Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman
ging.
»Ich wollte nur was nachsehen, weil du doch den Namen erwähnt hast«, sagte Janos. »Mir war nicht klar, warum keine Lebendspende möglich ist.«
»Ach ja. Na, dann interessiert es dich vielleicht, dass er mich gestern angerufen hat, der gute Vejleborg.«
|345| Janos merkte, wie ihn ein Unbehagen beschlich, das in seinem Magen tanzte. Er schloss die Datei und danach die Warteliste.
»Hat er das? Warum hat er dich denn angerufen?«
Er wusste, dass die Frage sich anhörte, als sei der Anruf unzulässig. Aber schließlich hatten sich Smidt und Vejleborg während des Studiums nähergestanden als er einem von ihnen. Ob Vejleborg Smidt von seinem Besuch in der Klinik erzählt hatte? Das war kein guter Stil, allerdings war es auch kein guter Stil, darum zu bitten, die Warteliste zu manipulieren.
»Golf, weißt du«, sagte Smidt und kaute auf einem Zahnstocher herum, den er aus der Brusttasche seines Kittels gezogen hatte. »Er wollte mich auf eine Runde einladen. Er ist offensichtlich Mitglied in irgend so einem Club in der Umgebung.«
Das Unbehagen in Janos wuchs weiter an. Das konnte unmöglich ein Zufall sein. Das war bestimmt Vejleborgs Taktik, ihn unter Druck zu setzen. Er wusste genau, dass es unmöglich war, die Warteliste zu manipulieren. Aber schließlich hatte er noch eine Rechnung zu begleichen, und da kam es Vejleborg wohl entgegen, ein Druckmittel in der Hinterhand zu haben.
»Und hast du zugesagt?«
Smidt wandte sich pfeifend zum Gehen.
»Selbstverständlich. Ist doch immer sehr spannend, auf einer neuen Bahn zu spielen.«
Janos überlegte, wie er diesen letzten Satz wohl verstehen sollte.
»Sag mal, wo ist eigentlich deine Sekretärin hin?«
Smidt hatte nach der Klinke gegriffen und drehte sich zu ihm um. »Hübsch ist die, alle reden von ihr.«
»Sie ist krankgeschrieben.«
»Hoffentlich nichts Ernstes?«
Janos seufzte.
»Das weiß ich nicht«, log er und fügte hinzu, um nicht wie ein kompletter Vollidiot zu wirken. »Irgendetwas mit den Augen, glaube ich.«
|346| Er bereute das sofort. Smidt witterte ganz eindeutig Morgenluft, man konnte förmlich sehen, wie er die Fährte aufnahm.
»Ist es etwas Besonderes? Immerhin sind wir Ärzte, und das hier ist ein Krankenhaus, vielleicht können wir ihr ja helfen?«
Janos fuhr den Computer runter, warum, wusste er nicht, vielleicht nur als einen symbolischen Akt, damit das Thema abgeschlossen werden konnte.
»Das glaube ich nicht.« Er stand auf und sah dabei auf die Uhr. »So, und jetzt muss ich los, ich habe noch ein Patientengespräch.«
»Wir können zusammen gehen«, sagte Smidt freundlich.
»Ich glaube nicht, weil …«
Das Telefon auf Lenas Schreibtisch klingelte. Smidt nickte Janos zu.
»Geh ruhig ran. Ich warte so lange.«
Mit steifen Beinen durchquerte er den Raum und hob ab.
»Kempinski.«
»Janos, mein alter Freund. Seid ihr kampfbereit, du und deine Freundin?«
»Vejleb …. Kampfbereit?«
»Ja, kampfbereit ist das richtige Wort dafür. Fit for fight. Ich habe ein paar geeignete, frische Hornhäute für sie. Ich würde sagen, Mittwoch ist ein guter Tag, wenn ihr schon am frühen Morgen vorbeikommen könnt?«
Janos sah zur Tür. Smidt stand an derselben Stelle wie zuvor, aber er hatte fragend die Augenbrauen hochgezogen, und ein Lächeln umspielte seine Lippen. Janos musste gegen die Panik ankämpfen, die in ihm aufstieg.
»Das klingt gut. Vielen Dank«, gelang es ihm mit einigermaßen natürlich klingender Stimme zu sagen. »Wir werden da sein.«
»Ach, unser Freund Vejleborg ist ja so ein gastfreundlicher Geselle, was?«, sagte Smidt, als Janos aufgelegt hatte.
Janos suchte verzweifelt nach einer Ausrede. Als Smidt sich aber an ihn wandte, begriff er, dass es zwecklos war:
»Ich wusste gar nicht, dass du auch Golf spielst. Wollen wir Sonntag zusammen runterfahren?«
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|347| Kapitel 53
»Was haben Sie und Arne Bay für Dinger gedreht?«
Jan Møller starrte auf die einzige Stelle an der Wand, an der sich ein Fenster hätte befinden können. Aber dort war keins.
Wagner betrachtete den Mann, während er auf eine Antwort wartete, die allerdings ausblieb. Møller sah wie aufgepumpt aus, als hätte er eine Überdosis Wachstumshormone geschluckt. Sein Kopf war viel zu klein im Vergleich zu den Proportionen des restlichen Körpers. Er war ganz in Schwarz gekleidet: schwarze Kampfhose; schwarzes Sweatshirt der Marke Kappa; schwarze Stiefel. Insgesamt wirkte er ein bisschen heruntergekommen, was an der Reise
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