Der Menschenjäger
schlichen sich zwischen den Shrouks hindurch zum ruhenden Dämon. Mythor hatte Alton gezogen und war bereit, sich beim geringsten Zeichen dafür, daß der Rüsselträger sie doch entdeckte, auf diesen zu stürzen.
Nadomir stieß ihn leicht an und deutete auf die Zeichen auf den Bandagen der Dämonenhülle. Seine Erregung ließ vermuten, daß er sie zu entziffern vermochte, doch dazu brauchte er Zeit.
Ceburon machte eine Runde um die andere um sie, sah nicht einmal über die Schulter. Dafür hatte der Sohn des Kometen das beklemmende. Gefühl, aus der toten Hülle heraus beobachtet zu werden. Er war nahe daran, die Klinge in sie hineinzutreiben, um dem Dämon mit der Kraft des Lichts den endgültigen Garaus zu bereiten. Seltsamerweise konnte er nicht mehr daran glauben, daß er wahrhaftig tot sein sollte, denn wozu betrieb man denn diesen Aufwand mit ihm?
Er brachte es nicht über sich, zumal Ceburon aufmerksam geworden wäre. Dagegen spielte er kurz mit dem Gedanken, diesem seltsamen Zug zu folgen.
Nadomir erlöste ihn aus diesen Zweifeln. Der Troll war noch erregter geworden und bedeutete ihm, schnell wieder die trügerische Sicherheit des Suds zu suchen. Offenbar wußte er nun alles, was es zu wissen galt.
Im nächsten günstigen Augenblick schlichen die beiden Gefährten sich zurück, kletterten vom Yarl und begaben sich diesmal unverzüglich in ein Wurzelversteck. Unter der Oberfläche fanden sie den Weg dorthin zurück, wo Fronja voller Bangen wartete.
»Sprich jetzt!« forderte Mythor den Königstroll leise auf. »Was hast du entdeckt?«
»Die schwarzmagischen Zeichen sagen aus«, flüsterte Nadomir, »daß in den Wickeln kein anderer liegt als der Körper des Dämons Cherzoon, der auf der Suche nach seinem verschollenen Geist ist.«
Mythor pfiff leise durch die Zähne.
Cherzoon!
Ungestüm drängte sich ihm die Erinnerung auf, an Drundyr, der von Cherzoon beherrscht gewesen war, an den Schwarzstein und an die verhängnisvolle Fahrt der Goldenen Galeere in die Schattenzone hinein.
Er befriedigte Fronjas Neugier und berichtete in wenigen Sätzen über seine damaligen Erlebnisse, bevor er auf der Insel Tau-Tau als Held Honga erwacht war.
»Wir können uns immer noch unter dem Panzer des Yarls verbergen«, flüsterte er, von seinen Gefühlen hin und her gerissen. »Wenn Cherzoons Körper zum Geist des Dämons findet, dann auch dorthin, wo die anderen Waffen des Lichtboten ruhen – tief auf dem Boden des Meeres.«
»Es ist zu spät«, sagte Nadomir.
Mythor hob den Kopf und sah, wie wieder Leben in die Shrouks kam. Ceburons Fanfare erklang. Der Yarl richtete sich auf. Die weiße Wolke bildete sich aus dem Nichts heraus zurück und hob das mächtige Tier vom Sud ab. Mit zusammengepreßten Lippen mußte Mythor mitansehen, wie der unheimliche Zug in der Ferne verblaßte, hinter dem Sud langsam in weitere Tiefen sinkend.
»Er folgt den Sprossen der Dämonenleiter«, vermutete Nadomir. »Immer weiter hinab.«
»Und du denkst hoffentlich nicht länger daran, die anderen im Stich zu lassen«, sagte Fronja tadelnd. »Unser Ziel ist Carlumen. Muß ich dich daran erinnern?«
»Nein!« erwiderte Mythor. Und er dachte: Warum streiten wir uns, die wir doch die gleichen Ziele haben? Ist dies bereits die Frucht der Zweifel, die sie über meine Liebe zu ihr gesät hat?
Fronja winkte zum Aufbruch. Burra und Scida erwarteten sie bereits voller Ungeduld. Mythor mußte berichten, denn Nadomirs Mund war in dem Augenblick wieder verschlossen, in dem er die beiden Aasen sah.
Robbin schraubte sich in die Höhe.
»Wir müssen durch den Sud hindurchklettern«, klagte er. »Laßt uns diesen Weg dann wenigstens so schnell wie möglich hinter uns bringen, denn der Sud beherbergt dämonisches Leben in tausendfacher Form und Zahl.«
»So!« machte Scida. »Und ich dachte, du kennst ihn nicht?«
»Ich weiß auch nichts über ihn. Aber kannst du dir ein besseres Versteck denken für alles Getier, das hierher verschlagen wurde? Laßt euch nicht täuschen dadurch, daß wir noch nichts von ihm sahen und hörten, denn es verbarg sich vor Ceburon. Das wird sich nun schneller ändern, als uns lieb sein kann.«
Robbin murmelte noch etwas davon, daß er das Faß Salz besser niemals angenommen hätte, und wartete darauf, daß irgend jemand sich an die Spitze des Zuges setzte.
Mythor tat es. Hier konnte der Pfader keine große Hilfe sein, und die Richtung war vorgegeben.
Sie mußten hinab, sich senkrecht nach unten durch den Sud
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