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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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sie keine Lust auf solche Spielchen, trotzdem rutschte ihr der Satz einfach raus.
    »Sie sind also Strafgefangener.«
    Er klatschte in die Hände.
    »Wow. Sie sind gut!«
    Sie sah ihm in die Augen.
    »Aber Sie sind krank und in Behandlung hier.«
    Sie ärgerte sich über sich selbst. Auf keinen Fall wollte sie sich manipulieren lassen, und doch saß sie da und plapperte das, was er wollte, wie ein dämlicher Papagei. Und er lächelte auch, ein sehr gewinnendes Lächeln, das seinen Gesichtsausdruck vollkommen veränderte.
    »Tüchtiges Mädchen!«
    »Aber was habe ich damit zu tun? Warum sollte ich daran interessiert sein, was ein Häftling auf ›begleitetem Ausgang‹ mir zu erzählen hat?«
    Er faltete die Zeitung zusammen und schob sie von sich, als wäre er von ihr gelangweilt. Um das noch zu unterstreichen, gähnte er ausgiebig und lautstark. Erneut begegnete er ihr mit diesem Lächeln, dem sie nichts entgegensetzen konnte. Es traf sie tief in ihrer Mitte und verströmte ein warmes Kribbeln im ganzen Körper. Er beugte sich über den Tisch, sie wäre am liebsten weggerückt, bewegte sich aber nicht von der Stelle.
    »Sie können ja auch einfach wieder gehen«, sagte er. »Niemand zwingt Sie, mir zuzuhören oder gar zu glauben, was ich sage.«
    Sie versuchte, gedanklich bei der Sache zu bleiben und alle anderen Fragen wegzuschieben.
    »Warum kein Serienmörder? Worauf basiert Ihre Behauptung? Kennen Sie den Täter? Das Motiv?«
    »Immer mit der Ruhe!«
    Er lachte und hob abwehrend die Hände in die Luft.
    »Sie haben vermutlich zu viele amerikanische Filme gesehen. So läuft das hier aber nicht.«
    Seine Finger streiften wie zufällig ihren Arm.
    |176| »Eins nach dem anderen. So gefällt es mir am besten. So schnell geht das zu Hause bei uns in Horsens nicht.«
    Staatsgefängnis von Horsens also, dachte sie. Zwei begleitende Beamte. Er musste wegen etwas Größerem als nur Steuerhinterziehung sitzen.
    »Was haben Sie getan?«
    »Wer, ich?«
    Er klimperte unschuldig mit den Augen. »Ich habe gar nichts getan. Wir sind alle unschuldig verurteilt worden, zumindest wenn Sie so direkt fragen.«
    Sie musste das Spielchen mitmachen.
    »Okay, lassen Sie es mich anders formulieren. Wofür sitzen Sie?«
    »Wegen fahrlässiger Tötung.«
    Seine Stimme klang auf einmal mehrere Töne tiefer.
    »Dahinter kann sich so vieles verbergen«, sagte sie. »Was ist passiert?«
    Sein Gelächter hallte durch die Kantine und wahrscheinlich bis zum Informationstresen im Krankenhausfoyer.
    »Sie sind verdammt noch mal unbezahlbar. Warum sollte ich ausgerechnet Ihnen das erzählen?«
    Ihr fiel nur eine einzige Antwort ein.
    »Ich habe etwas, was Sie haben wollen, nicht wahr? Sagten Sie nicht, wir beide könnten ein Tauschgeschäft machen? Das eine gegen das andere?«
    Er wurde ernst, reckte das Kinn in die Luft.
    »Das weiß der liebe Gott, dass Sie das haben. Und zwar wie! Sie sind sehr smart, aber doch nicht so smart, wie Sie glauben, denn Sie sind bisher noch nicht selbst darauf gekommen.«
    Das war zwar richtig, aber die Unruhe hatte mit jedem seiner Worte zugenommen. Sie hatte das Gefühl, im Dunkeln zu tappen.
    »Was fehlt Ihnen?«
    Er zauberte wieder dieses Lächeln hervor. Das veränderte seinen |177| Ausdruck radikal, er sah jetzt aus wie der sanfteste Mensch der Welt.
    »Endlich«, sagte er in die Luft hinein und wiederholte es fast triumphierend. »Endlich.«
    Er beugte sich ein zweites Mal über den Tisch und kam noch näher als zuvor.
    »Ich bin Nierenpatient und muss zwei Mal die Woche zur Dialyse. Das reinste Vergnügen, wenn Sie mich fragen, denn dann entkomme ich den Mauern von Horsens. Aber so kann das nicht weitergehen, sagt mein Arzt. Ich werde sterben, wenn ich nicht bald eine neue Niere bekomme.«
    Sein Blick umschloss sie, er war überall, sie konnte ihm nicht entfliehen. Sie wusste, was kommen würde, und irgendwie hatte sie es auch erwartet. Seine Augen. Die Augen und sein Lächeln kannte sie nur zu gut.
    »Die Durchblutung der Gefäße in meinen Beinen ist nicht besonders«, fuhr er fort. »Die Operation ist nicht ohne Risiko, und es geht darum, mir die allerbesten Voraussetzungen zu schaffen, sagt der Arzt.«
    Er machte eine kleine Pause. Sie könnte jetzt einfach gehen. Ihre Tasche nehmen und vor dieser Situation weglaufen, die unter Umständen die Erfüllung eines Traums, aber wahrscheinlich eher der Beginn eines Alptraums war. Aber sie war dazu nicht in der Lage, und da hatte er bereits gesagt:
    »Die besten

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