Der Mensch vom Mars. Roman.
hält wie zusammengeschweißt.«
»Was meinen Sie, was ist das für ein Mechanismus?« fragte Gedevani.
»Das ist eher Ihr Gebiet ... ich denke, daß es wie ein Magnet – zwei Magneten – in dieser Lage ziehen sie sich an, aber wo ...« Er fuhr mit der Hand durch die Luft. »In dieser teuflischen Maschine stecken Tausende solcher Kleinigkeiten – man weiß nicht, wo man anfangen soll. Wo ist der Doktor?«
»Er sagte mir, er gehe ins Laboratorium«, sagte ich.
»Ach so, das ist die Zentralbirne ... das ist das eigentliche Rätsel, denn diese mechanischen Teile, die kann man letztlich verstehen ...«
»Meine Herren«, sagte der Professor, »wir teilen uns nun in Gruppen auf. Die Herren Ingenieure und der Doktor werden versuchen, die Konstruktionselemente und den Zweck der Maschine herauszufinden, und wir« – er wandte sich an Frazer, Gedevani und mich – »wir überlegen uns Methoden der Verständigung mit unserem Gast – sofern er sich nach der Unschädlichmachung wieder beleben läßt.«
Als wir es uns in den Sesseln bequem gemacht hatten, schaute der Professor uns drei an und sagte: »Meine Herren, es sieht so aus, als hätten wir unseren Ankömmling vom Mars in Bande geschlagen. Mag sein, daß Sie sich derartigen Illusionen hingeben. Ich bin jedoch der Meinung, daß der Teil der Aufgabe, der uns zugefallen ist, schwieriger sein wird als der erste, wenn auch vielleicht weniger gefährlich. Es geht darum, daß es immer leichter ist zu zerstören als aufzubauen. Das ist das eine. Das andere ist die Frage einer gemeinsamen Sprache. Was halten Sie davon?« Bei diesen Worten wandte er sich an mich.
»Es schmeichelt mir, Herr Professor, daß Sie sich zuerst an mich wenden.«
»Nur keine Phrasen, mein Herr. Gerade der Umstand, daß Sie unvoreingenommen und vielleicht nicht derart mit dem Ballast des Wissens beladen sind wie wir, macht Ihnen mit Sicherheit vieles leichter. Ich habe Sie in verschiedenen Situationen beobachtet, und mir ist aufgefallen, daß Sie, außer der Frische des Urteils, die Sie auszeichnet, auch sehr, sehr originelle Gedanken haben.« – Ich verbeugte mich. »Ich glaube, meine Herren, daß man von einer geometrischen Sprache – konzentrischen Kreisen – ausgehen müßte – eine einfache Gleichung, wie die des Pythagoras – das nur als Anfang.«
»So was habe ich mir auch schon gedacht«, sagte Frazer, »aber das ist erst der Anfang. Was weiter?«
»Das hängt von seiner Reaktion ab. Erstens, auf welche Art kann man ihm Informationen über uns zukommen lassen? Sieht er überhaupt in unserem Verständnis des Wortes? Welche Teile des Lichtspektrums sind für ihn sichtbar und wie sind die Reaktionen, d. h. die Art der äußerlichen Manifestation der darin vorkommenden Lebensprozesse?«
Der Professor putzte seine Brille, setzte sie wieder auf und betrachtete mich angelegentlich. Ich erinnerte mich an meine Schuljahre und wurde ganz klein. Vielleicht hatte ich eine Dummheit gesagt?
»Ich sehe, daß ich Sie unterschätzt habe«, sagte er. »Ja, ja, ich werde älter ... Sie erinnern mich daran, was ich gestern gesagt habe – die Worte Newtons, nicht wahr? Unterbrechen Sie mich nicht, es geht nicht um die Intention. Wir müssen ihn erst kennenlernen, bevor wir uns mit ihm bekannt machen können. Das ist das wahre ›Ding an sich‹ von Kant – hier liegt der Haken.«
In diesem Augenblick leuchtete über dem Kaminsims ein rotes Licht auf. Frazer ging hin und nahm den Hörer ab.
»Es ist der Doktor.« Er wandte sich an uns. »Er ruft uns alle ins Labor. Vielleicht gibt es Neuigkeiten ... Wir kommen schon«, rief er in den Apparat. Wir erhoben uns alle. Mr. Gedevani holte eine Bürste aus der Tasche, säuberte seine Jacke, schaute prüfend in den Spiegel, der zwischen den Regalen hing, und ging zur Tür.
Im Labor war nur der Doktor anwesend. Auf dem langen Tisch standen einige Apparate und die geheimnisvolle schwarze Birne, die auf einem Stativ montiert war, wie eine giftige, unschädliche Frucht. Wie ich bemerkte, war sie mit einem empfindlichen Galvanometer verbunden.
»Interessante Sache: Er sendet schwache Ströme aus, wie ein angeregtes lebendiges Plasma«, sagte der Doktor, »Ströme, die jenen ähneln, die ein menschliches Gehirn bei einem Reiz von sich gibt. Wir müssen einen guten und empfindlich genug aufzeichnenden Apparat bauen. Vielleicht ist das der zweite Weg zur Verständigung. Bitte sehen Sie sich das an.«
Der Doktor nahm eine kleine elektrische Lampe zur Hand und
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