchten Gras, auf dem er nachts schlief, Rost an. Zweimal hielt er, um Vorräte zu kaufen, in entlegenen Dörfern an, die ihm sicher erschienen, doch ansonsten mied er jede Begegnung mit Menschen. Im Grunde genommen aber konnte er sich in Sicherheit wiegen, denn er war das Ebenbild eines mordlüsternen Raubritters, der mit seinem prächtigen Schwert, den kriegstauglichen Pferden und seiner furchterregenden Erscheinung weder zum Angriff noch zum höflichen Gespräch einlud.
    Hinter Murcia wandte er sich nach Norden und ritt durch Valencia und nach Aragõn hinein.
    Gibraltar hatte er am Ende des Sommers verlassen. Jetzt wurden die Tage kühler, und die Nächte waren kalt. Von einem

Weitere Kostenlose Bücher