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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Lavender
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von ihnen …
    »Hör nicht auf ihn, Alex«, sagte Christian leise, vorsichtig. »Ich bitte dich. Was auch immer Aldiss dir heute Morgen erzählt hat …«
    »Er hat mir gar nichts erzählt, Christian. Wir haben uns wie alte Freunde unterhalten, das war alles.«
    »… was auch immer der Professor über uns angedeutet hat, du darfst ihm nicht glauben. Das kannst du nicht.«
    Er blieb noch ein paar Sekunden in ihrer persönlichen Sphäre. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Schließlich trat er zurück und lächelte matt. Er sah zur gerissenen Decke hoch, auf die schmutzigen Fenster und die roten Vorhänge, die schwer vor Staub waren. »Mein Gott«, sagte er. »Es ist, als wäre ich direkt in eine Falle marschiert.«
    Als Christian nach oben in sein Zimmer gegangen war, öffnete Alex auf ein weiteres Klopfen die Tür. Da stand der erste Mann, den sie jemals geliebt hatte.
    Er trug eine knallorange Regenjacke, und seine Augen waren gerötet vor Trauer. Er war so groß wie in ihrer Erinnerung, ein Hüne von einem Mann, der sie überragte. Doch es waren seine Augen, die sie immer angezogen hatten: Sanfte, traurige Augen, die so grau wie ein Stein oder die Seite eines alten Buchs waren.
    »Keller«, sagte sie, und der Mann trat vor und umarmte sie.
    Drinnen standen sie zusammen im Foyer und sagten nichts, was Alex recht war.
    »Wie geht’s Sally?«, fragte Jacob Keller.
    »Miserabel, wie zu erwarten.«
    Sie standen jetzt mit etwas Abstand zueinander. Alex lehnte sich an das Bücherregal, Keller sah sie an, die Hände in den Hosentaschen. Sie hatte ihn bei Daniels Beerdigung auf der anderen Seite des Zimmers gesehen, ihn aber nur angelächelt. Sie hatten Abstand gehalten, aus vielen Gründen, ihren und seinen. Verheiratet , hatte Melissa Lee ihr gesagt. Er unterrichtet Football und Englisch an einer Highschool ungefähr vierzig Meilen südlich von Jasper. Du klingst, als hättest du immer noch Interesse, Alex …
    Damals hatte sie an den Autor des Residenzprogramms gedacht, mit dem sie zusammen war, und zur Seite geschaut.
    »Brutal«, sagte Keller jetzt.
    »Wie bitte?«
    »So hieß es heute Morgen in den Nachrichten. Der Mord an Michael Tanner war brutal . Sie sprechen wieder von der Dumant University, Alex. Sie sprechen über unseren Abendkurs. Sie graben das ganze alte Zeugs wieder aus.«
    Das alte Zeugs – es war, als würde man eine Wunde wieder öffnen. Aldiss hatte sie davor gewarnt, dass es passieren würde.
    »Ein Nachahmer«, sagte sie rasch. »Das ist alles. Jemand, der von den Dumant-Morden gelesen hat, jemand, der denkt, er käme damit durch …«
    »Es ist Aldiss.«
    Alex fiel das Kinn herunter. »Aldiss? Du glaubst doch nicht im Ernst, dass er etwas damit zu tun hat, Keller.«
    »Natürlich tue ich das«, sagte er. »Und das solltest du auch.«
    »Ich habe heute Morgen mit ihm gesprochen. Ich habe gehört, wie er über Michael redet. Ich glaube nicht, dass er …«
    »Du nimmst ihn immer noch in Schutz, wie ich sehe.«
    Wut blitzte in ihren Augen auf. »Ich nehme niemanden in Schutz«, sagte sie. »Ich weiß einfach, dass er unschuldig war an den Dumant-Morden. Freigesprochen. Du warst mit mir in Iowa, Keller. Wir haben den Abendkurs gemeinsam beendet. Du weißt alles, was ich weiß.«
    »Ich weiß, wie undurchsichtig Aldiss ist, wie betrügerisch er sein kann.«
    Ihr Blick fiel auf die Staubflocken auf dem Fußboden. »Er hat nichts mit dem Mord an Michael zu tun«, sagte sie noch einmal, dieses Mal leiser.
    Keller wollte etwas sagen, dann hielt er inne. »Lass uns das nicht tun, Alex. Ich habe dich vier Jahre nicht gesehen. Ich möchte wieder mit dir reden. Dich wieder kennenlernen. Es ist schrecklich, was Michael passiert ist, aber wir haben endlich die Chance, noch einmal von vorn anzufangen.«
    Die Sorge war immer noch da, der nagende Gedanke, dass Keller zu genau den Leuten gehörte, die sie laut Aldiss im Auge behalten sollte. Er wusste genauso viel über die Morde in Dumant wie der Rest von ihnen, und aus diesem Grund würde sie ihn genauso objektiv beobachten müssen wie die anderen.
    »Darf ich dich etwas fragen?«, sagte er.
    »Nur zu.«
    »Liest du noch?«
    Sie öffnete den Mund, zögerte. Was für eine Frage war das denn für eine Literaturprofessorin?
    »Natürlich tust du das«, sagte er. »Ich habe in der Ehemaligen-Zeitung über dich gelesen. Ich weiß, was du beruflich machst. Ich meine, ich bin kein Stalker oder so«, Keller lachte, »aber ich weiß es, okay?« Er hielt inne, sah in

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