Der Menschenjäger
Sprache wieder. Anklagend deutete er auf die Aasen und rief mit schriller Stimme:
»Da seht ihr es! Sie hätten das niemals vermocht, wären sie keine Dämonen! Ich sah ganz deutlich, wie sie die Katze mit ihren Klauen packten und davonschleuderten!«
»Das reicht mir jetzt langsam«, versetzte Scida und drohte ihm mit dem Finger. »Selbst Dämonen wäre ich dankbar dafür, daß sie Mythor gerettet haben.«
»Redet nicht so lange!« kam es von Robbin. »Jetzt werden die Shrouks wieder angreifen!«
Und in der Ferne waren die ersten Ruinen zu sehen. Gerrek blies den Shrouks sein Feuer entgegen, während die anderen zu laufen begannen. Wieder entwickelte sich eine wilde Hetzjagd. Wieder vergrößerte sich der Vorsprung der Gestrandeten nur allmählich. Doch diesmal stellte sich ihnen kein Yoter in den Weg.
Sie erreichten unangefochten die Ruinenstadt, hinter der das Felsland zu Ende war. Erleichtert stellte Mythor fest, daß hier das rote Leuchten nicht wirksam war. Etwas verschluckte es einfach und beendete so auch den Körperspuk.
»In die Häuser!« forderte er die Freunde und Amazonen auf. »Nehmt die herumliegenden Steine, und baut Deckungen!«
Er preßte sich die Hand auf die Wunde, die Yoters Klinge in seine Haut geritzt hatte. Fronja sah es und runzelte die Stirn.
»Es ist nichts«, sagte er. »Es… brennt nur etwas.«
Er las in ihren Augen, was sie dachte. Die Klinge mochte vergiftet gewesen sein, doch selbst dann blieb keine Zeit, sich um die Wunde zu kümmern. Die Shrouks drangen mit Gebrüll in die seit undenklichen Zeiten verfallene Stadt ein. Burra und eine Handvoll Kriegerinnen verschwanden in einem finsteren Eingang – und wurden von etwa einem Dutzend affenähnlicher Wesen zurückgedrängt.
»Das ist wieder eine Falle!« schrie Fronja, bebend vor Wut. »Götter Vangas, hört das denn überhaupt nicht mehr auf!«
Auch aus anderen Ruinen quollen die Affenähnlichen nun, fünf Fuß groß, unglaublich dürr und ungemein flink. Ihre einzigen Waffen waren die Krallenhände, die an Vogelklauen erinnerten. Mit schrillem Gekreisch stürzten sie sich von der einen Seite her auf die Verzweifelten, während von der anderen die Shrouks vorrückten.
Mythor, Fronja, Gerrek, Siebentag und die Amazonen bildeten einen engen Kreis um die Aasen, Robbin und Nadomir. Der Kampf gegen diese beiden Gegner auf einmal erschien aussichtslos, schien das endgültige Ende zu bedeuten. Gerrek konnte die Shrouks auf Abstand halten, nicht aber die Dürren. Das Feuer machte ihnen nichts aus. Eher hatte es den Anschein, als badeten sie sich darin.
»Sie sind noch nicht lange hier!« rief Robbin in das Klirren der Waffen, die Schreie der Shrouks und das Kreischen der Affenähnlichen hinein. »Sonst hätte ich von ihnen gewußt! Sie kommen nicht aus der Schattenzone, sonst würden auch sie das Feuer fürchten!«
Dafür sprach auch, daß ihr Geschnatter vollkommen unverständlich war, wenngleich eindeutig eine Art Sprache. Sie gaben kein Schattenwelsch von sich, jenes seltsame Mischmasch von Gorgan und Vanga, mit dem sich die in der Schattenzone Hausenden verständigten. Blitzschnell sprangen sie in die Höhe, landeten mitten zwischen den Gefährten und setzten ihnen hart zu. Mythor ließ Alton kreisen. Der Schweiß lief ihm ins Gesicht und in die Augen. Die eigene Wunde brannte immer mehr, und bestürzt mußte er nun erkennen, daß seine Kräfte zusehends nachließen.
Er wußte, daß ihm schnell etwas einfallen mußte. Mit Waffengewalt ließen die Kreaturen sich nicht besiegen, vielleicht aber mit…
»Haltet euch bereit!« schrie er, so laut er konnte. »Lauft zum Abgrund, und seht, ob ihr dort ein Versteck findet!«
Tertish drehte sich zu ihm um, die Augen aufgerissen und an der Wange blutend.
»Dein Geist scheint zu leiden! Wie sollen wir…?«
»So!«
Blitzschnell durchtrennte er die Riemen, die ihren Ranzen auf dem Rücken gehalten hatten. Er fiel zu Boden. Ein weiterer gezielter Hieb schlug ihn entzwei. Das Salz rieselte daraus hervor.
Und was nur eine verzweifelte Hoffnung gewesen war, erfüllte sich nun. Shrouks und Dürre stürzten sich auf das Salz. Sie ließen ohne Ausnahme von ihren Opfern ab und begannen in maßloser Gier um jedes Körnchen zu streiten, das sie ergattern konnten.
Burra streckte triumphierend eine Faust in die Höhe. Mythor nahm Fronja bei der Hand und zog sie mit sich. Sie erreichten den Abgrund und wurden von Schwindel ergriffen, als sie ins Nichts hinabstarrten.
»Und da sollen wir
Weitere Kostenlose Bücher