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Der Meister des Drakung-Fu

Titel: Der Meister des Drakung-Fu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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rechtsmedizinischen Institut, in dem er arbeitete, nun ja, geliehen hatte.
    Er steckte sich das Röhrchen in den Mund und zog mit den Zähnen den kleinen gelben Pfropfen heraus. PLOPP! Dann leckte er die Blutreste vom Pfropfen und schnalzte mit der Zunge. »Blutgruppe AB, ein Fest für den Gaumen!«
    Frau Tepes verschränkte die Arme. »Mihai!«, sagte sie streng.
    »Oh, Skyzati.« Schnell trat Mihai Tepes mit dem Röhrchen in der Hand ans Sofa. Er beugte sich über den Jungvampir und tröpfelte ihm vorsichtig etwas Blut auf die Lippen und in den Mund.
    Im nächsten Moment riss der junge Vampir die Augen auf, schreckte hoch, fuchtelte mit den Armen und schlug Herrn Tepes mit einer Handkante das Blutröhrchen aus der Hand.
    Das Blutröhrchen segelte quer durch das Wohnzimmer. Herr Tepes segelte hinterher. Kurz bevor es am Wohnzimmerboden zerschellen konnte, hechtete Mihai Tepes schwungvoll über eine Grünpflanze, rutschte ein Stück über den Boden und fing das Röhrchen elegant auf. Einen Moment blieb er so liegen, das Blutröhrchen in der Hand erhoben, und hauchte: »AB!«
    »Wer seid ihr? In wessen Jurte bin ich?«, fragte der junge Vampir und sah sich nervös nach allen Seiten um.
    Frau Tepes lächelte so vertrauenerweckend sie konnte. (Und sie konnte sehr vertrauenerweckend lächeln). »Ich bin Elvira, das dort am Boden hinter der Zimmerpalme ist mein Mann Mihai und das hier ist unser ... ähm, unsere Jurte.«
    »Und wer bist du?«, fragte Herr Tepes, der das Blutröhrchen schnell leer trank und wieder aufstand.
    »KERUL!!!«, kamen zwei Mädchenstimmen von der Wohnzimmertür.
    »Silvania? Daka?« Kerul richtete sich auf und sah zur Tür.
    »Ihr kennt euch?« Frau Tepes blickte erstaunt zwischen ihren Töchtern und dem Besucher hin und her. Dann sah sie Hilfe suchend zu ihrem Mann. Der zuckte mit den Schultern.
    Silvania und Daka liefen zum Sofa. »Was ist passiert?«, fragte Silvania.
    »Bist du den ganzen Weg geflogen?«, fragte Daka.
    »Hast du die Prüfung nicht bestanden?«, fragte Silvania.
    »MOMENT!«
    Frau Tepes schob sich energisch zwischen ihre Töchter und Kerul. Dann sah sie Kerul eindringlich an und fragte: »Wer bist du?«
    »Ich bin ihr Bruder«, sagte Kerul. Er nickte Silvania und Daka zu.
    Frau Tepes erstarrte auf der Stelle, als hätte jemand in ihrem Körper die Notbremse gezogen. Dann wanderten ihre Augen langsam zu ihrem Mann. »Mihai?«
    Bevor Herr Tepes den Mund, der ihm aufgeklappt war, wieder zumachen und eine Antwort geben konnte, lachte Daka los.
    »Doch nicht so ein Bruder!«, rief Kerul. »Nur virtuell.«
    Elvira und Mihai Tepes überboten sich gegenseitig im Stirnrunzeln.
    »Kerul ist unser virtueller Zwilling«, erklärte Silvania. »Wir haben uns im VampirVZ kennengelernt.«
    »Und wie kommst du aus dem VampirVZ hierher?«, fragte Mihai Tepes.
    »Langer Flug, lange Geschichte«, erwiderte Kerul.
    Herr Tepes trat zum Wohnzimmerregal, holte eine Flasche Karpovka und ein Gläschen heraus und nickte Kerul zu. »Ich liebe lange Flüge und lange Geschichten, schieß los!«

Die Gartenjurte
    D aka steckte den Kopf in das zeltähnliche Gebilde, das sie den ganzen Abend mit Kerul im Garten hinter dem Reihenhaus aufgebaut hatten. »Und, ist das jetzt wie eine richtige Jurke?«
    »Jurte«, verbesserte sie Kerul und nickte. Den ersten Tag hatte er im Haus der Tepes' verbracht. Er war erschöpft und müde gewesen und wollte nur eins: abhängen und schlafen. Er hatte es zuerst im Zimmer der beiden Zwillinge versucht. Dann in einem Zimmer voller Klobrillen. Danach in der Duschkabine im Bad, in der Küche unter der Abzugshaube, im Wohnzimmer an der Gardinenstange und schließlich im Keller. Doch dort schnarchte Herr Tepes in seinem Sarg. Sehr laut.
    Kerul hatte es wirklich versucht. Er wollte seine Gastgeber nicht beleidigen. Aber er konnte einfach nicht in ihrem Haus schlafen. Er war feste Wände aus Stein um sich herum nicht gewöhnt. In einem Haus fühlte er sich eingesperrt, als würde er keine Luft bekommen. Was er zum Schlafen brauchte, waren eine Jurte und ein Teppich, in den er sich einrollen konnte.
    »Manchmal ist es auch ganz gut, dass Mama alles aufhebt«, sagte Silvania, die gerade mit einem Vorleger unter dem Arm die Jurte betrat. Sie rollte den Vorleger aus. »Den hat Oma Rose von einer Reise aus dem Orient mitgebracht und uns geschenkt.« Der kleine Teppich staubte. Silvania hustete »Das ... äh ... ist bestimmt Wüstensand.«
    Kerul griff in die Tasche seines dunkelblauen

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