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Der Mensch vom Mars. Roman.

Der Mensch vom Mars. Roman.

Titel: Der Mensch vom Mars. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Freund Lindsay wird dieses Abenteuer, wie es scheint, unversehrt überstehen ... Nun möchte ich mir über die Vorschläge und die Arbeitsergebnisse der Herren bis zum heutigen Tag berichten lassen ... Wir wollen uns, wenn möglich, nicht so sehr um den raschen Fortgang der Forschungen kümmern, sondern uns bemühen, möglichst sichere Bedingungen zu schaffen ... was nebenbei bemerkt ziemlich illusorisch ist. Ingenieur Fink, berichten Sie bitte über die technische Seite.«
    Der Ingenieur erhob sich und begann seine Notizen auf dem Tisch auszubreiten.
    »Nun, die Sache ist erledigt ... die Maschine befindet sich in der Panzerkammer, die, wie Ihnen bekannt ist, mit sechzig Zentimeter dickem Blei geschützt ist. Wir waren der Meinung, daß ein halber Meter Blei eine hundertprozentige Abschirmung gegen jede Wellenenergie bietet, und diese Annahme erwies sich nach den Ergebnissen mit den in unseren Labors auftretenden Strahlen als falsch. Der unglückliche Zwischenfall mit dem Kollegen Lindsay zeigte nämlich, daß diese Strahlen unsere Abschirmung wie ein Blatt Papier durchdringen. Damit stellte sich heraus, daß das Experiment mit den Meerschweinchen völlig sinnlos war. Unser Ziel ist es, die Maschine der Wirkung einer gewissen veränderten Atmosphäre im ganzen auszusetzen – da die Versuche, sie zu zerlegen, unglücklich endeten und der Vorschlag, den lebenden Teil völlig zu vergiften, abgelehnt wurde, weil er nach Meinung des Doktors diese Art Plasma zerstören könnte.
    Um dieses Projekt auszuführen, schlage ich folgendes vor: Erstens, ein Bleirohr mit einer Dicke von zwei Metern anzufertigen. In dieses Rohr soll die Maschine gelegt werden, worauf beide Enden mit geeigneten Platten geschlossen werden. Zweitens wird im Rohr innen eine Fernsehkamera montiert, die es uns ermöglicht, alle Vorgänge von draußen zu beobachten. Ich glaube, daß dieses Vorgehen ein Maximum an Sicherheit bietet.«
    »Sind Sie fertig?« fragte der Professor.
    »Ja.«
    »Dann bitte ich Sie, sich zu Burke zu begeben, der Ihnen den Schutzanzug anziehen wird. Sie werden in den Kellerraum gehen und versuchen, durch die geschlossene Tür mit dem Elektrometer die Strahlungsstärke aus der Kammer zu messen. Nur so werden Sie berechnen können, welche Abschirmung notwendig ist, wozu noch ein gewisser Sicherheitsfaktor kommt. Bitte versuchen Sie keine Tricks, betreten Sie die Kammer nicht ohne triftigen Grund, und Burke soll die ganze Zeit im Korridor beim Aufzug sitzen. Falls etwas passieren sollte, unterrichten Sie uns sofort. Haben Sie mich verstanden? Ich hatte bis zum heutigen Tag geglaubt, daß alle der Herren gut Englisch sprechen, aber nach dem Abenteuer mit Mr. Lindsay weiß ich gar nichts mehr.«
    Der Ingenieur verbeugte sich, legte seine Papiere zusammen und ging.
    In der Tür traf er den Doktor, der schnell nach vorn trat, sich dem Professor näherte und ihm mit so leiser Stimme etwas zuflüsterte, daß ich nichts verstehen konnte. Der Professor starrte ihn an, blickte zum Doktor, dann tippte er sich mit dem Finger an die Stirn und zuckte die Achseln. Der Doktor schien ihn zu überzeugen, er zeichnete mit dem Finger etwas auf die Handfläche.
    »Er ist verrückt geworden«, explodierte endlich der Professor.
    Der Doktor schien das nicht ernst zu nehmen: »Er ist genauso normal wie ich«, sagte er. »Andererseits kann es sich um eine Halluzination gehandelt haben. Und« – er wandte sich an uns: »Meine Herren, Ingenieur Lindsay ist wieder bei Bewußtsein und erzählte mir, daß er bei geschlossener Tür die Strahlungsstärke in der Kammer messen wollte und etwa eine halbe Stunde lang mit dem Elektrometer hantierte. Es stellte sich heraus, daß das Elektrometer defekt war und keine Strahlung nachweisen konnte, obwohl sie überaus stark war. Ein Beweis dafür war, daß der Ingenieur ohnmächtig wurde. Er lag dort etwa fünfzehn Minuten, doch als ihm übel wurde und er zu Boden sank, begann er offensichtlich in Richtung Korridor zu kriechen, denn Burke fand ihn beim Aufzug. Der Ingenieur behauptet, daß er etwa drei Minuten vor zehn Uhr vormittags, das heißt eine Viertelstunde nach dem Ablesen des Elektrometers, das sich nicht einmal rührte, folgende Erscheinung bemerkte: Ein Teil der Stahltür, die die Kammer verschließt, begann transparent zu werden, gleichsam bis zur Rotglut erhitzt. Er berührte sie mit der Hand und fand die Temperatur normal. Einige Minuten später verschwand dieser Teil der Tür, und in der entstandenen

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