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Der Menschenraeuber

Der Menschenraeuber

Titel: Der Menschenraeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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hing Amanda auf ihrem Unterarm und stierte vor sich hin. Ihre dicken, schwammigen Brüste lagen auf dem Tisch wie in sich zusammengefallene Hefeteige. Sie sagte nichts mehr, sie schlief fast mit offenen Augen.
    Die Jungs tranken jetzt keinen Rotwein mehr, sondern ließen die Grappaflasche kreisen. Es war wahrscheinlich Langeweile, dass sie sich plötzlich für Amanda zu interessieren begannen.
    »Hej!«, begann Mats, aber Amanda reagierte nicht.
    Folke nahm eine halbvolle Rotweinflasche, die neben der Spüle stand, und goss sie Amanda langsam über den Kopf.
    Amanda rührte sich gar nicht.
    Mats goss Grappa hinterher und verschmierte ihr den Schnaps im Gesicht. Als er ihre Lippen berührte, begann sie zu saugen wie ein Baby.
    Die drei schrien vor Lachen.
    Enrik kniff sie in die Brust, aber Amanda grunzte nur und sah sie mit glasigen Augen an, die nichts mehr begriffen.
    Und in diesem Moment kapierten die drei, dass sie mit Amanda machen konnten, was sie wollten.
    Folke packte sie unter den Armen und zog sie auf den Tisch. Ihre Brüste schwammen im verschütteten Rotwein-Grappa-Gemisch, ihre nassen Haare klebten über ihren Augen. Folke zog sie so weit, dass ihr gesamter massiger Körper auf der Tischplatte zu liegen kam, ihre dicken Beine baumelten hilflos in der Luft.
    Die Jungs kicherten. Unsicher und gierig zugleich. Sie spürten, dass sie dabei waren, in eine Situation hineinzuschlittern, die sie so wahrscheinlich in ihrem Leben nie wieder erleben würden, und wollten sie ausnutzen. Koste es, was es wolle.
    Mats war der Erste, der Amanda die schlabbrigen Leggings und ihre Unterhose herunterzog, ihr bleiches Hinterteil und ihre unförmigen, von Cellulitis gezeichneten Schenkel entblößte und auseinanderdrückte. Sein Gesicht war hochrot, als er in sie hineinstieß.
     
    Riccardo erwachte von einem ungewohnten Geräusch. Ein rhythmisches, dumpfes Schaben. Dann das Klirren einer Flasche, die auf dem Boden zerbrach. Und wieder das gleichmäßige Kratzen und Rütteln. Wie Holz auf Stein. Irritiert sah er auf den Radiowecker. Ein Uhr siebenunddreißig.
    Es war der eindeutige Rhythmus, der ihm Angst machte. Er sprang aus dem Bett. Alle Sinne waren geschärft, er bemühte sich, ruhig zu atmen, obwohl er seinen Herzschlag im Hals und bis in den Mund spürte. Barfuß lief er los.
    Das Geräusch hielt unvermindert an und wurde auf dem Flur nur noch lauter und bedrohlicher.
    Dann öffnete er die Küchentür. Leise und vorsichtig, denn er fürchtete sich vor dem, was er sehen würde.
    Es war noch schlimmer, als er erwartet hatte.
    Amanda lag mit gespreizten Schenkeln bäuchlings auf dem Küchentisch.
    Ihre Augen waren weggekippt, als wäre sie in Trance.
    Sie ist nicht mehr bei sich, dachte Riccardo, entweder liegt sie schon im Koma, oder sie ist so betrunken wie nie.
    Die drei Holländer beschäftigten sich gleichzeitig mit Amanda, und sie gingen nicht zimperlich mit ihr um. Amanda war ein willenloser, wabbeliger Fleischberg, an dem sich die drei mit heruntergelassenen Hosen bedienten. Sie behandelten sie wie eine angeschossene Wildsau, gewalttätig, aggressiv und herzlos.
    Niemand bemerkte Riccardo, der völlig entgeistert in der Tür stand. Er versuchte, in der misshandelten Kreatur Amanda, seine Frau zu sehen, aber es gelang ihm nicht.
    So apathisch, wie sie da lag, hilflos und ohne jeden Widerstand, sah sie aus, als würde sie diese Massenvergewaltigung niemals überleben, und Riccardo wunderte sich, dass er in dieser Situation den Gedanken hatte, dass es wahrhaftig keinen passenderen Tod für Amanda geben konnte.
    Einen winzigen Moment lang überlegte er dazwischenzugehen, die Bande auseinanderzutreiben, sie anzuschreien – vielleicht reichte auch schon sein Auftauchen, um sie zu verschrecken -, aber dann ließ er es bleiben. Die Angst war stärker. Angst vor drei betrunkenen Halbstarken, die jegliche Scham und jede Kontrolle verloren hatten.
    So leise, wie er sie geöffnet hatte, zog er die Tür wieder zu und kehrte in sein Zimmer zurück. Zum ersten Mal in seinem Leben wusste er nicht mehr, was er machen sollte. Er konnte nicht weinen, aber er verspürte auch keinen Zorn. Nur Ekel und Enttäuschung. Und das Gefühl, so nicht mehr weiterleben zu können.
    Seit seiner Kindheit hatte er nicht mehr gebetet. Jetzt kniete er sich vor sein Bett, faltete die Hände und flehte die Jungfrau Maria an, ihn herauszuholen aus dem Sumpf und die Erinnerung an das Gesehene aus seinem Gedächtnis zu löschen. Denn er glaubte, Amanda

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