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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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die Zahlenkolonnen und Buchstabenfolgen, die sich Mette Mortensen notiert hat, noch einmal durchsehen. Mit dem Wissen, das wir jetzt haben, können sich eventuell leichter Zusammenhänge erkennen lassen.«
    Wagners Handy klingelte. Er nickte Hvidt zustimmend zu und meldete sich dann mit »Wagner, hier«.
    »Ist da die Kriminalpolizei?«, fragte eine dünne Stimme.
    »Ja, was kann ich für Sie tun?«
    |395| »Ich rufe vom Krankenhaus Århus an, dem ehemaligen Städtischen Krankenhaus. Einer unserer Serviceassistenten hat eine Jacke in der Kittelzentrale gefunden.«
    Serviceassistenten, Kittelzentrale. Der Tag war voller unmusikalischer Worte.
    »Ja, und?«
    »Nach der Beschreibung passt die zu dieser Frau, die vermisst wird. Kirstine Laursen.«
    Wagner schoss, ohne zu zögern, seine Wortpräferenzen auf den Mond.
    »Bitte fassen Sie nichts an, nur wenn es unerlässlich ist. Wir schicken sofort einen Kollegen von der Spurensicherung zu Ihnen.«

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    Kapitel 61
    »Hier, trink das.«
    Kiki spürte etwas Kühles an ihrem Mund. Ihre Lippen wurden auseinandergedrückt, und Wasser lief ihr in den Rachen. Sie musste schlucken.
    Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass er ihren Kopf im Nacken stützte, damit sie bequemer trinken konnte. Und zwar mit der Hand, die sie noch vor wenigen Minuten misshandelt hatte.
    »Hast du Hunger?«
    Sie wollte den Kopf schütteln. Sie wollte nichts von ihm haben, nichts berühren, was er berührt hatte. Zu ihrer größten Verwunderung aber nickte sie. Er streckte sich und legte etwas unter ihren Kopf, ehe er ihn darauf sinken ließ. Wie ein Traum, dachte sie, als sie auf dem weichen Kissen lag. Wie schweben. Eine demütigende Dankbarkeit überflutete sie. Sie versuchte zu verstehen, aber das Blut pochte in ihrem Kopf, die Augen schmerzten, und der ganze Körper brannte.
    »Warte hier.«
    |396| Sie hätte am liebsten gelacht über die Absurdität dieser Anweisung, wenn sie es gekonnt hätte. Aber ihre Lippen gehorchten ihr nicht. Den nächsten Schrecken bekam sie, als er eine Art Decke über sie ausbreitete und erneut verschwand. Wieder versank sie in einen Dämmerschlaf hinter der Augenbinde, die er ihr angelegt hatte. Noch nie zuvor war sie so gut gebettet gewesen.
    Er kam zurück mit einer Dose und einem Löffel. Bohnen. Weiße Bohnen in Tomatensoße. Sollte sie das hier überleben, würde sie nie wieder in ihrem Leben eine Dose öffnen.
    Falls sie überlebte.
    Mit Verwunderung registrierte sie diesen Gedanken. Ihr Überlebenswille erlaubte sich einen schlechten Scherz mit ihr. Nie hätte sie für möglich gehalten, dass er doch so stark war.
    »Wer bist du?«
    Ihre Lippen gehorchten ihr überraschenderweise, vermutlich gestärkt durch Wasser und Nahrung. Sie wiederholte es.
    »Wer bist du?«
    Natürlich wusste sie es selbst, sie kannte seinen Namen ja. Aber sie verstand nicht, wie das alles zusammenhing.
    »Die dachten wohl, die können mich einfach so als Instrument benutzen«, sagte er, während er sie mit den letzten Löffeln fütterte.
    »Alle, auch Arne«, fuhr er fort. »Mir blieb gar nichts anderes übrig, als es allein zu machen.«
    Sie versuchte zu folgen. Allein. War er aus dem Netzwerk ausgebrochen, für das er und Arne gearbeitet hatten? Aber wann? War der Mord an Mette Mortensen seine Entscheidung gewesen? Der Code in dem Buch hatte ihr keine Antworten gegeben, nur Anweisungen, wo sie ihn finden konnte. Johnny … Sie berichtigte den Namen: Arne Bay hatte hoch gepokert und versucht, einen sehr gefährlichen Mann zu erpressen.
    »Wo …«
    Er beugte sich vor und kam näher, sie konnte ihn riechen und strengte sich an.
    |397| »Wo bin ich?«
    Er seufzte.
    »Du bist bei mir. Du bist dort, wo du hingehörst.«
    Sie hatte nur ihren Gehör- und Geruchssinn zur Verfügung, die sich allmählich zurückmeldeten. Die Luft war feucht und modrig, wie in einer Scheune oder einer Halle. Seine Stimme hallte stark, der Raum musste also sehr hoch und wahrscheinlich relativ leer sein. Ab und zu vernahm sie das Dröhnen eines Flugzeugs. Aber vor allem hörte sie Vögel, und damit kannte sie sich gut aus. Irgendwo stand offensichtlich ein Fenster offen, oder vielleicht gab es gar keine Fenster, es zog auch fürchterlich. Doch eine Halle, ein altes Lager?
    Nachdem er sie zurück in den Sarg gelegt hatte, lag sie regungslos da und konzentrierte sich. Da hörte sie die Geräusche, und sie, die eigentlich nie weinte, fing an zu schluchzen. Sie hörte Schwäne. Einen ganzen Schwarm, der

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