Der Menschen Hoerigkeit
und Mr. Perkins gab nur zu gern die geforderte Zusage. Tom Perkins setzte seine Triumphe fort; Dr. Fleming erinnerte sich an ihn als den besten Schüler in den klassischen Sprachen, und als er an die Universität abging, nahm er das höchste Stipendium mit, das die Anstalt zu vergeben hatte, und rechtfertigte nun auch während seiner Studienzeit an der Universität alle in ihn gesetzten Erwartungen. Jahr um Jahr konnte die Kings School in ihrer Schulzeitschrift über seine Erfolge berichten; einmal verfasste Dr. Fleming sogar selbst einige Lobesworte für die erste Seite. Seine Verdienste wurden mit umso größerer Befriedigung begrüßt, als es mit dem Geschäft seines Vaters, Perkins & Cooper, inzwischen erschreckend bergab gegangen war: Cooper trank wie ein Loch, und kurz bevor Tom Perkins promovierte, musste er Konkurs anmelden.
Nach Ablauf der vorgeschriebenen Frist empfing Tom Perkins die geistliche Weihe und widmete sich nun dem Beruf, zu dem er so hervorragend geeignet war. Er wurde zuerst Hilfslehrer in Wellington und dann in Rugby.
Aber sich über seine Erfolge an anderen Schulen zu freuen oder an der eignen unter seiner Leitung dienen zu müssen, waren zwei grundverschiedene Dinge. Tar hatte ihn häufig übers Knie gelegt, Squirts ihm so manche Ohrfeige verabreicht! Wie konnte das Kapitel einen solchen Missgriff tun? Man konnte wohl kaum von ihnen erwarten zu vergessen, dass er der Sohn eines bankrottgegangenen Kurzwarenhändlers war, und Coopers Alkoholsucht vergrößerte die Schande noch. Offenbar hatte der Dekan seine Bewerbung tatkräftig unterstützt, also würde er ihn voraussichtlich auch zum Dinner einladen; würden aber diese kleinen Dinner im Schulgebäude immer noch so angenehm sein, wenn Tom Perkins mit am Tisch saß? Und im Cavalry Depot? Er würde doch nicht ernsthaft erwarten, dass ihn Offiziere und Gentlemen wie einen der Ihren empfingen. Der Schaden für die Schule wäre unschätzbar. Die Eltern wären unzufrieden, und es dürfte niemanden überraschen, wenn es zu zahlreichen Abmeldungen käme. Und dazu noch die Demütigung, ihn Mr. Perkins nennen zu müssen! Die Lehrer dachten daran, zum Zeichen des Protestes ihre Kündigung einzureichen, aber die unbestimmte Angst, dass diese angenommen werden könnte, hielt sie von ihrem Vorhaben ab.
»Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auf Veränderungen gefasst zu machen«, sagte Sighs, der seit fünfundzwanzig Jahren mit unvergleichlicher Unfähigkeit die fünfte Klasse geleitet hatte.
Und als sie Mr. Perkins sahen, wurde ihre Besorgnis nicht geringer. Dr. Fleming hatte sie mit ihm zusammen zum Lunch eingeladen. Er war nun schon ein Mann von zweiunddreißig Jahren, groß und hager. Aber das wilde, ungekämmte Aussehen, das sie von früher an ihm kannten, hatte er beibehalten. Seine Anzüge, schlecht genäht und schäbig, hingen ihm unordentlich um die Glieder. Sein Haar war noch ebenso lang und ebenso schwarz wie ehedem, und er hatte offenbar immer noch nicht gelernt, es zu bürsten; bei jeder Drehung des Kopfes fiel es ihm in die Stirn, und mit einer raschen Handbewegung strich er es sich dann immer wieder aus den Augen. Er hatte einen schwarzen Schnurrbart und einen Bart, der hoch ins Gesicht hinaufreichte, fast bis zu den Backenknochen. Mit den Lehrern sprach er völlig unbefangen, als hätte er sich erst gestern von ihnen verabschiedet, und wirkte sogar aufrichtig erfreut, sie zu sehen. Der Befremdlichkeit dieser Situation schien er sich nicht bewusst zu sein. Offenbar fiel es ihm gar nicht auf, wie seltsam es war, dass er als Mr. Perkins angesprochen wurde.
Als er sich verabschiedete, bemerkte einer der Lehrer, nur um etwas zu sagen, dass ihm noch ziemlich viel Zeit bleibe, bis sein Zug fuhr.
»Ich will dem Laden noch einen Besuch abstatten«, war die fröhliche Antwort.
Peinliche Verlegenheit. Alle waren zutiefst erstaunt über so viel Taktlosigkeit. Zu allem Übel hatte Mr. Fleming nicht verstanden, was er gesagt hatte. Seine Frau brüllte es ihm ins Ohr:
»Er will noch kurz das ehemalige Geschäft seines Vaters besuchen.«
Nur Tom Perkins blieb ungerührt. Er wandte sich an Mrs. Fleming:
»Wem gehört es denn jetzt?«
Sie konnte kaum antworten. Sie war sehr wütend.
»Wieder einem Kurzwarenhändler«, meinte sie abweisend. »Grove heißt er. Wir kaufen nicht bei ihm.«
»Ich frage mich, ob er mich vielleicht durch das Haus gehen lässt.«
»Ich denke schon, wenn Sie sagen, wer Sie
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