Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mensch vom Mars. Roman.

Der Mensch vom Mars. Roman.

Titel: Der Mensch vom Mars. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
Vom Netzwerk:
Volt.«
    »Könnten Sie bis zum Abend wenigstens eine oberflächliche Skizze der Maschine vorbereiten? Ihre Konstruktionsprinzipien, die einzelnen Teile, und, was am wichtigsten ist: den Konstruktionsgedanken, der in ihr dargestellt ist, und sei es nur in Umrissen.«
    Der Ingenieur nickte. »Sie fordern viel, Herr Professor ... Ich versuche es, sage aber gleich: erhoffen Sie sich nicht zuviel. Am schlimmsten ist, daß die Maschine teuflisch einfach ist, so sehr kommt sie ohne alle für mich selbstverständlichen Einrichtungen zur Energieumwandlung aus. Die Atomenergie geht direkt in elektrische Energie oder Wärmeenergie über – bitte sehen Sie.«
    Er führte uns in einen abgedunkelten Winkel der Halle: Dort stand Ingenieur Lindsay, der gerade in das Innere des schwarzen Kegels des Marsianers zwei dicke, mit Porzellanhütchen gepanzerte Kabel einführte. Der Ingenieur drängte uns in eine Bleikammer, zeigte schweigend auf ein Guckloch und ging weiter. Ich sah noch, wie er an eine Marmortafel trat, die an der Wand hing, und dort einen langen Hebel betätigte. Wiederum zerriß das donnernde Getöse eines künstlichen Blitzes die Luft. Das violette Blitzen erhellte jeden Winkel des Saales, das gespenstische Licht glänzte auf unseren Gesichtern. Ich schaute auf den Kegel, bei dem Ingenieur Lindsay stand. Er verband etwas, und plötzlich steckte er die Hand, die in einem großen roten Handschuh steckte, in die Öffnung, die wir mit dem Bohrer erzeugt hatten.
    Ich glaube, daß ich aufgeschrien habe. Die wirr durcheinanderliegenden Tentakel des Kegels begannen zu zittern, sich zu bewegen, auf den Boden zu schlagen, wie in einem Wutanfall. Der Ingenieur machte weiter. Jetzt erhoben sich die Fühler ganz langsam in die Luft, zitterten nur mit den Enden und blieben in der Luft stehen. Schließlich näherte sich einer von ihnen einer an einer Trosse von der Decke hängenden Stahlplatte. Ich fragte mich, wozu diese Platte dort hing, aber es wurde mir bald klar. Das stumpfe, schwarze Ende des Schlangenrohres näherte sich dem Stahl. Vielleicht war es nur eine Illusion, aber mir kam es vor, als färbe sich die Platte in der Mitte rot. Plötzlich erzitterte die Leine, die Platte begann sich wie ein großes Pendel zu bewegen, und in ihrem Mittelpunkt zeigte sich eine Öffnung, durch die der Fühler ungehindert auf die andere Seite drang – das Donnern und Blitzen brach plötzlich ab, der Schein erlosch.
    Wir verließen die Kabine.
    »Ingenieur Lindsay hat sich nicht im mindesten geirrt, nicht wahr?« sagte Fink und führte uns zur Tür. »Und das ist nur eine der Möglichkeiten.«
    »Sie sprechen nur von den technischen Möglichkeiten«, sagte der Professor.
    »Wovon soll ich denn sonst sprechen?« Der Ingenieur schien ihn nicht zu verstehen.
    »Und Sie ... na ja, Sie müssen wohl so, aber der Doktor auch? ... Also, es geht mir um die Art des Sichnäherns. Er näherte sich, und das rückt alles nur noch ferner ... Bitte sehr«, schloß der Professor. »Ich wage es nicht, Ihnen irgendwelche Anweisungen zu geben, bitte Sie aber, haben Sie vor allem die Synthese vor Augen. Die Analyse ist ebenso wichtig, aber man darf sich nicht in Einzelheiten verlieren. Wäre es nicht einfacher, wenn Sie uns darüber aufklären könnten?«
    Der Ingenieur lachte verlegen. »Nicht umsonst nennt man Sie bei uns den alten Metaphysiker – bitte seien Sie nicht verstimmt, Herr Professor ...«
    »Vielleicht deshalb, weil ich an den Logos glaube und an andere sonderbare Sachen, die sich die Engstirnigen in ihren Gehirnwindungen nicht zusammenreimen wollen«, sagte der Professor leise. »Wenn ja, wie könnte ich beleidigt sein? Ein so verstandener Ruf als Metaphysiker könnte nur ein Kompliment sein.« Er drückte dem Ingenieur die Hand und verließ die Halle.
     
    4. Kapitel
     
    Und wieder saßen wir im weißen Licht der matten Lampen und lauschten gespannt den Worten des Ingenieurs Fink. Er breitete die Stöße seiner Notizen auf dem Tisch aus.
    »Also, ich habe schon das System erklärt, nach dem unsere Maschine funktioniert ... ihre Idee ist der direkte Kraftverbrauch, das heißt, die Einwirkung des Strahlungsdrucks auf die Drehbewegung der sich bewegenden Walzen ... Wir haben uns überlegt, warum sich die Maschine so langsam und scheinbar unbeholfen bewegt, warum sie keine Greifapparate aufweist – es zeigt sich, daß einem solchen Mechanismus unsere unhandlichen Werkzeuge zugrunde liegen, die nach dem Muster der Hand konstruiert sind. Es geht

Weitere Kostenlose Bücher