Der Menschenjäger
der flachen Nase und dem hervorspringenden Kiefer mit dem schrecklichen Raubtiergebiß. Lederartige Haut spannte sich über die Knochen des Schädels. Yoter besaß nicht, wie die anderen Shrouks, nur zwei Hörner, die seitlich aus den Schläfen stießen, sondern noch ein drittes auf der Stirn, das sich nach oben drehte. Die Rüstung glühte dunkelrot, wie auch die Katze von dem Leuchten erfaßt wurde. Sie schien mit ihrem Reiter verwachsen, war groß wie ein Panther und besaß einen mächtigen Schädel mit zwei nach oben gerichteten Auswüchsen, dünn und biegsam wie junge Zweige. Das mörderische Gebiß unter den großen, gelben Augen hatte zwei nach unten geschwungene Säbelzähne.
Das alles nahm Mythor mit einem einzigen Blick in sich auf. Nun sah er, wie die Katze sich herabsenkte und Yoter mit beiden Händen eine große Streitaxt mit zwei Schneiden über den Kopf wirbelte. Das schaurige Lachen des von Dämonen Erschaffenen brachte selbst die Felsen zum Beben.
Endlich kam wieder Leben in die Amazonen. Mythor ahnte, was Yoter vorhatte, schrie eine Warnung und warf sich mit Schwung zur Seite, als die Doppelaxt sich aus Yoters Pranken löste und auf ihn herabsauste.
*
Die Gefährten stoben auseinander. Kaum zwei Fuß neben Mythor durchschnitt die Streitaxt die Luft. Doch sie grub sich nicht in den Felsboden, sondern beschrieb einen Halbkreis und kehrte, wie von unsichtbaren Schnüren gezogen, in die Hände des Jägers zurück. Wieder erscholl das grausame Lachen. Die Katze mit Yoter stieg höher. Offensichtlich wollte der Shrouk mit seinen Opfern spielen.
Mythor zog Alton aus der Scheide und winkte die anderen zu sich.
»Flieht mit Robbin zur Ruinenstadt!« schrie er. »Hier haben wir keine Deckung. Drei von euch und ich versuchen, Yoter abzulenken. Du auch, Gerrek, vielleicht schmeckt seiner Katze dein Feuer nicht! Wir stoßen in der Ruinenstadt zu euch!«
»Du kennst den Weg nicht!« rief Robbin entsetzt.
»Aber die Richtung, und das muß genügen! Er greift wieder an! Lauft um euer Leben!«
»Da kommen Shrouks!« schrie Tertish. »Das sind mindestens fünfzig!«
»Yoters Streitmacht«, knurrte Siebentag. Er lachte rauh. »Also hält er sich selbst nicht für unbesiegbar, sonst brauchte er sie wohl nicht.«
Es waren Lankohr und Heeva, die den Bann brachen und die Amazonen vorantrieben. Nadomir, Fronja, Gerrek und Siebentag blieben mit Burra und Tertish bei Mythor zurück.
Mythor versuchte, sich einen schnellen Überblick zu verschaffen, während er Yoters Angriff erwartete. Die fünfzig oder mehr Shrouks kamen aus der Richtung, die der Ruinenstadt gegenüberlag. War dies Zufall oder Absicht?
Er konnte sich später darüber Gedanken machen. Yoter war wieder auf zwanzig Schritte heran. Diesmal kam er auf dem Panther über den Fels. Mythor sah, wie er die Streitaxt schwang, ahnte den Augenblick, in dem er sie schleuderte, sprang zur Seite und legte alle Kraft beider Arme in den Hieb, mit dem er die Axt im Fluge zweiteilen wollte.
Sie wich seiner Klinge aus, als besäße sie Augen und eigenes Leben. Yoter fing sie lachend auf und stieg abermals in die Höhe.
»Rennt!« schrie Mythor den Gefährten zu. Die Amazonen und Aasen waren schon weit. Yoter schien ihnen wahrhaftig keine Aufmerksamkeit zu schenken. Fronja und Gerrek begannen zu laufen. Der Mandaler trug Nadomir auf den Schultern. Burra und Tertish folgten ihnen mit langen Sätzen. Nur Siebentag rührte sich nicht von der Stelle.
»Komm!« schrie Mythor. »Bei Quyl, willst du warten, bis die Shrouks dich erreicht haben!«
»Ich halte sie auf!« kam es zurück. »Bringt euch in Sicherheit!« Er drehte sich den Dämonischen zu und riß seinen Umhang über der Brust auf.
»Er will sie mit seinen Körperbildern bannen!« entfuhr es Burra.
Aber er schaffte es nicht. Die Shrouks stürmten heran. Der rote Schein von Phryl-Dhone ließ die Magie der Körperbemalungen Siebentags wirkungslos verpuffen. Der Kannibale wandte sich erst zur Flucht, als die Schreckensgestalten schwerter-, keulen- und äxteschwingend bereits heran waren.
Die Gefährten mußten sich zum Kampf stellen. Rasch waren sie von den Shrouks umringt. Die Klingen schlugen mit lautem Klirren aufeinander, begleitet von Yoters Gelächter hoch über den Häuptern der Kämpfenden. Immer enger zog sich der Kreis der Shrouks, deren Ungestüm und deren Haß auf alles Lebende nur die Verzweiflung entgegenzusetzen war.
Die Übermacht war viel zu groß, daran änderte sich auch nicht viel, als die
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