Der Messingmann
ausreichend Selbststeuerung dafür zurück -; dann folgten ihm andere, scheinbar erpicht darauf, sich in den Tod zu stürzen.
Nein…
Dieses eine Wort drang durch; Skellor unterdrückte alles andere erbarmungslos. Tanaquil verfolgte jetzt, wie eine nackte Frau die erwähnten Zäune erstieg. Auch sie sprang schreiend von der Kante. Die Augen, durch die Cormac blickte, verschleierten sich mit Tränen. Jeelan! Der Name durchbrach Skellors strikte Kontrolle. Gerade noch wahrnehmbar war das Geräusch von Leibern, die in der Tiefe aufschlugen.
Was möchtest du ?, wollte Cormac wissen.
Nun, dich.
Ich soll mich ergeben, um ein paar Eingeborene zu reiten ?
Begleitet von etwas, das Cormac als gedankliches Achselzucken empfand, schickte Skellor einen Mann auf die Zäune zu. Cormac hörte, wie der Mann innerhalb seines Schädels brüllte und schließlich bettelte, als er über die Zäune stieg. Cormac wollte das am liebsten ausblenden, war aber nicht sicher, ob er das konnte.
Ich finde deinen Mangel an Mitgefühl nicht besonders überzeugend, sagte Skellor. Ich bin sicher, dass du ein sehr moralischer Mann bist.
Okay, du kriegst mich, falls du mit dem Morden aufhörst.
Ich bin derzeit unterwegs zu meiner Fluchtmöglichkeit von diesem Planeten, sagte Skellor. Etwas kam jetzt von dem Biophysiker herein, und Cormac lenkte es in einen Sicherheitsspeicher seiner Netzverbindung um, denn er rechnete damit, dass es ein Versuch war, ihn zu versklaven. Unter Einsatz des Programmäquivalents von dicken Handschuhen und Schutzbrille nahm er daraufhin in Augenschein, was ihm der Biophysiker übermittelt hatte, und stellte überrascht fest, dass es lediglich Koordinaten waren -eine Stelle außerhalb der Sandtürme, etwa fünfzig Kilometer von Cormacs derzeitigem Standort entfernt.
Am besten beeilst du dich, zu mir zu stoßen, sagte Skellor. Sagen wir mal: Für alle fünfzehn Minuten, die du außerhalb meines Blickfelds bleibst, schicke ich noch jemanden über die Kante. Fethan stellte das Sehvermögen auf Infrarot um und glotzte in die höllische Szenerie der Unterstadt. Obgleich er wusste, wie oft die Leute den Begriff »unnatürlich« unpassenderweise auf außerirdisches Leben anwandten, so war das hier nicht der Fall. Die Kreaturen, die er sah, entstammten keiner natürlichen Evolution, und sie waren allem Anschein nach für keinen nützlicheren Zweck entworfen worden, als den Betrachter zu erschrecken. Warum einen Menschen mit Mandibeln ausstatten, warum ein Rieseninsekt mit weichen Händen - und wozu dieses andere Ding mit dem schreienden Menschengesicht? Nun ja, er vermutete, dass man durchaus den einen oder anderen Grund anführen konnte: Mit Mandibeln konnte ein Mensch außerirdische Speisen zerkleinern, und mit Händen konnte das Insekt Werkzeug so leicht einsetzen wie ein Mensch. Das alles war jedoch ohne jede Rücksicht auf das persönliche Leid derjenigen passiert, die solchen Experimenten unterworfen wurden. Jedenfalls hatte Skellor nicht genug Zeit gehabt, um für all das verantwortlich zu sein, sodass nur ein weiterer Verdächtiger blieb. Fethan schauderte und fragte sich, was Drache hier zu erreichen versucht hatte.
Obgleich viele der Kreaturen aus der Unterstadt wahrhaft Furcht erregend waren, griff keine von ihnen Fethan an, und er bemerkte rasch, dass sie alle verstärkergesteuert waren und sich die meisten von ihm entfernten, wie eine Prozession der Verdammten, die zur Verkündigung ihres Urteils schritten. Das war ein Geheimnis, das er später zu ergründen gedachte, denn die Verstärkerkreaturen, denen er unter die Plattform gefolgt war, drängten sich hier dicht an dicht, und er konnte ihren Spuren mühelos durch die Dunkelheit folgen. Er ging einer dieser Spuren nach und schlug dabei fortwährend die Insekten weg, die sich von oben auf ihn stürzten, und zertrat sie dann. Schließlich kam er an diesem grauenhaften Ort an Leichen vorbei, die mit Fasern an die Erde gefesselt und ausgesaugt worden waren. Unter ihnen wimmelten tentakelhafte Dinge im Erdboden. Dann entdeckte er die Quelle der Verstärkerinsekten.
Fethan hätte das aufgeblähte Ding gar nicht als einen früheren Menschen erkannt, falls nicht noch ein paar Kleiderfetzen an der ramponierten Haut geklebt hätten und sich ein Armband ins Fleisch eines Gliedmaßes gegraben hätte, das nicht vollständig absorbiert worden war. Der Kopf bildete nur noch einen behaarten Klumpen über einem Froschmaul, aus dem ständig ein schaumiger Schleim voller sich
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