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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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»Wir haben uns auf einen anderen Verdächtigen konzentriert. Einen großen, dünnen Mann, den wir bisher noch nicht identifizieren konnten. Bay hat ihn offensichtlich zu erpressen versucht. Wir haben einen Zeugen dafür, der die beiden in der zweiten Halbzeit beobachtet hat, kurz bevor Mette Mortensens Leiche gefunden wurde. Wir gehen jetzt davon aus, dass der dünne Mann der eigentliche Täter ist und Bay nur eine untergeordnete Rolle hatte und sein Wissen ausnutzen wollte, um mehr Geld zu kassieren.«
    Er nickte zum Tatort.
    »Und das hat offensichtlich Konsequenzen gehabt. Er hat sich mit einem größeren Gegner eingelassen, als er dachte.«
    »Ja, das sieht so aus.«
    Wagner sah sie eindringlich an.
    »Du bist nicht zufällig im Laufe deiner Recherche auf einen großen, dünnen Mann gestoßen?«
    Ihr Blick wanderte zu dem Szenario, das sich jetzt abspielte. Einer der Techniker hatte begonnen, den Tatort und die Leiche von allen Seiten und Perspektiven zu fotografieren. Wie wenig |342| Privatsphäre man doch als Toter hatte, dachte sie, bevor sie antwortete: »Nein. Aber wenn ich über ihn stolpern sollte, gebe ich sofort Bescheid.«
    Sie zögerte kurz, ob sie ihm von dem Gewebegesetz erzählen sollte. Aber Wagner hatte bereits das Interesse an dem Gespräch verloren, verabschiedete sich mit einem Nicken und verschwand hinter der Absperrung.
    Einen Moment lang stand sie am Rand und beobachtete alles, wie die Zuschauerin eines Festes, zu dem sie nicht geladen war. Sie sah, wie Winkler freundlich zum Streifenwagen begleitet wurde, um vermutlich direkt zum Verhör ins Präsidium gefahren zu werden. Bo machte noch immer Fotos. Sie ging eine kleine Runde spazieren und genoss die Sonne, die ihr in den Nacken schien, wenn sie zwischen den Wolken durchblitzte. Es gab so viele Aspekte in diesem Fall, und die hatten ein Ausmaß, dessen Radius sie nicht abschätzen konnte. Sie dachte an Marie Gejl Andersens Vater und an die Glasaugen und fragte sich, wie das alles zusammenhing. Wie fühlte es sich an, wenn ein Angehöriger nach seinem Tod Opfer eines solchen Übergriffs wurde? War Maries Vater dem ausgesetzt gewesen? Hatte jemand nicht nur seine Augen entfernt und durch zwei Glasaugen ersetzt, sondern waren ihm auch seine Knochen entfernt worden, weil derjenige wusste, dass er ohnehin feuerbestattet werden und seine Familie ihn nicht wiedersehen würde?
    Sie verschränkte die Arme. Früher hatte sie den Standpunkt vertreten, dass es unerheblich sei, was mit dem eigenen Körper geschah, wenn man erst einmal tot war. Aber mittlerweile war sie sich da nicht mehr so sicher. Der Tod war, zumindest kam es ihr so vor, eine Art Verlängerung des Lebens, die ein ebenso großes Maß an Respekt verdiente. Besonders in einer Zeit, in der ein menschlicher Körper viel wert war, so dass hier die unterschiedlichsten Interessen aufeinandertrafen. Man sollte der eigene Herr über seine irdischen Reste sein, oder etwa nicht?
    Sie hörte, dass Bo nach ihr rief, drehte sich um und ging zurück zu ihm.

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    |344| Kapitel 52
    Der Name stand an letzter Stelle auf der Liste.
    Janos Kempinski kletterte mit dem Cursor die Liste hoch und wieder runter und hielt dann bei Marie Vejleborg inne. Sie war Nummer 213, eine unheilverkündende Zahl, fand er auf einmal, obwohl er nicht abergläubisch war.
    Theoretisch könnte er sie auf einen der ersten Plätze setzen, aber es ging einfach nicht. Er war nämlich – zum Glück war das so – nicht der Einzige mit Zugang zu der Warteliste von Scandiatransplant, auf der Namen und Daten der verschiedenen Patienten geführt wurden, die auf eine Nierenspende warteten. Es würde sofort entdeckt werden, so war das System eingerichtet. Er könnte es unter Umständen mit Gewalt durchsetzen, aber alle würden wissen, dass er dafür verantwortlich war. Eine unvertretbare Entscheidung zu treffen würde seinem professionellen Renommee schaden. Er würde damit niemals einfach so davonkommen.
    Er klickte auf den Namen des Mädchens und erfuhr unter anderem, warum eine Lebendspende von ihrer Familie nicht in Frage kam. Die Mutter sei, stand dort, psychisch labil, und die Nieren des Vaters waren aus medizinischen Gründen nicht kompatibel. Es gab keine Geschwister.
    »Hast du etwas Spannendes entdeckt?«
    Die Stimme ließ ihn zusammenfahren. Smidt war lautlos ins Zimmer gekommen und hatte sich hinter ihn gestellt. Es war zu spät, die Datei schnell wieder zu schließen, sogar von weitem konnte man sehen, worum es

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