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Der Menschenjäger

Der Menschenjäger

Titel: Der Menschenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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aus dem Dunkel herausschälte. Es war kein fester Boden, auf dem sie aufschlugen, sondern eher ein Gewirr von dicken und dünnen, ineinander verschlungenen Ästen oder Wurzeln. Mythor stürzte in einen Hohlraum. Der Netzstrang wickelte sich von seinem Körper, peitschte und zog sich so schnell in das gewaltige Äste- oder Wurzelwerk zurück, daß die Blicke ihm nicht folgen konnten.
    Mythor war frei, doch erst allmählich kehrte das Gefühl in seine Glieder zurück. Taumelnd richtete er sich auf und fand Halt an einem armdicken Wurzelstrang. Neben ihm tauchten die Gefährten auf. Fronja ließ sich in seine Arme sinken. Robbin schnellte sich in den Hohlraum, der etwa zwei Körperlängen unter den obersten Auswüchsen des Suds lag. Nach und nach erschienen auch die Amazonen, Siebentag, Nadomir, die Aasen und Gerrek.
    Die klebrige Flüssigkeit an ihren Körpern verwandelte sich zu Staub und fiel von ihnen ab. Die Gefährten konnten kaum fassen, daß sie so unverhofft frei waren und einem grausamen Schicksal entronnen. Robbin jedoch dämpfte ihre Erleichterung.
    »Hier sind wir nicht sicher«, warnte er. »Wir müssen noch tiefer in den Sud hinabsteigen, sollen uns die Fanfarenklänge nicht erreichen. Wir werden sie auch dann hören, aber sie dürfen uns niemals direkt treffen!«
    Und das Schmettern kam näher. Noch war von dem so geheimnisvollen Ceburon noch nichts zu sehen, doch dafür tauchte hoch über dem Sud nun ein riesiger Flugdrache auf, offenbar auf der Suche nach einem Versteck.
    Er konnte dem Verderben nicht entrinnen, gelangte in den Schall der Fanfare, platzte auseinander und wurde in alle Richtungen hin zerrissen.
    Schaudernd wandte Mythor sich ab. Er nickte Robbin zu.
    »Kannst du uns führen?«
    Der Pfader zögerte. Unsicher antwortete er:
    »Ich kenne den Sud nicht. Niemand erreichte ihn je oder kehrte von hier zurück. Es gibt nur den Weg tiefer in den Stock hinein.«
    Und dieser Weg war vorgegeben durch die Stellen, wo die Wurzeln – Mythor glaubte nun fast, es mit einem riesigen Gewächs im Nichts zu tun zu haben – weniger dicht ineinander wuchsen. Mühsam kamen die Gefährten voran. Es gab regelrechte Kammern mit schmalen oder niedrigen Durchgängen. Mythor wurde an seine Erlebnisse im Baum des Lebens erinnert. Doch die Zeit drängte.
    Noch näher kam das Fanfarengeschmetter. Mehr als einmal glaubte Mythor, daß der Schallkegel ihn und die Freunde nun erfassen und zerstören müßte. Es waren furchtbare Augenblicke.
    Dann plötzlich war Stille.
    Robbin blieb stehen und schien zu lauschen, während die Amazonen von hinten nach drängten.
    »Deburon ist auf dem Sud gelandet«, flüsterte der Pfader. »Vielleicht war er sein Ziel, vielleicht macht er und der Dämon, dem er den Weg bahnt, auch nur eine Rast auf dem Weg in noch tiefere Gestade.«
    Sein Ziel könnte Carlumen sein! dachte Mythor.
    Er mußte wissen, mit wem er es dann dort unten, am Ende der Dämonenleiter zu tun haben würde. Dazu kam eine Neugierde anderer Art. Hier bot sich die Gelegenheit, weiteres über die Umtriebe der Dämonen und ihrer Helfer herauszufinden.
    »Nein!« wehrte Fronja ab, als sie sein Vorhaben von seinem Gesicht ablas. »Das wirst du nicht tun!«
    »Ich will wissen, wer er ist«, sagte der Gorganer entschlossen.
    »Dann komme ich mit dir!«
    Sie war ebensowenig umzustimmen wie er selbst. Und so kam es, daß sich Mythor mit ihr und dem Kleinen Nadomir auf den Weg zurück an die Oberfläche des Suds machte, allen Warnungen und Beschwörungen Robbins und der Amazonen zum Trotz.
    »Wie kann man nur so versessen darauf sein, blind in seinen Untergang zu laufen!« rief ihnen der Pfader hinterher. »Jetzt schweigt die Todesfanfare noch, weil Ceburon den Weg für den Dämon freigeräumt hat und kein Leben mehr sieht. Doch entdeckt er nur einen von euch, so wird sie wieder blasen, und nichts bleibt von euch als ein Häufchen Staub!«
    Burra, alles andere als glücklich über Mythors Vorstoß, aber offenbar ebenso neugierig wie er und Nadomir, brachte ihn zum Schweigen.
*
    Mythor schlug Robbins Warnungen nicht in den Wind. Vorsichtig und fast lautlos kletterte er zwischen knorrigen Strängen zur Oberfläche hinauf, dicht gefolgt von Fronja und Nadomir. Er kniete sich auf eine breite Wurzel und schob langsam den Kopf über eine zweite, die ein Stück aus dem Gewirr herausstieß. Neben ihm richtete sich Fronja halb auf, während Nadomir sich auf die Zehenspitzen stellen mußte, um etwas sehen zu können.
    Der Anblick, der sich

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