Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mensch vom Mars. Roman.

Der Mensch vom Mars. Roman.

Titel: Der Mensch vom Mars. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
Vom Netzwerk:
flüsterte mir Fink zu.
    »Ich sehe die Ziegel fallen, meine Füße sind aus Watte und ich stürze in den Aufzug – Gott sei Dank war er noch in Betrieb«, schloß der Fahrer.
    »Donnerwetter, ein Zuckerhut, vor dem man flüchten soll«, sagte jemand hinter meinem Rücken. In diesem Augenblick ertönte ein allgemeiner Aufschrei.
    Das Licht wurde etwas dunkler, durch das Fenster sah ich dichte Dampfwolken – siedenden Dampf.
    »Der See kocht«, rief jemand. Und wirklich brodelte das Wasser im See und spritzte in kleinen Wirbeln umher, die sich vereinigten. Diese Erscheinung dauerte fünf Minuten und endete so schnell, wie sie begonnen hatte.
    »Mir scheint, ich verstehe: Die Maschine arbeitet wieder normal – aber nicht ganz, sie ist sozusagen betrunken – daher dieser Schlag gegen die Mauer, daher dieses Schaukeln und dieses ganze Theater.« Der Professor sprach langsam und wischte sich die Stirn ab. »Ha! Scheinbar paßt sie sich unserer Atmosphäre an ... meine Herren.«
    Nach diesen Worten wandten sich alle ihm zu.
    »Meine Herren, es bleibt uns noch ein letztes Mittel: Wir müssen unsere Werfer einsetzen. Einige in der Nähe explodierende Minen mit einem Gemisch aus Kohlenoxid, Chlor und Azetylen sollten ihre Wirkung nicht verfehlen. Wenn wir die Luftzusammensetzung zum zweiten Mal verändern, wird er in den regungslosen Zustand verfallen, den wir besser ausnützen können.«
    Die Idee schien vernünftig.
    »Wir müssen uns in den Keller begeben, um Werfer und Leinen zu holen«, sagte jemand.
    »Wer hat das gesagt? Bitte ...«
    Alle sahen einander an.
    »Na, was ist? Will sich niemand hinunterwagen?«
    In den Ohren dröhnte ihnen noch dieser schreckliche Schrei, der Aufschrei eines Menschen, der seinem Tod ins Auge sieht.
    »Ich gehe«, sagte ich.
    »Danke, Mr. McMoor. Doch Sie finden sich bei uns noch nicht zurecht. Ich gehe allein.« Der Professor erhob sich.
    In die Schar der Männer kam auf einmal Leben: »Wir gehen alle!«
    Der Professor sah sie an und sagte entschuldigend:
    »Das ist nicht notwendig, meine Herren, drei Mann genügen. Der Doktor, der Ingenieur und McMoor sollen gehen.«
    Wir verließen den Saal. Auf dem Korridor lag eine leichte Schicht Kalkstaub und hellte den dunklen Weg auf. Er lag still und ruhig da. Wir stiegen in den Aufzug, der uns in den Keller brachte. Dort herrschte Chaos. Einer der Pfeiler, die die Decke trugen, war fast bis zur halben Höhe zerstört, der auseinandergerissene Eisenbeton hatte die Form eines Netzes voller Zementbrocken. Sand und Kalkstaub bedeckten den Boden, über den wir gingen.
    »Was für eine teuflische Kraft – aber er ist kaum größer als eineinhalb Meter«, flüsterte der Ingenieur. »Wir haben ihn übrigens gewogen – knappe vierhundert Kilogramm ...« Im Eilschritt erreichten wir das Ende des Korridors.
    Die Luft war unerträglich, ein dumpfer Geruch, den ich auch, wenngleich nicht so intensiv, während der ersten Besichtigung des Ungeheuers wahrgenommen hatte.
    In dem mir bekannten Metallraum entnahm der Ingenieur einigen Schränken ovale Gasgranaten, deren Treibsätze mit bunten Ringen markiert waren. Er lud jedem von uns sechs Stück auf und nahm sich selbst drei Raketen und dazu zwei Raketenwerfer, die die Form kleiner Schlitten mit einem Untersatz aus Aluminium hatten, eine sehr leichte und einfache Konstruktion.
    Jeder von uns warf sich einige Gasmasken über die Schulter, dann kehrten wir ohne größere Schwierigkeiten zurück.
    In der Bibliothek ließ die Spannung sogleich ein wenig nach, als man uns glücklich zurückkehren sah.
    »Meine Herren, es geht los!« sagte der Professor und gab jedem eine Gasmaske. »Die Masken müssen Sie bis zu dem Augenblick tragen, da ich einen anderen Befehl erteile. Falls ich ... wenn ich keinen Befehl erteilen kann, kommt die Reihe an Mr. Frazer und nach ihm an Ingenieur Fink.«
    Wir verließen die Bibliothek, die Geschosse aufgeladen. Der Professor führte uns in das nächsthöhere Stockwerk, dann in den vierten Stock. Endlich stiegen wir die schmale Treppe zu der kleinen Kuppel hinauf, die sich auf dem Dach befand. In der Kuppel standen einige Stühle, ein kleines Fernrohr auf einem Stativ und einige meteorologische Apparate.
    Die Männer traten an die kleinen Fenster in den Seitenwänden dieses ziemlich dunklen Ortes und begannen sich umzusehen. Ich bekam eine Öffnung von Kopfgröße zugeteilt, die für die Einrichtung des Fernrohrs vorgesehen war, durch das ich die leeren Felder, die uns vom Norden

Weitere Kostenlose Bücher