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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Atemmaske, und auch an diesem Nachmittag hatte er sein Gesicht nur mit einem Plastikschutz bedeckt, durch den sie seine düstere Miene erkennen konnte. Die übrigen Anwesenden wirkten nicht minder ernst, und sie betrachteten Rizzoli mit irritierendem Schweigen, als sie durch die Tür trat. Inzwischen überraschte es sie nicht mehr, dass auch Agent Dean unter ihnen war. Sie erwiderte seinen Blick mit einem leichten Nicken und fragte sich, ob es ihm wohl auch gelungen war, ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Zum ersten Mal sahen seine Augen müde aus. Dieser Fall begann allmählich selbst einem Mann wie Gabriel Dean zuzusetzen.
    »Was habe ich verpasst?«, fragte sie. Sie fixierte nur Dr. Isles; noch schreckte sie vor dem Anblick der Toten auf dem Tisch zurück.
    »Wir sind mit der äußeren Untersuchung fertig. Die Spurensicherung hat bereits die Haut auf Fasern abgesucht und Haar- und Nagelproben genommen.«
    »Und der Vaginalabstrich?«
    Isles nickte. »Es war motiles Sperma vorhanden.«
    Rizzoli holte noch einmal tief Luft und richtete den Blick auf die sterblichen Überreste von Karenna Ghent. Die Mentholsalbe, die Rizzoli sich heute zum ersten Mal unter die Nasenlöcher gerieben hatte, war fast zu schwach als Schutz vor dem üblen Gestank der Verwesung. Sie traute ihrem eigenen Magen nicht mehr. So viel war in den letzten Wochen schief gegangen, und allmählich hatte sie den Glauben an die ganz besonderen Stärken verloren, die ihr geholfen hatten, ähnliche Situationen in der Vergangenheit zu überstehen. Als sie diesen Raum betreten hatte, war es nicht so sehr die Autopsie selbst gewesen, der sie mit Bangen entgegengesehen hatte, sondern vielmehr ihre eigene Reaktion darauf. Sie konnte sie weder voraussagen noch beherrschen, und diese Erkenntnis ängstigte sie mehr als alles andere.
    Zu Hause hatte sie sich noch rasch eine Hand voll Cracker in den Mund gestopft, um diese Tortur nicht mit leerem Magen durchstehen zu müssen, und nun stellte sie erleichtert fest, dass sie trotz der Gerüche und des abstoßenden Zustands der Leiche nicht den geringsten Anflug von Übelkeit empfand. Äußerlich vollkommen gefasst betrachtete sie den graugrün angelaufenen Bauch. Der Y-förmige Einschnitt war noch nicht gemacht. Der Anblick der einen klaffenden Wunde war das Einzige, wovor sie noch zurückscheute. Stattdessen konzentrierte sie sich auf den Hals, auf die kreisförmigen Blutergüsse links und rechts unterhalb der Kieferkante, die trotz der postmortalen Verfärbungen gut zu erkennen waren: die Spuren der Finger des Mörders, die sich in das Fleisch gebohrt hatten.
    »Mit bloßen Händen erwürgt«, bestätigte Dr. Isles. »Genau wie Gail Yeager.«
    Die intimste Art, einen Menschen zu töten, hatte Dr. Zucker es genannt. Haut auf Haut. Ihre Hände am Hals des Opfers. Das Gefühl, ihr die Kehle zuzudrücken, bis Sie spüren, wie das Leben dahinschwindet.
    »Und die Röntgenaufnahmen?«
    »Eine Fraktur des linken Kehlkopfhorns.«
    Dr. Tierney schaltete sich ein. »Es ist nicht der Hals, der uns im Moment interessiert. Es ist die Wunde. Sie sollten sich selbst davon überzeugen, Detective. Ich schlage vor, dass Sie sich Handschuhe anziehen.«
    Sie ging zu dem Schrank, in dem die Handschuhe aufbewahrt wurden. Bewusst langsam streifte sie sich ein Paar in Größe S über und nutzte die Zeit, um sich innerlich zu wappnen. Endlich drehte sie sich wieder zum Tisch um.
    Dr. Isles hatte bereits die Lampe auf den Unterleib gerichtet. Die Wundränder waren wie zwei schwarze Lippen.
    »Die Haut wurde mit einem einzigen sauberen Schnitt aufgeschlitzt«, erklärte Dr. Isles. »Eine Klinge mit glatter Schneide. Nach diesem ersten Schnitt folgten tiefere Inzisionen. Zunächst die Oberflächenfaszien, dann das Muskelgewebe und schließlich das Beckenperitoneum.«
    Rizzoli starrte in die Wundöffnung; sie dachte an die Hand, die das Skalpell gehalten hatte – die ohne zu zittern, mit einer einzigen sicheren Bewegung, den Schnitt geführt hatte.
    Mit leiser Stimme fragte sie: »Hat die Frau noch gelebt, als ihr das angetan wurde?«
    »Nein. Er hat nicht genäht, und es kam auch zu keinen größeren Blutungen. Es handelte sich um einen postmortalen Eingriff; durchgeführt, nachdem das Herz aufgehört hatte zu schlagen und der Kreislauf zum Erliegen gekommen war. Die Art, wie die Operation durchgeführt wurde – die methodische Aufeinanderfolge der Einschnitte – deutet darauf hin, dass der Täter chirurgische Erfahrung besitzt. Er hat

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