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Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nun sich selbst überlassen.
Vereinzelt wuchsen Büsche. Schutthaufen bildeten mannshohe graue Kegel.
    Die Verfolger kamen, hatten
geschnallt, dass Gaby auf der Straße nicht war. Also konnte sie nur hier sein.
    Das Licht der Scheinwerfer
schwankte heran. Immerhin mussten die Maschinen langsam fahren.
    Gaby hatte schon ihr Rad über
den Zaun gehoben und kletterte jetzt. Ihre Jacke blieb an einem Nagel hängen
und riss ein. Gaby fiel auf ihr Rad, tat sich weh und hätte am liebsten eine
Bombe geworfen. Stattdessen nahm sie ihr Bike, schob’s und rannte zu einer
Gruppe ziemlich dichter Büsche. Hinter die kauerte sie sich. Ihr Atem ging
schnell. Durch die Zweige, an denen noch Blätter hingen, lugte sie zum Zaun.
    Die Maschinen stoppten. Die
Scheinwerferbahnen kreuzten sich und erhellten das Gelände, aber nicht in Gabys
Richtung.
    „Diese Kröte!“, meinte der
Erste.
    „Sie muss hier irgendwo sein“,
meinte der Dritte, dessen Stimme lächerlich hell klang. Er hatte vorher nicht
gesprochen.
    „Willst du suchen?“ Der Erste
rülpste und sicherlich roch seine Umgebung jetzt nach vor verdautem Bier.
    „Wäre doch ein nettes
Geländespiel“, quäkte der Dritte. „Unser Scharführer wäre dafür.“
    „Die ist das Jungtier von ‘nem
Bullen“, informierte der Zweite. „Der hat mich mal in der Mache gehabt, ‘ne
tierische Arreststrafe habe ich gekriegt. Der Trine würde ich jetzt gern eine
reinhauen.“
    „Zu gefährlich, Kurt“, meint
der Erste. „Wenn die dich wieder erkennt, brummst du dir Schwielen an den Hintern.“
    „Ich setz’ mir den Helm auf.
Und ihr werdet aussagen, dass wir die ganze Zeit im Biereimer waren. Ich war
nicht mal zum Pinkeln, hähäh. Los, wir suchen!“
    Die Maschinen, die bereits
leise liefen, wurden ausgeschaltet — ebenso die Scheinwerfer. Aber da war Gaby
schon ein ganzes Stück entfernt.
    Sie zitterte vor Angst, behielt
trotzdem die Übersicht, verlor nicht den Kopf, sondern hastete gebückt, wobei
sie ihr Rad schob, über das dunkle Gelände. Sie bemühte sich lautlos zu sein,
was auch gelang.
    Nach längerer Strecke wagte sie
aufrechte Haltung. Das Rad stieß gegen einen Stein und klapperte. Gaby hörte
die Verfolger, aber sie suchten noch nicht in ihrer Richtung. Wieder geriet
Gaby an einen Zaun. Diesmal war er aus Drahtmaschen und hatte ein türgroßes Loch.
    Sie schlüpfte durch. Ein Weg.
Dunkle Gebäude. Dann sah sie die Straße, die zum Friedhof führt, und riskierte
es, aus der Dunkelheit ins Licht zu treten.
     
    Sie blickte an sich hinunter.
Schmutzig war sie. An der neuen Regenjacke klaffte zwischen linker Achsel und
Hüfte ein langer Riss. Da ließ sich nichts mehr reparieren.
    Gaby äugte auf der Straße
zurück — zu der Einmündung des Weges. Aber die drei Glatzen waren immer noch
mit der Suche beschäftigt.
    Verschimmeln sollen sie!,
dachte Gaby wütend. Sie stieg auf ihr Rad und jagte die völlig gerade Straße
entlang. Hier war die Gegend einsam wie am Ende der Zivilisation. Weit vor sich
erkannte Tims Freundin das breite Gittertor des Eingangs zum Friedhof.

    Fast war sie dort angelangt,
als hinter ihr die heißen Feuerstühle losdonnerten. Ein Blick über die Schulter
— und die Befürchtung wurde bestätigt. Die Typen hatten sie entdeckt und
hetzten hinter ihr her.
    Am Tor ließ sie ihr Rad fallen.
    „Tiiiim!“ Sie schrie.
    Die schweren Maschinen
preschten heran.
    „Tiiiim! Hiiiilfe!“
    Aber auf dem Friedhof blieb
alles still.
    Er muss doch hier sein, dachte
sie verzweifelt.
    Die Situation ließ ihr keine
Wahl. Mit dem Bike konnte sie den Motorrädern nicht entkommen. Gabys einzige
Chance lag auf dem Friedhof — in der Finsternis, wo sie sich zwischen den
Gräbern verstecken konnte.
    Zitternd kletterte sie übers
Tor. Als sie auf der anderen Seite von der Dunkelheit geschluckt wurde, hielten
die Krawalltypen vor dem Eingang.
    Jener, der Kurt hieß und Gabys
Vater bekannt war, zog einen Flachmann aus der Lederjacke und genehmigte sich
einen Mund voll Schnaps. Die anderen verlangten Beteiligung. Danach flog die
leere Flasche auf den Asphalt, wo sie zersplitterte.
    „Jetzt fangen wir sie ein“,
grölte Kurt. „Das lasse ich mir nicht nehmen.“
    Sie parkten die Feuerstühle.
Auch die Helme blieben zurück. Mühselig wurde das Tor überklettert. Kurt
rutschte ab und prallte mit dem Ellbogen in den Kies. Das schmerzte und machte
ihn noch wütender.
    „Ich hab ‘ne Lampe“, meinte der
Erste. Er zog ein Spotlight-Gerät aus der

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