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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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Wagner wechselten einen schnellen Blick, sagten aber nichts. Jones fuhr fort, während er mit großer Konzentration einen Wachsfleck von einem der Tische abrubbelte.
    »Ich hatte ihn noch nie gesehen, aber einige aus der Truppe schienen ihn zu kennen. Er sah nicht aus wie einer von denen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Ein erfolgreicher Barkeeper zeichnete sich vor allem durch Diskretion aus, dachte Wagner. Und dazu gehörte, dass man nur das gerade Notwendigste über seine Gäste verriet.
    »Wie sah er denn aus, der Neue?«, fragte Hansen.
    »Groß«, lautete die Antwort.
    Diese Äußerung von einem Mann, für den so ungefähr jeder andere Mann groß wirken musste, war keine wirklich präzise Beschreibung.
    »Dünn war er. Langes Gesicht, fast wie ein Pferd.«
    »Wie groß?«, fragte Wagner.
    Jonas legte seinen Kopf in den Nacken und sah an die Decke, als würde er dort auch noch einen Wachsfleck entdecken können.
    »Sehr groß.«
    »Und was geschah dann?«
    Ryan Jones begann, den Tresen mit Kreisbewegungen zu wischen. Wagner warf einen Blick auf die Bierkarte, die mit dreißig verschiedenen Sorten Flaschen und Fassbier prahlte, und unterdrückte das Bedürfnis, sich etwas Kaltes und Erfrischendes zu bestellen.
    »Wie ich schon sagte, die gingen alle, als wir um 2 Uhr schlossen.«
    »Alle zusammen?«, fragte Hansen.
    Jones schüttelte den Kopf.
    »Das Mädchen und dieser Typ.«
    |171| Er nickte zu dem Foto von Arne Bay. »Die haben den Laden zusammen mit dem Großen verlassen.«

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    Kapitel 26
    Sie hätte nein sagen sollen.
    Sie hätte den Hörer in der Sekunde auflegen sollen, als er mit seinem Gerede von einem Tauschgeschäft anfing. Sie gehörte nicht zu denjenigen, die mit ihren Informanten Absprachen trafen, was sie für ihre Leistung erhielten. Es gab Journalisten, die so etwas taten, das wusste sie. Ein Theaterticket gratis hier, eine kleine Reise dort, vorausgesetzt natürlich, man schrieb einen positiven Artikel. Das waren zwar nie große Dinger, aber trotzdem.
    Dicte verließ die Stadt und bog am Stjernepladsen auf den Randersvej. Sie hätte auch warten können, bis sie nach Hause fahren würde. Schließlich lag es auf dem Weg. Sie hätte sogar warten müssen. Aber irgendetwas an der Situation trieb sie voran, war es die Stimme des Mannes oder nur ihr Instinkt, obwohl sie gleichzeitig in die entgegengesetzte Richtung gezogen wurde. Sie hätte nein sagen sollen.
    Während sie hinter einem vollbeladenen Lastwagen mit Anhänger herfuhr, erkannte sie, dass sie manipuliert worden war. Es musste schon einiges geschehen, dass sie sich von einem wildfremden Mann manipulieren ließ, dem sie noch nicht einmal gegenüberstand. Aber der Mann am anderen Ende der Leitung hatte so geklungen, als ob nicht seine, sondern ihre Welt in sich zusammenbrechen würde, wenn sie nicht auf den Handel einging.
    »Verdammt noch mal!«
    Sie wunderte sich über sich selbst, während sie den LKW überholte. Die Wahrheit war leider auch, dass sie viel zu neugierig war, um so ein Angebot auszuschlagen. Außerdem war es auch |172| ungefährlich. Ein Treffen in der Kantine des Skejby Krankenhauses, an einem öffentlichen Ort, wo es von Menschen wimmelte. Selbst wenn dieser Mann ein Serienmörder sein sollte, würde er wohl kaum inmitten von Bouletten, Schweinemedaillons und klappernden Kaffeebechern etwas anstellen und davonkommen können.
    Serienmörder. Sie drehte und wendete den Begriff hin und her, während sie vom Randersvej abbog, den Berg hinunter zum Krankenhaus fuhr und sich auf die Suche nach einem Parkplatz machte. In den kurzen Pausen zwischen den Interviews und der Arbeit an den Artikeln war sie immer wieder ins Netz gegangen und hatte einiges über dieses Phänomen gelesen, obwohl sie schon das meiste kannte. Doch es hatte ihr dennoch einen kalten Schauer über den Rücken gejagt. Torsten hatte recht mit seiner Vermutung gehabt, dass vieles für einen Serienmörder sprach. Alle Parameter waren vorhanden, von der besonderen Weise, wie er mit den Leichen umgegangen war, und deren Inszenierung an den Fußballstadien, bis hin zu der Tatsache, dass die Morde sich über einen langen Zeitraum erstreckten und insgesamt drei Taten vorlagen, wenn es nicht doch noch mehr gab. Sie musste unablässig darüber nachdenken, welche sogenannte Signatur der Täter hatte. In der Welt der Serienmorde verwendete man über den gängigen Ausdruck des Modus Operandi, kurz M. O. genannt, hinaus noch einen weiteren. Der Modus Operandi

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