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Der Menschenjäger

Der Menschenjäger

Titel: Der Menschenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Scida verblüfft.
    Nadomir nickte heftig.
    »Es ist der Punkt, an dem alle Lebenskräfte sich finden. Und nur dort kann die Heilung ihren Anfang nehmen. Laßt mich zu Mythor und geht alle weg, auch die Aasen. Niemand darf erfahren, wo der Lebensfleck ist, denn das ist ein ebenso großes Geheimnis wie der wahre Name eines Menschen.«
    Er machte dabei eine so ernste Miene, obwohl ihm ganz anders zumute war, daß die Amazonen und Fronja den Aasen tatsächlich bedeuteten, sich mit ihnen zurückziehen. Fronja steckte das Schwert in die Scheide zurück. Die Dämonen schnitten wütende Grimassen, und für einen schrecklichen Augenblick sah es so aus, als wollten sie sich auf ihn stürzen.
    Nadomirs Hände zitterten im Fellmantel. Er konnte nicht in diese Fratzen sehen und redete sich verzweifelt ein, daß die Dämonen es nicht wagen würden, sich an ihm zu vergreifen. Auch wenn sie dies in der Gestalt der Aasen taten, und selbst falls Mythor nicht mehr zu helfen war, würde Siebentag sich seiner Worte auf dem Deck der Phanus erinnern. Dann würden ihm endlich die Augen aufgehen. Nein, sie mußten vorsichtig sein.
    Mit Schaudern dachte Nadomir an den bevorstehenden weiteren Abstieg. An der Felswand ließ sich leicht etwas als bedauerlichen Unfall hinstellen…
    Aber vorerst durfte er sich sicher fühlen. Und wahrhaftig zogen die Dämonen sich jetzt von Mythor zurück.
    Nadomir machte dennoch einen weiten Bogen um sie herum, als er sich Mythor näherte und vor dem Gorganer hinkniete. Mythors Augen waren geschlossen. Schweißperlen standen auf seinem Gesicht. In diesem Augenblick begriff Nadomir zum ersten Male richtig, was dieser Recke für die Lichtwelt bedeutete. Er durfte nicht an Yoters Gift zugrunde gehen!
    Der Königstroll zog die Kräuter und ein kleines Gefäß aus dem Muff. Er wußte, daß Dutzende von Augen ihn beobachteten, und kam nicht umhin, einige möglichst geheimnisvoll erscheinende Worte zu murmeln und mit einer Hand über Mythors Körper zu streichen. Er ließ sie kreisen, hin und her zucken wie eine Wünschelrute, bis er den »Lebenspunkt« fand, der natürlich nichts anderes war als eine Stelle der fußlangen Narbe.
    Nadomir breitete die Kräuter darauf, öffnete das Gefäß und strich die magische Heilsalbe über die Wunde. In ihr waren die Kräfte des Lichtes gefangen. Vor vielen Monden hatte er sie auf den höchsten Gipfeln der Götterberge aus den Blättern gläserner Pflanzen gewonnen.
    Um den Amazonen noch etwas zu bieten, zupfte der Troll etwas von dem Moos vom Boden und streute es über die Salbe, wobei er abermals magische Formeln murmelte.
    »Nun muß es wirken«, sagte er laut.
    »Hoffentlich«, kam es von Scida. Sie stieß ihre Klinge mit Wucht in eine der leuchtenden Adern, aus der feiner Staub zu rieseln begann. »Wenn der Staub die Höhe meines Fußes erreicht hat und es Mythor dann noch nicht besser geht, sollen die Aasen ihr Glück versuchen.«
    Mythors Geist war im Kerker der Finsternis gefangen. Von allen Seiten schoben sich dessen Mauern heran und drohten ihn zu einem Nichts zu zerdrücken, auszulöschen für alle Zeit.
    Und doch züngelte eine Flamme in ihm, sandte ihr helles Licht gegen das Dunkel und nahm den Kampf auf gegen die Mächte des Untergangs. So tobte der Kampf. Wie lange, das wußte der Sohn des Kometen später nicht zu sagen. Er sah und hörte nichts von dem, was um ihn herum vorging. Dort war Finsternis, nur in ihm das Licht.
    Irgendwann stiegen aus diesem die Visionen auf. Mythor sah sich inmitten der Freunde im Nichts, nur gehalten von Schlangenleibern, die sich um ihn wanden und ihn ersticken wollten. Er sah den verzweifelten Kampf der Gefährten, dann etwas Drohendes, Mächtige, das sich durch das Nichts näherte. Es war zu unheimlich, um es in seinem wahren Wesen erkennen zu können. Fanfaren schmetterten, und Stein wurde zu Staub. Die Schlangen wanden sich und erstarrten, zogen sich zurück, gaben die Gefangenen frei.
    Dann war da ein neues Land, doch kein fester Boden unter den Füßen. Neue Gefahren tauchten auf, Gestalten aus wachsendem Kristall, und zwischen ihnen das Drohende, mächtiger denn je.
    Er floh mit den Gefährten, doch entsetzt mußte er feststellen, daß auch aus ihrer Mitte das Unheil kam. Etwas in ihm schrie. Er wollte das Bild festhalten, es ergründen, doch je mehr er sich bemühte, desto verschwommener wurde es. Er vermochte nicht festzustellen, von wem die Gefahr ausging.
    Das Licht kämpfte gegen die Finsternis, wurde strahlender, drängte

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