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Der Menschenjäger

Der Menschenjäger

Titel: Der Menschenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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hinunter?« fragte Gerrek heiser. Er wich um zwei Schritte zurück und schüttelte den Drachenschädel. »Ohne mich! Lieber bleibe ich…«
    »Bei den Shrouks und den Dürren?« fragte Fronja mit einem schnellen Blick zurück. Keine der Kreaturen dachte daran, ihnen zu Folgen. Ein erbitterter Streit um den Besitz des kostbarsten Gutes, das die Schattenzone kannte, war dort im Gang. Schaudernd wandte die Tochter des Kometen sich ab.
    »Wir finden einen Weg!« sagte Mythor entschlossen. Dabei spürte er die Schwäche in seine Glieder ziehen. Er wußte nicht, wie lange er sich noch würde auf den Beinen halten können. Gerade deshalb jedoch mußten sie einen Ort finden, an dem sie rasten konnten, eine unbewohnte Höhle am Abhang vielleicht.
    »Hier ist eine Spalte!« rief Parda, wie Nunive eine Amazone der Zaubermutter Zanni, von der Seite her. »Ich glaube, hier können wir absteigen!«
    »Worauf wartet ihr denn! Beeilt euch!« rief Mythor und dachte bei sich:
    Bevor die Beherrscher der Finsternis weitere Legionen schicken, um uns daran zu hindern, Carlumen zu finden!
    Bevor Yoter zurückkehrt!
    Bevor mich das Gift seiner Klinge umbringt!

5.
    Die Wand fiel fast senkrecht ab. Über den oberen Rand drang der Schein der roten Ebene wie ein blutiges Morgenrot. Zu beiden Seiten, im Rücken und unter den waghalsigen Kletterern war das Nichts – wie von Robbin vorausgesagt. Es gab keine Lichter, keine Nebel und keinen Staub. So weit das Auge reichte, erstreckte sich der nackte Fels, in dem es nur wenige Vorsprünge und Leisten gab und nur hier und da eine weitere Spalte, in die sich die zum Äußersten Entschlossenen zwängen konnten. Gerrek mußte von zwei Amazonen in die Mitte genommen und geführt werden. Seine Augen waren fest geschlossen.
    »Das macht ihr noch mal mit mir«, klagte und jammerte er. »Immer muß ich euch aus der größten Gefahr heraushauen, und zum Dank dafür…«
    »Erstens haust du uns nicht heraus, du bläst höchstens«, schnitt ihm Burras rauhe Stimme das Wort ab. »Und zweitens verwandelst du dich in einen fliegenden Beuteldrachen, wenn du jetzt nicht sofort das Maul hältst!«
    Das war zuviel für des Mandalers empfindsames Gemüt, und viel Zeit sollte vergehen, bis jemand wieder ein Wort von ihm zu hören bekam.
    Viel zu langsam kamen die Gefährten voran. Füße und Hände tasteten nach einem sicheren Halt. Gesichter preßten sich gegen den kalten Fels. Finger griffen in kleinste Ritzen. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis Robbin endlich von unten schrie:
    »Hier ist etwas! Ein tiefer Spalt – und dahinter vielleicht eine Höhle!«
    »Wir kommen!« antwortete Fronja.
    »Ich kann allerdings nicht sagen, ob sie unbewohnt ist!«
    Mythor hörte den Pfader wie aus weiter Ferne. Längst schon führte Fronja seine Hand, legte sie auf Vorsprünge oder schob sie zurück, wenn ihre Finger ins Leere abgleiten wollten.
    »Halte aus«, flüsterte sie ihm zu. »Wir haben es gleich geschafft.«
    Er klammerte sich an diese Worte, wiederholte sie leise in seinen Gedanken. Dann standen die ersten beiden Amazonen auf einem kleinen Sockel vor dem von Robbin bewachten Felsspalt, der breit genug schien, auch die Kräftigsten der Gruppe sich hineinzwängen zu lassen.
    »Wir gehen hinein«, verkündete eine der beiden. Es war Verica, wie Gerze der Zaubermutter Zoud ergeben. Sie wartete keine Antwort ab, hielt die Schwertlanze in beiden Händen wie einen Spieß vor sich und zwängte sich in den Spalt, verschwand in der Dunkelheit, die nichts Gutes versprach.
    Ihre Begleiterin folgte ihr. Fronja erreichte den Sockel und lenkte Mythors Bewegungen, bis er neben ihr stand, schwitzend und von heftigem Schwindel gepackt. Seine Lider zuckten, der Mund war trocken.
    »Warum rufen sie nicht?« wunderte sich die Tochter des Kometen. »Warum sagen sie uns nicht, was sie sehen?«
    Ihre Stimme erschien Mythor fremd. Was tat er hier? Wo war er? Wozu diese ganze Aufregung?
    Ein gellender Schrei klang auf, kam aus dem Spalt. Dann antwortete Verica endlich:
    »Ihr könnt nachkommen! Hier ist eine Höhle, und jetzt ist sie auch unbewohnt!«
    Fronja fragte nicht lange, was sie mit dieser Auskunft meinte. Sie stützte Mythor und zog ihn mit sich zwischen die Felsen. Der Spalt verbreiterte sich nach wenigen Schritten. Dann tat sich ein großer Hohlraum auf, dessen Wände von Erzadern durchzogen waren, die in hellem Grün leuchteten. Mythor konnte seine Umgebung sehen, wenn auch nur wie hinter Schleiern. Verica reinigte die Klinge der

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