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Der Menschenjäger

Der Menschenjäger

Titel: Der Menschenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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ihren Augen bot, war dazu angetan, alles andere vergessen zu machen.
    Ceburon schien nicht, wie von Robbin vermutet, bereits auf dem Sud gelandet zu sein – und Mythor bezweifelte auch, daß das Riesengebilde, das er aus dem Versteck heraus nun beobachtete, mit dem Herold gemeint war.
    Eine strahlend weiße, an den Rändern ausgefranste Wolke aus gefestigter Luft senkte sich langsam und majestätisch auf das Wurzelland herab. Auf dieser Wolke befand sich ein Yarl, und auf dessen Panzer wiederum eine einzelne, einbandagierte Gestalt, im Vergleich zu dem gewaltigen Tier lächerlich winzig an Körpergröße. Das allerdings schien nicht für seine Bedeutung zu gelten.
    Der Yarlreiter war so dick umwickelt, daß seine Gestalt nicht zu erkennen war. Um ihn herum saßen an die zwanzig Shrouks und ganz vorn auf dem Yarl, direkt dort auf dem Panzer, wo der dreieckige Kopf halb ausgefahren war, ein spindeldürres, etwa zehn Fuß großes Wesen mit einer Art Rüssel im Gesicht.
    »Das muß Ceburon sein«, flüsterte Nadomir erregt. »Dann ist der Rüssel seine Fanfare.«
    Es war nur eine Vermutung, doch eine, die auch Mythor einleuchtend erschien. Atemlos sahen die drei Freunde zu, wie sich die Wolke allmählich auflöste und sich der Yarl mit seinen achtzehn kurzen und krummen Beinpaaren nun auf den Sud senkte. Und dort verharrte er, zog den Kopf völlig ein und rührte sich nicht mehr.
    Die zwanzig Shrouks verfielen kauernd in eine Starre. Dafür erhob sich nun der Rüsselträger und machte eine Runde nach der anderen am Rand des Yarl-Panzers um den geheimnisvollen Eingewickelten herum.
    »Es ist Ceburon«, flüsterte Nadomir. »Und er wacht über den Schlaf seines Meisters. Dies muß ein bedeutender Dämon sein. Wohin mag er unterwegs sein?«
    Mythor spürte, daß er Zeuge von etwas Bedeutendem wurde. Wozu dieser unheimliche Zug? Wen galt es wohin zu befördern, und warum?
    Erhaben ruhte der Yarl dort in etwa zwei Steinwürfen Entfernung. Nichts rührte sich außer dem Herold. Mythor hätte schwören mögen, daß die Shrouks wie tot waren, nichts sahen und nichts hörten.
    »Nur Ceburon hält die Wache«, sagte er leise. »Er hat keine Augen auf seinem Rücken. Wenn er uns diesen also zuwendet…«
    Fronja erschrak. Mythor legte ihr schnell eine Hand auf den Mund.
    »Diesmal wartest du hier. Es wäre zu gefährlich, es zu dritt zu versuchen. Nadomir und ich haben schnell ein Versteck in den Wurzeln gefunden, sobald Ceburon sich uns wieder zuwendet.«
    Nadomir erschien wie ausgewechselt. Seine Neugier war nicht mehr zu zügeln.
    »Ich lasse nicht zu…!« begann Fronja, als Mythor seine Hand zurückzog. Er schnitt ihr mit einer Geste das Wort ab.
    »Zur Liebe gehört Vertrauen, Fronja, auch und vor allem, wenn sie keinem Zauber entspringt. Zeige du dein Vertrauen und werde nicht zu einem ewig keifenden Weib. Wir sind gleich zurück.«
    Damit sprang er aus dem Versteck und lief geduckt über das Geflecht von Wurzeln. Fronja blieb sprachlos zurück. Nadomir folgte Mythor behende, bis Ceburon, der sich auf der ihnen abgewandten Seite des Yarls befunden hatte, um den Eingewickelten herum war. Mythor nahm Nadomir in den Arm und ließ sich mit ihm in eine sich auftuende Öffnung fallen.
    Wieder beobachteten sie, und Nadomir machte eine neue Entdeckung.
    »Ceburon dreht sich niemals zum Dämon um, als dürfte er seine Augen nicht auf ihn richten, sondern nur hinaus auf den Sud. Wenn wir einmal auf dem Yarl sind, können wir uns nur durch Geräusche verraten.«
    »Du meinst, der Umwickelte sei der Dämon?«
    Die Frage war überflüssig. Mythor wußte es, doch alles war viel zu undurchschaubar. Wann erwachten die Shrouks wieder?
    »Weiter!« flüsterte er, als Ceburon seine Runde gemacht hatte.
    In kleinen Stücken kamen sie voran und standen schließlich unentdeckt unter dem mächtigen Leib des Yarls. Mythor hob den Troll soweit auf eines der gedrungenen Beine, wie er konnte. Nadomir fand Halt und wartete unmittelbar unter dem Panzer, bis Mythor bei ihm war.
    Sie verständigten sich durch Handzeichen. Ceburon bewegte sich lautlos über ihnen, und so ließ sich nur abschätzen, wann er wo sein würde. Mythor hatte die eigenen Herzschläge gezählt, als er den Herold beobachtete. Nun wartete er atemlos, bis er annahm, daß Ceburon an ihnen vorbei war.
    Komm! bedeutete er Nadomir. Vorsichtig hob er den Kopf über den Panzerrand. Wahrhaftig bewegte sich Ceburon von ihnen fort. Blitzschnell kletterten die Freunde auf den Yarl und

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