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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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National Crime Information Center des FBI sammelte Daten über vermisste Personen, die mit Angaben über nicht identifizierte Leichen abgeglichen werden konnten.
    »Haben wir denn nichts hier in der Region?«, fragte Pepe. »Keine Meldungen über vermisste Personen, die passen könnten?«
    Rizzoli schüttelte den Kopf. »Nicht im Staat Massachusetts.«
    So erschöpft sie war, in dieser Nacht konnte sie einfach keinen Schlaf finden. Einmal stand sie auf, um zum wiederholten Mal die Schlösser an ihrer Wohnungstür zu überprüfen und das Fenster, das zur Feuerleiter führte, fest zu verriegeln. Und dann, eine Stunde später, hörte sie plötzlich ein Geräusch und bildete sich ein, es sei Warren Hoyt, der über den Flur auf ihre Schlafzimmertür zukam, in der Hand ein Skalpell. Blitzschnell nahm sie ihre Waffe vom Nachttisch, sprang aus dem Bett und ging in die Hocke. Schweißgebadet harrte sie so in der Dunkelheit aus, mit der Waffe im Anschlag, und wartete darauf, dass der Schatten sich in der Tür zeigte.
    Sie sah nichts, hörte nichts außer dem Trommeln ihres eigenen Herzens und dem Wummern der Musik aus den Lautsprechern eines vorbeifahrenden Autos.
    Schließlich schlich sie hinaus auf den Flur und schaltete das Licht ein.
    Kein Einbrecher.
    Sie ging weiter ins Wohnzimmer und drückte auch dort auf den Lichtschalter. Ein rascher Blick zeigte ihr, dass die Türkette vorgelegt war, das Fenster zur Feuerleiter fest verschlossen. Und nun stand sie dort in dem Zimmer, das haargenau so aussah, wie sie es verlassen hatte, und dachte: Ich verliere allmählich den Verstand.
    Sie ließ sich auf das Sofa sinken, legte die Waffe weg und stützte den Kopf auf die Hände. Wenn sie doch nur alle Gedanken an Warren Hoyt aus ihrem Gehirn herauspressen könnte! Aber er war immer da, wie ein Tumor, der sich nicht herausschneiden ließ und mit seinen Metastasen schon jede einzelne Sekunde ihres Lebens vergiftet hatte. Im Bett hatte sie nicht an Gail Yeager gedacht, auch nicht an die namenlose Frau, deren Knochen sie gerade in Augenschein genommen hatte. Und auch nicht an den blinden Passagier, dessen Akte immer noch auf ihrem Büroschreibtisch lag und ihr stumme Vorwürfe zu machen schien, weil sie seinen Fall vernachlässigt hatte. So viele Namen und Berichte, die ihre Aufmerksamkeit forderten – doch wenn sie sich abends ins Bett legte und in die Dunkelheit starrte, war es nur Warren Hoyts Gesicht, das vor ihrem geistigen Auge auftauchte.
    Das Telefon klingelte. Sofort saß sie kerzengerade im Bett, und das Herz hämmerte ihr gegen die Rippen. Sie musste mehrmals tief durchatmen, bis sie sich so weit beruhigt hatte, dass sie nach dem Hörer greifen konnte.
    »Rizzoli?«, meldete sich Thomas Moore. Es war eine Stimme, mit der sie nicht gerechnet hatte, und unversehens überkam sie ein Gefühl des Verlangens nach seiner Nähe. Es war erst ein Jahr her, dass sie und Moore im Team an der Ergreifung des Chirurgen gearbeitet hatten. Ihre Beziehung war zwar nie über das rein Kollegiale hinausgegangen, aber sie hatten einander ihr Leben anvertraut, und in gewisser Weise schuf dies eine Nähe, wie sie in einer Ehe nicht größer sein konnte. Und nun erinnerte seine Stimme sie daran, wie sehr er ihr fehlte. Und wie sehr ihr seine Heirat mit Catherine immer noch ein Dorn im Fleisch war.
    »Hallo, Moore«, erwiderte sie lässig, ohne sich irgendetwas von ihren Gefühlen anmerken zu lassen. »Wie spät ist es denn da drüben?«
    »Kurz vor fünf. Tut mir Leid, dass ich Sie um diese Zeit anrufe, aber ich wollte nicht, dass Catherine irgendetwas mitbekommt.«
    »Ist schon okay. Ich bin noch wach.«
    Eine Pause. »Sie können auch nicht einschlafen.« Keine Frage, sondern eine Feststellung. Er wusste, dass in ihren Köpfen dasselbe Gespenst spukte.
    »Hat Marquette Sie angerufen?«, fragte sie.
    »Ja. Ich hatte gehofft, dass inzwischen …«
    »Nein, nichts. Es sind fast vierundzwanzig Stunden vergangen, und bis jetzt ist er noch nicht ein einziges Mal gesichtet worden.«
    »Die Spur ist also kalt.«
    »Es gab von Anfang an keine Spur. Er tötet drei Menschen im OP, verwandelt sich in den großen Unsichtbaren und spaziert zur Hintertür des Krankenhauses hinaus. Die Kollegen in Fitchburg und die Staatspolizei haben die ganze Umgebung abgeklappert, haben Straßensperren errichtet, sein Gesicht erscheint in allen Abendnachrichten – nichts.«
    »Es gibt einen Ort, zu dem er sich hingezogen fühlen wird. Einen Menschen …«
    »Catherines Haus

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