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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Lavender
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ruhig: »Sie haben unser Buch gefunden.«
    Alex atmete aus: »Richtig.«
    Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Die Falten schienen zu verschwinden, und plötzlich hatte Alex den Eindruck, einen viel jüngeren Mann anzusehen.
    »Nun, in diesem Fall, treten Sie ein«, sagte er und machte einen Schritt zur Seite, damit sie an ihm vorbeigehen konnte. »Wir haben viel zu besprechen.«
    Das Wohnzimmer glich einer Hommage an das Leben des alten Mannes. Auf dem Sofa lag eine Quiltdecke, auf dem Parkettboden stapelten sich Bücher mit Eselsohren, ein verdorrter Apfel lag seitlich auf einem Beistelltisch. Er verbrachte seine Tage offensichtlich hier. Der Rest des Hauses versank wahrscheinlich im Staub.
    »Wir wussten nicht, ob es jemand jemals finden würde«, sagte Fisk, als sie sich ihm gegenüber hinsetzte. »Wir befürchteten, dass der Hinweis zu vage sei oder dass jemand anderes das Buch ausleihen würde. Jemand, der nicht den Abendkurs besucht. Ich war noch mal da, wissen Sie. Habe die Unterlagen geprüft und alles. Seit über fünf Jahren hatte niemand das Buch ausgeliehen. Fünf Jahre war es im Regal geblieben. Daher beschlossen wir, es zu wagen, die Botschaft dort zu platzieren und abzuwarten, was geschah. Wenn es zu Unannehmlichkeiten käme, könnten wir einfach leugnen, etwas damit zu tun zu haben, und es auf eine andere Art noch einmal versuchen.«
    »Die zwei Rätsel«, sagte Alex, »Fallows und Aldiss. Im Buch heißt es, dass es ein und dasselbe sei.«
    »Das stimmt. Aber das ist für später. Ich bin mir nicht sicher, was Richard für diesen Kurs geplant hat. Ich möchte nichts verderben.« Er lachte, kalt und rau, tief aus der Brust.
    Dann sah er sie mit zusammengekniffenen Augen an. Sie hatte das Gefühl, taxiert zu werden.
    »Begreifen Sie die Konsequenzen dieser Botschaft?«, fragte er. »Verstehen Sie die Bedeutung dieser Situation, Ms Shipley?«
    »Ich denke … ich glaube schon, ja.«
    »Das sollten Sie. Das sollten Sie wirklich. Sie werden dabei helfen, Richard Aldiss’ Namen von diesen entsetzlichen Verbrechen an der Dumant University reinzuwaschen und ihn da rauszuholen. Und das …« Fisk sah ihr in die Augen. »Das wird ein wundervoller Tag sein.«
    »Aber was, wenn er es tatsächlich getan hat? Was, wenn Professor Aldiss diese beiden Studentinnen wirklich umgebracht hat?«
    »Sie sind immer noch skeptisch.«
    »Er hat gestanden«, sagte sie. »Genau in diesem Hörsaal, letzte Woche. Er hat alles gestanden.«
    »Noch eine List«, sagte Fisk. »Richard ist ein einzigartiger Mann. Zuerst war er wütend, zornig, weil sie ihm diese furchtbaren Verbrechen anhängten. Jeder war davon überzeugt, dass er schuldig war. Der Fallows über ihren Augen, die Beziehung, die er zu den Opfern hatte, es war zu perfekt. Richard verlor den Mut. Jahrelang saß er in Rock Mountain ein, und sein Schweigen und dass er über so viel schrieb, was nichts mit Dumant zu tun hatte, überzeugte sie, dass er schuldig und das Urteil gerecht war. Jetzt, jetzt, wo er diese neuen Informationen entdeckt hat, achtet er darauf, ihnen genau das zu geben, was sie erwarten. Paradox, nicht wahr? Er muss die Schuld auf sich nehmen, um gut Wetter zu machen, damit man ihm erlaubt , diesen Kurs abzuhalten.« Fisk schwieg, er sah an ihr vorbei in die tiefen Schatten seines Zuhauses, seiner eigenen Art von Gefängnis. »Er will, dass jeder, der zusieht – und Sie und Ihre Kommilitonen sind nicht die Einzigen, die zusehen, das müssen Sie wissen –, glaubt, dass er nur ein Literaturseminar gibt. Aber es ist so viel mehr. So viel mehr.«
    Alex dachte über das nach, was der alte Mann gerade gesagt hatte, über die Wahrscheinlichkeit, dass daran etwas dran war.
    Dekan Fisk bemerkte ihr Schweigen. »Lassen Sie mich Folgendes fragen, Ms Shipley: Glauben Sie, dass unser Rechtssystem unfehlbar ist und dass jeder Mann und jede Frau im Gefängnis schuldig ist?«
    »Natürlich nicht.«
    »Wie viele zum Tode verurteilte Männer wurden kurz vor der Hinrichtung entlastet? Wie viele Unschuldige, die angeklagt worden sind, haben falsche Geständnisse abgelegt? Was Richard geschehen ist, ist das wahre Leben.«
    Sie sah zur Seite. »Es tut mir leid.«
    Fisk lächelte. »Um Himmels willen, kein Grund, sich zu entschuldigen. Ich weiß, wie schwierig es für Sie ist, in all das verwickelt zu werden.«
    Das können Sie sich nicht mal ansatzweise vorstellen.
    »Aber es ist auch notwendig. Sie tragen jetzt eine große Verantwortung, und ich vertraue

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