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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Lavender
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hatte, wäre umsonst.
    Wo zum Teufel ist es? Was soll ich seiner Meinung nach sehen?
    Sie starrte den Text an, die körnigen Fotos vom Tatort, die neben den frühen Artikeln abgedruckt waren. Den Rorschachblutfleck an der Wand. Die Bücherlawine in Abigail Murrays Wohnung, das kalte Foto, das nackte Zimmer. Das lächelnde Gesicht von Richard Aldiss, wie er nach seiner Verhaftung in Handschellen abgeführt wird.
    Wo ist es? Wo?
    Ihr Blick fiel auf den letzten Artikel, die Geschichte, wie Aldiss entdeckt worden war. Der Tipp, der zu seiner Verhaftung geführt hatte. Das Geständnis des Professors.
    Alex schaute auf.
    Das Geständnis , dachte sie. Aldiss hat zugegeben, dass er etwas wusste .
    »Sie bekam genau das, was sie verdiente.«
    »Fahren Sie fort«, drängte Fisk sie.
    »Es kommt darauf an, wie er es gesagt hat. Aldiss hat ihnen gesagt, dass sie sich Shawna Wheatley ›genauer ansehen‹ sollten. Der Reporter missversteht ihn, glaube ich. Ich denke, Aldiss meinte es wortwörtlich. Er meinte, dass sie etwas über Wheatley ermitteln sollten. Sie überprüfen, weil sie sie zum wahren Mörder führen könnte.«
    Fisk strahlte, und Alex fühlte Stolz in sich aufwallen. »Sehr gut. Und inzwischen hat Richard es geschafft , Informationen über Shawna zu bekommen. Natürlich wusste niemand in Rock Mountain, dass er danach gesucht hat. Niemand konnte es wissen. Aber er hat die Informationen, die er braucht, gefunden. Und es stellte sich heraus, dass sie alles bedeuten.«
    »Und Sie wissen wirklich nicht, was er gefunden hat?«, sagte Alex, jetzt mutiger, »oder wollen Sie es mir bloß nicht verraten?«
    Fisk zögerte. Schließlich sagte er: »Sie haben mich vorher schon gefragt, ob das etwas mit Paul Fallows zu tun hat. Nun, wie gesagt, ich weiß nicht, wer dieses Verbrechen begangen hat, aber ich kann Ihnen so viel sagen: Was Richard entdeckt hat, hat nur mit dem Schriftsteller zu tun. Ausschließlich. Paul Fallows ist der Schlüssel. Finden Sie seine Identität, und Sie werden einen Mörder finden.«
    12
    An diesem Abend.
    Der Hörsaal wirkte größer, als er wirklich war. Die Schreibtische waren zu kleinen, engen Reihen zusammengeschoben worden. Sie kamen früh und sprachen miteinander über ihr Studium, das soziale Leben in Jasper, die Masterprogramme, für die sie sich beworben hatten. Mit nur wenigen Ausnahmen waren sie nicht die besten Freunde. Während ihrer drei Jahre am College hatten sie vor allem miteinander konkurriert. Einige von ihnen, wie Alex, waren zufrieden, ganz still vor sich hin zu studieren; aber andere wollten nichts mehr, als in die besten Masterprogramme und zu den besten Professoren des Landes zu gelangen. Wenn man von einem so winzigen College wie Jasper kam, war die völlige Überlegenheit auf dem eigenen Gebiet der einzige Weg, um Aufmerksamkeit zu erlangen.
    Sie waren wieder neun. Daniel Hayden war zurückgekehrt.
    »Konntest dich wohl nicht losreißen, was?«, sagte Michael Tanner. »Hast du ihn vermisst?«
    »Klar«, spottete Hayden. »So war’s.«
    Wie immer gab es eine betretene Stille, kurz bevor der Professor erschien. Der Bildschirm flackerte, und da war Aldiss wieder an seinem Tisch, die Hände verschränkt, den Blick geradeaus. Er hätte sich überall befinden können, so vollkommen nichtssagend war dieser Betonraum. Nach allem, was sie wussten, hätte er auch in einem leeren Hörsaal am anderen Ende des Flurs sein können.
    »Also«, begann er, »fangen Sie an, die Muster in Die Windung zu erkennen?«
    »Ich verstehe es so, dass der Roman eine Art Allegorie ist«, sagte Christian Kane. »Die Stadt, sie ist so seltsam.«
    »Das New York City des Romans ist tatsächlich sehr seltsam«, sagte Aldiss. »In diesem Buch geht es darum, wie Ann Marie, unsere Heldin, sich von Iowa befreit und zu sich selbst findet. Was findet sie stattdessen?«
    »Sie findet eine Art von … Labyrinth«, sagte Sally Mitchell.
    »Sehr gut.« Aldiss nickte zufrieden. »Genau das ist die Szenerie von Die Windung auf den letzten zweihundert Seiten. Unsere Lektüre berührt bisher nur die Oberfläche. Alles in diesem Buch ist ein Spiegel, eine Reflexion von etwas anderem. Ann Marie landet nicht in einem Dschungel, sondern in einem Spiegelkabinett. Wo auch immer sie hingeht, legt Fallows ihr Hindernisse in den Weg.« Aldiss hielt inne, dann legte er den Kopf schief, als dächte er nach. »Hindernisse, ja. Aber was tut der Autor tatsächlich?«
    Niemand antwortete. Ein paar Studenten sahen nach unten, als

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