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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Lavender
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Sagen Sie ihm das. Sagen Sie ihm, wenn er Kontakt zu jemandem hatte, der an den Morden in Dumant interessiert war, wenn er irgendwie ein Mentor für jemanden war, dann wird er dafür bezahlen. Überbringen Sie ihm diese Botschaft, in Ordnung?«
    »Richard Aldiss nimmt Botschaften von Übergangsdekanen nicht gut auf«, sagte sie.
    Rice wurde rot, sah zum einzigen Fenster des Büros. Wind rüttelte an der Scheibe. Einen Augenblick lang saßen die drei schweigend da.
    Dann sagte Black: »Es sind jetzt siebenunddreißig Stunden vergangen. Für eine Mordermittlung ist das eine Ewigkeit. Wenn Sie Aldiss nicht dazu bringen, sich zu öffnen, dann machen wir das.«
    »Ich werde später heute Abend noch einmal zu ihm gehen.«
    »Wir freuen uns auf Ihren Bericht«, sagte Black und stand auf. »Und in der Zwischenzeit, Dr. Shipley, ist es nett von Ihnen, Dekan Fisk Gesellschaft zu leisten. Von Ihnen und den anderen.«
    Er sah ihr in die Augen.
    Der Detective begleitete sie zur Tür, und im Flur blieb er stehen. »Sie werden uns Bescheid sagen, wenn Sie irgendetwas Interessantes bei Ihrem Aufenthalt im Haus herausfinden.«
    »Natürlich«, sagte sie und wandte sich zum Gehen.
    Er hielt sie am Arm fest.
    »Man erzählt sich Dinge über Aldiss.«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Wer, Detective?«
    »Die Menschen in Jasper. Dozenten, Studenten. Es heißt, er habe sich verändert. Dass er nicht mehr die Person sei, die er war, als man ihn für diesen Kurs engagierte.«
    »Stimmt das?«
    Black schüttelte den Kopf. »Ich will nur sagen, seien Sie vorsichtig. Sie denken wahrscheinlich, dass Sie Aldiss kennen, Sie denken vielleicht, dass alles, was Sie damals, ’94, getan haben, richtig war. Aber dieser Kerl … Ich traue ihm nicht, Dr. Shipley. Man weiß nie, welche Tricks er noch im Ärmel hat.«
    »Ich will nur herausfinden, wer meinen Freund getötet hat«, sagte sie hitzig. »Wenn Aldiss mir dabei helfen kann, und ich denke, das kann er, dann müssen wir ihn benutzen. Er ist im Moment unsere beste Quelle, und heute Abend will ich ihn wieder treffen und Antworten bekommen.«
    »Und wenn er nicht der ist, für den Sie ihn halten?«, fragte Black.
    »Dann verdiene ich nichts von dem, was ich für die Lösung des Rätsels des Abendkurses bekommen habe«, sagte sie, wandte sich von ihm ab und ging den kalten Korridor entlang. »Mein ganzes Leben ist dann ein Schwindel.«

Der Kurs
    1994
    11
    Dekan Stanley Fisk wohnte in einem bröckelnden, alten viktorianischen Herrenhaus, das auf einem Hügel über dem Campus stand. Fisk lebte jetzt allein dort, seine Frau, mit der er über vierzig Jahre verheiratet gewesen war, war im letzten Semester gestorben. Man sah den alten Emeritus nur selten draußen. Eröffnungszeremonien, Wohltätigkeitsveranstaltungen im Smoking – für solche Sachen war er noch zu gebrauchen. Aber meistens blieb er für sich und behielt ein Auge auf das College, das er einst geführt hatte.
    Alex klopfte an die Haustür und hörte den Professor drinnen. Dem gedämpften Schlurfen von Schritten folgte eine sanfte, singende Stimme: »Ich komme.«
    Die Tür wurde geöffnet, und ein Mann stand auf der Schwelle und blinzelte ins Sonnenlicht. Mit achtzig war Stanley Fisk ein zusammengesackter Mann mit energischen blauen Augen. Er trug ein Jasper-Sweatshirt und einen Bademantel, der lose über seine jungenhaften Schultern hing. Auf dem Campus hatte er immer als Exzentriker gegolten. Alex fiel ein Fleck unter seinem rechten Auge auf, anscheinend Wimperntusche, und sie dachte: Das ist der Mann, von dem Richard Aldiss’ Schicksal abhängt? Heilige Scheiße.
    Fisk schob seine Lesebrille in sein schlohweißes Haar und sagte: »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Dekan Fisk, mein Name ist Alex Shipley. Es tut mir leid, Sie so früh zu stören, aber …«
    »Früh? Ach Gott, ich bin seit dem Morgengrauen auf. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich wollte – ich muss mit Ihnen über etwas Wichtiges sprechen.«
    Der alte Mann legte seinen Kopf schief. »Fahren Sie fort.«
    »Es geht um Richard Aldiss. Um den Kurs, den er dieses Semester unterrichtet. Er hat letzte Woche etwas gesagt, und ich glaube, er … ich glaube, er wollte mich zu Ihnen führen.«
    Zuerst regte sich der alte Mann nicht, kein Anzeichen des Erkennens. Fisk stand einfach nur in der Tür und sah an ihr vorbei, dorthin, wo die Architektur von Jasper aus dem halbmondförmigen Campus herauswuchs und sich mit der Baumlinie fünfzig Meter weiter mischte.
    Dann sagte er langsam und

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