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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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Platze wirkte. Mitten im Magisterland, mit den kleinen, sorgfältig renovierten, dicht aneinandergedrängten Häusern. Denen der Einfluss der vielen einheimischen Kunsthandwerker und Architekten abzulesen war, für die Lichteinfall, Glas und gedämpfte Farben eine große Rolle spielten. Hansen passte viel besser in die Reihenhäuser in Tranbjerg, deren Rasenstücke so gepflegt waren wie Hansens Oberlippenbart. Er passte besser in eine Hängematte, in der er und seine Muskelpracht Platz fanden, der er sich im Fitnesscenter widmete. Sowie seine Frau, die als Krankenschwester im Kreiskrankenhaus arbeitete.
    »Sagtest du fünfunddreißig? Ist das nicht hier?«
    Hansen behielt immer den Überblick. Er zeigte auf eine gepflegte Fassade. Das Haus war in den Farben Schwarz und Weiß gehalten, die Tür schimmerte in schwarzem Lack.
    Sie klingelten. Ulrik Storck öffnete mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht die Tür. Aber Wagner registrierte auch die reservierte Skepsis, die er schon am Tag zuvor bemerkt hatte.
    »Kommen Sie herein.«
    In dem kleinen Häuschen war nicht viel Platz. Wagner schätzte |59| die Wohnfläche auf etwa achtzig Quadratmeter, aber die Einrichtung war hell, freundlich und durch die Hand eines Innenarchitekten veredelt. Aber da war noch was anderes, der Geruch durchfuhr ihn und traf ihn direkt im Magen. Jemand hatte gebacken.
    »Ich musste irgendetwas mit mir anfangen«, entschuldigte sich Marianne Mortensen, als sie ihnen frische süße Brötchen zum Kaffee servierte.
    So ist das mit dem Tod, dachte Wagner. Alle Menschen reagieren unterschiedlich. Einige brechen vor Trauer zusammen, andere backen. Seine Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass die eine Reaktion nicht richtiger war als die andere.
    Während Hansen nach einem Brötchen griff und es dick mit Biobutter bestrich, spürte Wagner, wie sich seine so wohlbekannte Solidarität mit den Betroffenen in ihm ausbreitete.
    »Wir würden uns gerne ein Bild von Mette machen und Details über ihren Bekanntenkreis erfahren«, begann er vorsichtig, an die Mutter gewandt. »Ich weiß, wie schwer das ist. Aber es ist leider notwendig.«
    Marianne Mortensen fingerte an dem halben Brötchen auf ihrem Teller herum. Sie wechselte Blicke mit ihrem Mann, bevor sie antwortete:
    »Mette war ein ganz normales Mädchen. Sie hatte wie alle anderen in diesem Alter Freunde und Freundinnen.«
    »Könnten sie uns eventuell eine Liste erstellen mit Namen, Adressen und Telefonnummern ihrer Freunde?«, fragte Wagner. »Das wäre eine große Hilfe. Wir würden auch sehr gerne ihren Kalender mitnehmen, wenn das möglich ist.«
    Das Letzte hatte er zu Mettes Vater gesagt. Der Mann nickte nur kurz. Wagner konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, dass in diesem Moment der Anwalt und nicht der Vater vor ihm saß.
    »Ich bin gezwungen, das zu fragen: Hatte Mette Feinde?«
    »Ein 22-jähriges Mädchen!«, rief Ulrik Storck. »Wen sollte sie zum Feind haben?«
    |60| Wagner wäre eine ganze Liste eingefallen, aber er ließ Jan Hansen den Vortritt.
    »Vielleicht ein eifersüchtiger Ex-Freund«, schlug Hansen vor und biss herzhaft in ein Brötchen. »Oder jemand von der Arbeit. Es könnte sich auch um einen anderen Kontakt handeln, der bei der Arbeit zustande gekommen ist. Da gibt es viele Möglichkeiten.«
    Ulrik Storck ballte eine Faust auf der Armlehne seines Sessels.
    »Ein Ex-Freund«, schnaubte er. »Sie glauben ja wohl nicht im Ernst, dass ein Ex-Freund Mette so etwas angetan hätte?« Er sah Wagner in die Augen. »Haben Sie wirklich nichts Besseres auf Lager? Es liegt doch auf der Hand, dass irgendein kranker Idiot dafür verantwortlich ist. Mette kannte solche Leute nicht. Haben Sie schon in der Psychiatrie angerufen? Vielleicht fehlt denen ja ein gefährlicher Psychopath?«
    Wagner wollte die richtigen Worte finden, um die Wut des Mannes zu dämpfen, spürte aber auch in sich Wut aufsteigen und musste mit sich kämpfen, um sie zu unterdrücken.
    Marianne Mortensen begann leise zu weinen. Ulrik Storck sprang auf, stürmte davon und kam mit einem grünen Mayland Filofax zurück. Er warf ihn förmlich auf den Tisch.
    »Bitte sehr!«
    »Vielen Dank«, antwortete Wagner. »Wir würden auch sehr gerne einen Blick in Mettes Zimmer werfen.«
    »Sie hatte sich eine eigene Wohnung genommen«, schniefte Marianne Mortensen. »Sie wollte am Ersten dort einziehen.«
    Das alte Mädchenzimmer hatte etwa neun Quadratmeter. Mette war Einzelkind, die Familie war von Roskilde nach Århus gezogen, als sie

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