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Der Mensch vom Mars. Roman.

Der Mensch vom Mars. Roman.

Titel: Der Mensch vom Mars. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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auf. Hatte ich lediglich geträumt? Das war möglich. Ich zog mich schnell an, sah flüchtig nach dem noch immer schlafenden Fink und trat auf den Korridor. Er war still und leer. Ich spürte jetzt, daß der Boden leicht zitterte. Wieso, arbeiteten die Generatoren? Ich war etwas verärgert über die anderen, die mich nicht rechtzeitig geweckt hatten, sondern mit der Arbeit auf eigene Faust begannen. Wie sich zeigte, funktionierte der Aufzug nicht; offenkundig wurde die ganze Netzspannung gebraucht. Ich lief etwas beunruhigt die zwei Stockwerke ins Erdgeschoß hinunter und hörte und spürte unter den Füßen das immer stärker werdende Vibrieren der Mauern und der Luft. In der großen Montagehalle sah ich die ganze Gruppe an der Wand stehen. Ihnen gegenüber befand sich der kleine schwarze Kegel, der leicht von einer Seite auf die andere schwankte und mit ihnen plauderte. Es war gleichermaßen grausig und lächerlich. Der Professor winkte mir mit der Hand zu.
    »Was gibt es Neues?« brüllte ich ihm ins Ohr, denn anders konnte ich mich bei dem Gedröhn der Maschine nicht verständlich machen.
    »Alles bestens, wir sprechen gerade mit Aeranthropos!« rief Frazer.
    Sie sprachen mit ihm, und das Gespräch war recht sonderbar. Mit einem kleinen Projektor, einer Laterna magica, wurden Modelle oder Skizzen auf eine Wand geworfen, die der Professor in den Projektor einführte. Er machte es so schnell, daß ich nicht imstande war, die einzelnen Bilder zu unterscheiden, aber der Marsmensch schien sich nicht darüber zu ärgern. Es war mir irgendwie peinlich, daß ich nicht dazugehörte, ja überflüssig war, mit verschränkten Händen dastand, ohne etwas von dem zu verstehen, was sich rings um mich abspielte.
    Plötzlich trat Stille ein. Wieder rollten zwei Metallwalzen auf den Fußboden, und der Professor begann das Pulver auf einen Bogen vorbereiteten Papiers zu schütten.
    Es waren Geflechte verworrener Linien, ohne ersichtlichen Sinn, gerade und gekrümmte. Neben ihnen wieder diese sonderbaren Zeichen, die wie Noten aussahen. Hier wieder war etwas, was wie ein Modell des Planetensystems aussah, lange konzentrische Ellipsen, aber modifiziert und dicht mit geheimnisvollen Zeichen besprüht. Alle schwiegen und starrten diese sonderbaren Botschaften an. Endlich wagte Gedevani einen Vorstoß:
    »Ich glaube, daß er sich schlecht fühlt – all das hat doch keinen Sinn – vielleicht ist er krank?«
    Der Professor sah ihn an, als wollte er sagen: Sie sind es, der krank ist.
    »Noch immer trennen uns Abgründe«, sagte er, »wir verstehen uns nicht, nein ...« Er ließ den Strom einschalten. Und als die Motoren heulten und dröhnten und ihre Arbeit unisono mit einer Baßstimme begannen, die die stählernen Verbindungen erschütterte, ertönten immer höhere Akkorde in dem Gewölbe, bis das Geräusch in den vibrierenden hohen Ton donnernder Macht überging. Und der Kegel zeigte wieder Leben, schaukelte und begann plötzlich zu gehen. Er ging ungelenk, irgendwie unsicher, bis ihn plötzlich die Kabel, die ihn mit den Generatoren verbanden, festhielten. Er war ihr Gefangener – und das kam mir sonderbar vor. Wollte er es so oder konnte er sich nicht von ihnen befreien? Unwillkürlich schien mir, daß ich auf seiner Seite war, nach seiner Befreiung trachtete, nach der Überschreitung der von uns gesetzten Grenzen. Ich weiß nicht, wie ich diesen sonderbaren Gedanken ausdrücken soll – es schien mir, daß mich etwas mit ihm verband. Mit wem? Diesem sonderbaren Gespenst aus einem irren Traum, einem Metallkegel mit einer gallertartigen leuchtenden Masse in Form einer Birne? Der Professor beleuchtete jetzt parallel eine Reihe von Gleichungen, die die Kommentare zu einem geometrischen Theorem waren. Diese Ziffern schienen die sicherste Sprache zu sein, mit der die Kluft, die uns trennte, überbrückt werden konnte. Ob es sicher war ...
    Plötzlich fiel mir etwas Sonderbares auf. Bekanntlich hatte der Kegel drei Fühler. Während die beiden ruhig auf dem Beton lagen und sich nur ab und zu kurz erhoben, bohrte der dritte eifrig im Beton oder haftete fest daran. Der Metallzylinder führte mit seinem stumpfen Ende zielgerichtete, rasche Bewegungen aus. Es kam mir vor, als färbte sich der Beton rot, aber das war doch wohl unmöglich? Niemand außer mir konnte das sehen, denn der Kegel stand vor ihnen und verdeckte mit seinem Rumpf den hinteren Tentakel.
    Aber ja, nun hob er den dritten Fühler, und an seinem Ende befand sich etwas

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