Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Menschenjäger

Der Menschenjäger

Titel: Der Menschenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
zu halten vermochte, sah Mythor nur noch einen Ausweg.
    »Wir müssen ein weiteres Salzpaket opfern!« rief er. »Werft ihnen eines hin und zerschlagt es! Was sie nicht fressen, wird die Shrouks aufhalten!«
    Tertish war es, die der Aufforderung nachkam, und wahrhaftig stürzten sich die Ratten auf den aufgeschlitzten Ranzen. Mehr noch, selbst die Wurzelstränge bogen sich dem Salz zu. Feine Fäden bildeten sich aus ihnen, die tastend weiterwuchsen. Die Gefährten beeilten sich, aus dem Bereich des unheimlichen Lebens zu entkommen, und mußten teils entsetzt, teils erleichtert mitansehen, wie die Wurzeln und ihre Fäden die Ratten erstickten. Wo eben noch freier Raum gewesen war, schloß sich der Sud zu einem undurchdringbaren Gewirr.
    Aus allen Richtungen kamen weitere Bestien heran, nicht nur Ratten, sondern wohl alles an Ungetier, das diese Zone aufzuweisen hatte. Sie schenkten den Gefährten keine Aufmerksamkeit, huschten zwischen ihnen und über ihre Körper hinweg und kannten nur die Gier nach dem Salz.
    »Das wird uns für eine Weile den Weg freihalten!« rief der Sohn des Kometen. »Jetzt schnell weiter!«
    Er brauchte es niemandem zweimal zu sagen. Wieder ging es durch Lücken, rutschten die Eindringlinge an dicken Strängen hinab oder ließen sich einfach um einige Körperlängen in die Tiefe fallen. Robbin schwang sich wie ein Affe von Strang zu Strang.
    Von Yoter und seiner Katze war nichts mehr zu hören.
    »Er wird den Sud umgehen und unten, wenn wir ihn überwunden haben, auf uns warten«, prophezeite Robbin düster.
    Mythor aber hielt die Augen offen nach den Kristallgestalten, die er im Traum gesehen hatte. Und irgendwo mußte die Insel mit der Kometenfee liegen.
    Das neue Unheil kündigte sich an, als Robbin vorsichtig meinte, die Hälfte des Weges sei nun wohl zurückgelegt. Plötzlich kam ein leichter Wind auf, der den Wurzelstock durchwehte. Er wurde heftiger, ließ die Stränge ächzen und knacken und wehte die ersten Kristalle heran.
    Innerhalb kürzester Zeit wurde die Brise zum Sturm. Feiner Kristallstaub legte sich auf die Haut der Gefährten, drang in ihre Nasenlöcher und Augen, setzte sich zwischen den Lippen und unter der Kleidung fest.
    Größere Kristalle prasselten schmerzhaft auf die ungeschützten Körperteile hernieder. Ein Heulen und Pfeifen wie von tausend Dämonen erfüllte die Luft. Der Sturm zerrte an den Rüstungen und Gewändern. Wer sich nicht an Wurzeln festklammerte, wurde von den Beinen gerissen. Das Atmen wurde zur Qual.
    »Wir müssen uns vermummen!« schrie Mythor. »Reißt Fetzen aus eurer Bekleidung und bindet sie um eure Gesichter!«
    Für Robbin stellte dies keine Schwierigkeit dar. Er hatte bereits seine Bandagen gelockert und vor die Nase geschoben. Die anderen mußten zusehen, daß ihnen der Stoff nicht vom Sturm davongerissen wurde. Schließlich waren sie alle einigermaßen vermummt und setzten den Weg fort, indem sie sich von einem Strang zum nächsten zogen.
    Es war nicht abzusehen, wann der Sturm abebben würde. Eher gewann er noch an Heftigkeit. Die Kristalle wurden größer, und schon setzten sich einige im Sud fest und begannen dort zu wachsen.
    Bei genauerem Hinsehen erkannte Mythor, immer noch an der Spitze der Gruppe, daß sie sich nicht wirklich aufblähten, sondern zusammenwuchsen. Kristalle, die wie in einem Sandsturm herangetragen wurden, klebten an den schon faustgroßen Gebilden fest und schienen mit ihnen zu verschmelzen. Und das ging rasend schnell vonstatten. Bald so groß wie Köpfe, aber eckig und unregelmäßig geformt, stießen nun diese Riesenkristalle an den Ecken zusammen und verbanden sich zu noch größeren. So entstanden Quader, Sterne und waagrechte Balken, die zwischen den Wurzeln wuchsen und den Weg versperrten.
    »Zerschlagt sie, ehe wir hier gefangen sind!« rief Burra.
    Die Schwerthiebe zertrümmerten einige kleinere Gebilde, aus den großen vermochten sie nur Stücke herauszuhauen, die ihrerseits in die Höhe wuchsen.
    »Schnell weiter!« brüllte Mythor in das Heulen und Pfeifen des Sturmes. »Irgendwo muß auch diese Zone zu Ende sein!«
    Doch die lebenden Kristalle, jene, die die Gestalt von Menschen hatten, waren noch nicht aufgetaucht. Mythor trieb die Gefährten zu immer größerer Eile an, wenngleich das Vorankommen ein ums andere Mal ins Stocken geriet. Der Wind blies mit unverminderter Heftigkeit. Mythor schwitzte. Seine Kräfte drohten zu erlahmen. Er ahnte, daß noch weitaus Schrecklicheres als der Kristallsturm

Weitere Kostenlose Bücher