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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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groß und sehr dünn.«
    »Weswegen saß er?«
    »Gefährliche Körperverletzung.«
    »Und was hat er damals gesagt? Was lässt dich vermuten, dass er etwas mit dem Mord an Mette Mortensen zu tun hat?«
    Ein kaltes, hartes Lachen war zu hören.
    »Hinter Gefängnismauern reist man häufig in die Vergangenheit. Wir haben lange genug in einer Zelle gesessen, um irgendwann auch mit unseren alten Heldentaten zu prahlen. Auch mit denen, die wir besser für uns behalten hätten, und jenen, die wir uns nur ausgedacht haben.«
    »Und was hat er dir erzählt?«, fragte sie.
    »Vom Kosovo und von Polen. Er hat auch ein bisschen über das Geschäft geredet, das sie am Laufen haben. Ich dachte damals, es wäre bloß Angeberei, aber dann habe ich Monate später deinen Artikel gelesen.«
    Sie hätte ihm gern noch weitere Fragen gestellt, aber er hatte bereits aufgelegt. Sie hatte sich noch nicht einmal bedanken können. Erst später ging ihr auf, dass er nicht um ihren Anteil des Tauschhandels gebeten hatte.

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    |388| Kapitel 60
    Ida Marie presste den vierjährigen Martin fest an sich. Er war gegen fünf Uhr morgens ins elterliche Bett geklettert, hatte es sich in der Mitte bequem gemacht und war sofort wieder eingeschlafen. Jetzt lag er zwar wach, aber war noch zu schläfrig, um schon etwas zu sagen.
    »Ich gebe auf«, sagte sie über den Kopf des Jungen hinweg. »Das mit Mutter, ich schaffe das nicht.«
    Wagner versuchte, seine Erleichterung zu verbergen. Er legte einen Arm um sie und den Jungen und zog sie beide näher an sich.
    »Warum denn? Was hat der Anwalt gesagt?«
    Sie seufzte und wühlte mit den Fingern durch Martins blondes Haar.
    »Wenn wir Mutter nicht obduzieren lassen, steht der Fall auf zu dünnen Beinen, nicht wahr? Und das will ich nicht. Ich will keinen Prozess mitmachen, an dessen Ende sie wieder exhumiert werden muss. Kannst du das verstehen? Sie würde sich im Grab umdrehen und uns eine schrille Opernarie hinterherschicken.«
    Er kicherte.
    »Das würde zu ihr passen.«
    Ida Marie streckte den Arm aus und streichelte ihm über die Wange.
    »Und wie geht es dir eigentlich? Ich hatte überhaupt keine Zeit, an uns zu denken. Wie geht es mit deinem Fall voran, habt ihr diese vermisste Frau gefunden?«
    Er lächelte angespannt.
    »Noch nicht. Wir haben schon einige Spuren, aber uns fehlt noch das letzte Puzzlestück. Wir hoffen sehr, dass sie noch am Leben ist, aber die Sache zieht immer größere Kreise, viel größer, als wir angenommen haben.«
    Sie streichelte seinen Nacken. Das war so schön, er drückte |389| den Kopf gegen ihre Hand, um die Berührung noch länger auszukosten.
    »Pass bitte gut auf dich auf«, sagte sie. Er war froh, dass sie nicht erfahren hatte, wie viele Gedanken er sich bereits über jenen Tag in hoffentlich ferner Zukunft gemacht hatte, an dem sich herausstellen sollte, dass er nicht so gut auf sich aufgepasst hatte. Er war auch froh, dass er ihr nicht von dem Morgen erzählt hatte, an dem er glaubte, ins Gras beißen zu müssen. Er hatte schließlich auch seinen Stolz.
    Vorsichtig befreite er sich aus ihrer Berührung und stand auf.
    »Ich geh in die Küche und mach Kaffee und Tee, ja?«
    »Das wollte ich dich schon die ganze Zeit fragen«, sagte sie schläfrig. »Warum trinkst du in letzter Zeit so viel grünen Tee?«
    »Was ist denn an grünem Tee falsch?«, murmelte er und marschierte in die Küche.
     
    Die Stammzellenbank, StemBank , hatte ihren Sitz in der Finsengade und war in sehr schönen neuen, lichtdurchfluteten Räumen untergebracht.
    Die Firma war von dem Privatier Claes Bülow gegründet worden, der nach wie vor Hauptaktionär war. Durch die Fusion mit einer anderen Stammzellenbank, der HappyLife , hatte sich StemBank in Dänemark das Monopol in diesem Bereich sichern können. Gerüchte wollten wissen, dass die Gesellschaft direkt auf einen Börsengang zusteuerte, aber offiziell war noch nichts dergleichen bestätigt worden.
    Das Unternehmen gab an, über einen Kundenstamm von etwa 3000 Familien zu verfügen. Andere Gerüchte wiederum wussten zu berichten, dass sich auch Prominente darunter befanden, sogar von Mitgliedern des Königshauses war die Rede, die in den hochmodernen Laboren das Nabelschnurblut ihrer Neugeborenen aufbewahren ließen.
    Wagner war es gelungen, für sich und Hansen einen Termin bei Claes Bülow zu ergattern, der nahezu pausenlos in der Weltgeschichte |390| herumzufliegen schien, um seine zahlreichen Projekte zu betreuen. Er war ein

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