Der Menschenjäger
Amazonen mit Lankohr, Heeva und Robbin zurückkehrten und in das verbissene Ringen eingriffen. Sie wurden zurückgedrängt. Mythor, Fronja, Burra und Tertish kämpften Rücken an Rücken.
»Gerrek!« rief der Gorganer. »Worauf wartest du?«
Der Mandaler holte tief Luft, schloß die Augen und schickte den nächstbesten Shrouks eine Flammenlohe entgegen. Die Kreaturen kreischten gepeinigt auf und wichen zurück.
»Weiter, Gerrek! Zu den Ruinen!«
Schon bei der Belagerung der Luscuma hatte es sich gezeigt, daß die Shrouks das Feuer fürchteten. Gerrek spie eine Lohe nach der anderen, bahnte sich eine Gasse, während die Freunde sich der von den anderen Seiten Nachrückenden zu erwehren hatten. Das Gläserne Schwert kreiste und sang. Ein Shrouk nach dem anderen sank zu Boden. Doch für jeden Getöteten rückten zwei neue nach. So dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis die Gefährten sich Raum genug verschafft hatten, um den Ausfall zu wagen. Gerrek schuf ihnen die Gasse, blies seinen heißen Atem rundum und mußte dabei aufpassen, daß er damit nicht die Falschen traf.
Mit Robbin wieder an der Spitze, rannten die Freunde und die Amazonen, was die Beine nur hergaben. Die Shrouks brüllten vor Zorn und folgten ihnen dichtauf. Nur langsam vergrößerte sich der Vorsprung der Flüchtenden.
Wann endlich tauchten die Ruinen auf? Durfte Mythor denn überhaupt sicher sein, daß Robbin ihm keine Hirngespinste aufgetischt hatte?
Yoters achtbeinige Katze schnellte sich in mächtigen Sätzen durch die Luft, kam auf dem Fels auf und griff von vorne an. Jetzt schwang der Menschenjäger anstelle der Axt ein fast mannsgroßes Schwert, einen Beidhänder mit breiter, geflammter Klinge. Mythor sah ihn einen Augenblick zu spät. Es gab kein Ausweichen mehr. Fronjas Entsetzensschrei in den Ohren, stellte er sich dem Gegner entgegen und erwartete ihn mit Alton.
Die Augen der Katze schienen ihm gleißende Spiralen entgegenzuschicken. Aus dem weit aufgerissenen Rachen schlug ihm abscheulicher Gestank entgegen. Mythor kämpfte um seine Beherrschung. Er wartete, bis die weit vorgestreckten Pranken ihn fast erreichten, wich blitzschnell aus und parierte Yoters mit fürchterlicher Wucht geführten Hieb.
Das Gläserne Schwert vermochte der Klinge des anderen nicht einmal einen Kratzer beizubringen.
»Du gefällst mir, Wurm!« schrie Yoter dröhnend. »Nun zeige, ob du auch diesen parierst! Ho, Okil!«
Die Katze drehte sich in der Luft, war schon wieder heran und setzte über Mythor hinweg. Yoter beugte sich tief zur Seite herab und führte seinen nächsten Streich. Alton konnte ihm die Wucht nicht mehr nehmen. Mythors Brustschutz wurde aufgeschlitzt. Ein hauchdünner, roter Streifen zog sich über die Haut. Der Sohn des Kometen ging in die Knie, hörte Yoters Gelächter und wußte, daß er ihm diesmal nicht mehr entkam.
Die achtbeinige Katze senkte sich auf ihn herab.
*
Fronja wagte nicht zu atmen. Alles in ihr drängte darauf, Mythor zu Hilfe zu eilen, doch Burras Faust umschloß ihr Gelenk wie ein Schraubstock.
»Laß mich los!« schrie Fronja. »Ich befehle es dir!«
»Wenn Mythor Yoter nicht besiegt, kann es keine von uns«, sagte die Amazonenführerin. Fronja war entsetzt.
Die Horde der Shrouks war längst schon zum Stillstand gekommen. Sie hatten sich sogar etwas zurückgezogen, als fürchteten sie den Zorn ihres Herrn, wenn sie sich an seinen Opfern vergriffen.
Mythor sank in die Knie. Die Pantherkatze machte einen Satz auf ihn zu – und wand sich in der Luft, als stießen ihre vorgestreckten Pranken in unsichtbares Feuer hinein.
Fronja konnte nicht fassen, was ihre Augen ihr zeigten. Niemand hatte mehr auf die beiden Aasen geachtet. Nun standen sie bei Mythor und hoben die unbewaffneten Hände der Bestie entgegen.
Die Katze kam neben ihnen auf, jaulte und fauchte. Yoter brüllte noch wütender, doch auch er brachte es nicht fertig, das Untier nochmals gegen den Gorganer zu lenken.
Die Aasen sprachen kein Wort. Allein ihre Blicke und ihre ausgestreckten Hände schienen das Wunder zu bewirken. Yoter schrie und tobte. Die achtbeinige Katze machte einen Satz von ihnen weg, drehte sich, schnellte sich vor und prallte gegen ein unsichtbares Hindernis. Noch einmal erscholl ihr Gebrüll. Dann nahm sie endgültig Reißaus.
Die Nebel hoch über dem Eiland verschlangen sie. Yoters Flüche und Drohungen verhallten in der Ferne.
Fronja stürmte auf Mythor zu und half ihm auf. Von allen Umstehenden gewann Nadomir als erster die
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