Der Messingmann
erleben.
»Blickst du direkt in den Subraum?«, fragte er Jack.
»Ja, das tue ich.« Die Antwort erfolgte direkt neben ihm, obwohl der Henkerautomat nach wie vor im Salon hinter ihm blieb.
»Und du verlierst dabei nicht den Verstand?« Cormac blickte kurz zum Galgen hinüber.
»Nein. KIs waren noch nie auf die vierdimensionale Ansicht des Universums begrenzt. Nur weil wir mehr sehen und verstehen, können wir Runcibles und Schiffe wie dieses steuern.«
»Aber ihr seid physisch auf dieses Universum beschränkt und unterliegt seinen Grenzen?« »Vorläufig ja.«
Cormac ließ ihm diese Äußerung durchgehen. Um nichts in der Welt wollte er mit einer KI eine Diskussion über Metaphysik führen - das hatte er schon getan und dabei nur Kopfschmerzen bekommen, nicht jedoch die Erleuchtung erlangt.
Nach wenigen Minuten ging das Grau flackernd aus, als das Schiff wieder im Realraum auftauchte. Die Sonne war nicht merklich kleiner geworden, aber der Asteroidengürtel zeichnete sich wie eine Mauer aus Felsbrocken neben dem Schiff ab. Die Jack Ketek bahnte sich vorsichtig einen Weg hinein, wendete mal hierhin und mal dorthin, und das Dröhnen der Fusionsmotoren veränderte sich ständig, während es auf gewundener Bahn zwischen den Asteroiden hindurchging. Über sich, unter sich und zu den Seiten sah Cormac Bergketten so schnell vorbeihuschen wie Propellerflügel, und er sah Blitze aus weißglühendem Gas aufleuchten, wo die Distanzlaser auf kleinere Brocken feuerten.
»Findet man diesen Asteroiden also innerhalb des Gürtels?«, fragte er.
»Sein erratischer Orbit führt ihn in fünfzehn Stunden wieder hinaus, falls er bis dahin nicht zerstört wird. Ich kann ihn jetzt optisch erfassen.«
Ein rechtwinkliger roter Rahmen tauchte scheinbar weit vor dem Schiff auf und hob einen unauffälligen Brocken Gestein unter vielen hervor.
»Man muss sich fragen, ob er zufällig einem erratischen Orbit folgt«, deutete Cormac an.
»Fast mit Sicherheit nicht.«
»Kannst du dort festmachen?«
»Nein, ich kann an keiner Stelle der Oberfläche länger als acht Minuten festmachen, ehe mich ein vorbeifliegendes Objekt trifft. Ich hole gerade einen Telefaktor aus unserem Vorrat, damit er dort Nachforschungen anstellt.«
»Ich möchte ihn begleiten«, sagte Cormac.
»Das wäre nicht ratsam. Falls man dort unten aktive Dschainatechnik findet, könnte sie Sie töten oder übernehmen. Der Telefaktor kann alles herausfinden, was wir erfahren müssen, und ist dabei entbehrlich.«
»Alles ist entbehrlich, und ich habe es satt, untätig herumzusitzen. Ich vermute, dass ich nach wie vor die Vollmachten eines ECS-Agenten habe?«
»Die haben Sie, Ian Cormac - ich empfehle Ihnen lediglich, sich nicht unnötig in Gefahr zu begeben.«
»Zur Kenntnis genommen, aber ich gehe trotzdem hinunter.«
»Sehr gut. Sie können mit dem Telefaktor zur Oberfläche hinabfliegen. Ich schlage vor, dass Sie gleich losgehen und in den Raumanzug steigen.«
Der Schwebeschacht verschob sich, während Cormac darin unterwegs war, und führte ihn direkt in die Telefaktor-Startzone. In dieser keilförmigen Sektion herrschte keine Schwerkraft, und während sich Cormac zu den Spinden neben einer Luftschleuse hinüberzog, die für Menschen ausgelegt war, konnte er sehen, wie sich die gegenüberliegende Wand der Sektion seitwärts drehte und den Blick auf das Gerät freigab.
Die ECS setzte häufig Golemandroiden ein, weil sie besser geeignet waren, Ausrüstungsgegenstände zu bedienen, die ursprünglich für Menschen entwickelt worden waren. Aber selbst sie wurden inzwischen in manchen Bereichen ersetzt. Cormac hatte schon spezialisierte Drohnen gesehen, zuerst auf Elysium, später auf Masada. Die Vorrichtung, die er jetzt erblickte, sah ganz ähnlich aus: ein gedrungener Zylinder, der senkrecht zum Boden in der Luft schwebte. Im Gegensatz zu den Kriegsdrohnen verfügte dieses Objekt über diverse Arme und Sonden, die es eng an den Rumpf gefaltet hielt, sowie über ein komplexes Arsenal Sensoren an der Unterseite. Es besaß allerdings keinen eigenen Verstand, war nur ein Telefaktor der Jack-Ketch-KI.
Im Spind fand Cormac einen Standard-Kampfraumanzug. Die Montur war gepanzert, hatte verbesserte Instrumentarien, um Lecks abzudichten, und führte am Gürtel einen Autodok mit, der zu jeder Stelle an der Außenseite des Anzugs krabbeln, sich dort anheften und den Anzug luftsicher aufschneiden konnte, um den Körper darin zu heilen - falls das noch möglich war. Cormac
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