Der Meister und Margarita
Preis! "Alles Gute, Messere", sagte sie laut und dachte: Nur weg von hier, dann gehe ich zum Fluß und ertränke mich. "Setzt Euch", sagte Voland plötzlich gebieterisch. Margarita wechselte die Farbe und setzte sich hin. "Möchtet Ihr vielleicht noch etwas zum Abschied sagen?"
"Nein, nichts, Messere", antwortete Margarita stolz, "nur eines: Wenn Sie mich wieder einmal brauchen, bin ich gern bereit, alles zu tun, was Sie wünschen. Ich bin kein bißchen müde und habe mich auf dem Ball köstlich amüsiert. Wenn er noch länger gedauert hätte, ich hätte gern weiterhin Tausenden von Mördern und Galgenschwengeln mein Knie zum Kuß hingehalten." Margarita blickte Voland wie durch einen Schleier an, ihre Augen füllten sich mit Tränen.
"Richtig! Da habt Ihr völlig recht!" rief Voland mit schrecklich hallender Stimme. "So gehört es sich auch!" "So gehört es sich auch!" echote Volands Gefolge. "Wir haben Euch geprüft", sagte Voland, "bittet niemals um etwas ! Niemals und niemanden, vor allem keinen, der stärker ist als Ihr. Man wird Euch alles von selbst offerieren und geben. Setzt Euch hierher, stolze Frau." Voland riß Margarita den schweren Hausrock herunter, und wieder saß sie neben ihm auf dem Bett. "Also, Margot", fuhr er fort, und seine Stimme klang weicher, "was wollt Ihr dafür, daß Ihr heute abend meine Ballkönigin wart? Was wünscht Ihr Euch dafür, daß Ihr nackt am Ball teilgenommen habt? Wie hoch schätzt Ihr Euer Knie? Was für Schäden haben Euch meine Gäste zugefügt, die Ihr soeben Galgenschwengel nanntet? Sprecht! Und jetzt sprecht ohne Scheu, denn ich hab's Euch angeboten." Margarita klopfte das Herz, sie seufzte tief und dachte nach.
"Vorwärts, nicht so schüchtern!" rief Voland aufmunternd. "Weckt Eure Phantasie, gebt ihr die Sporen! Allein schon Eure Anwesenheit bei der Ermordung des Barons, dieses unverbesserlichen Schurken, ist eine Belohnung wert, zumal Ihr eine Frau seid. Nun?"
Margarita wurde die Luft knapp, und sie wollte schon die geheimen Wünsche äußern, die in ihrer Seele brannten, doch plötzlich erbleichte sie, öffnete den Mund und riß die Augen auf. Frida! Frida! Frida! schrie ihr eine lästige Stimme flehend in die Ohren. Ich heiße Frida! Margarita stotterte: "So darf ich denn ... vielleicht... um eine Sache bitten." "Fordern, fordern, meine Donna", antwortete Voland und lächelte verständnisvoll, "fordern sollt Ihr eine Sache." Ach, wie geschickt und wie deutlich er das Wort betonte, das er ihr nachsprach — "eine Sache". Margarita seufzte noch einmal und sagte:
"Ich möchte, daß man Frida nicht mehr das Tuch hinlegt, mit dem sie ihr Kind erstickte."
Der Kater drehte die Augen gen Himmel und seufzte geräuschvoll, doch er sagte nichts.
"Angesichts dessen", sagte Voland schmunzelnd, "daß eine Bestechung durch die dumme Frida völlig ausgeschlossen ist, da sie mit Eurer Königswürde unvereinbar wäre, weiß ich nicht recht, was ich tun soll. Es bleibt mir wohl nur eines: mich mit Lappen einzudecken und alle Ritzen meines Schlafzimmers damit zu verstopfen."
"Wovon sprechen Sie, Messere?" fragte Margarita, verblüfft über diese unbegreiflichen Worte.
"Ich bin vollkommen Eurer Meinung, Messere", mischte sich der Kater ins Gespräch, "ja, mit Lappen!" Gereizt hieb er die Pfote auf den Tisch.
"Ich spreche von der Barmherzigkeit", erklärte Voland und ließ den feurigen Blick nicht von Margarita, "manchmal schleicht sie tückisch und ganz unerwartet in den dünnsten Ritzen herein. Darum spreche ich von Lappen . .."
"Ich auch!" rief der Kater und bog sich für alle Fälle von Margarita weg, wobei er die mit rosa Creme beschmierten Pfoten vor die spitzen Ohren hielt.
"Pack dich fort", sagte ihm Voland.
"Ich hab noch keinen Kaffee getrunken", antwortete der Kater, "wie kann ich da weggehen? Teilt Ihr etwa in so einer festlichen Nacht Eure Tafelgäste in zwei Sorten ein, Messere? Ein Teil ist erste Sorte, und die anderen sind, wie sich dieser trübsinnige Geizhals von Kantinenwirt ausdrückte, vom zweiten Frischegrad?"
"Halt den Mund", befahl ihm Voland, dann fragte er Margarita: "Ihr seid, nach allem zu urteilen, wohl, ein außergewöhnlich guter Mensch? Ein Mensch mit hoher Moral?" "Nein", antwortete Margarita energisch, "ich weiß, daß ich mit Ihnen nur offen reden kann, darum sage ich Ihnen, ich bin leichtsinnig. Ich bitte deshalb für Frida, weil ich so unvorsichtig war, ihr feste Hoffnungen zu machen. Sie wartet, Messere, und sie glaubt an meine Macht.
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