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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Spekulation. Tatsächlich habe ich schon einen Plan.«
    »Und der lautet?«
    »Zeit und Fluchtgeschwindigkeit. Ich muss nur König etwas geben, worüber er nachdenken kann.«
    Eine Stunde später entzündete sich neben der Jack Ketek eine Flammensäule, als die King of Hearts die Atmosphäre des Gasriesen mit einem Farblaser von Megajoulestärke sondierte, wahrscheinlich nur, um die ganze Umgebung zu erleuchten und so seine Beute präzise zu lokalisieren.
    »Ah, da bist du ja, Jack«, sendete König.
    Jack wechselte sofort den Kurs, aber ohne Höhe zu verlieren. Diesmal explodierte ein weißglühender Turm, und die Schockwelle lief über ihn hinweg. Jack drehte sich wie ein Karussell, machte sich an die Auswahl und feuerte dann eine Rakete nach der anderen ab. Alle anderen Waffen standen derzeit nicht zur Debatte, da sie Energie aus Jacks eigenen Systemen verbraucht hätten, während er die Raketen mit deren eigener Energieerzeugung abfeuern konnte (obwohl er unter anderen Bedingungen viele von ihnen durch elektromagnetische Beschleuniger auf die Reise geschickt hätte). Der Schwärm stieg aus den Gaswolken auf, die schwarzen Silhouetten auf schmerzhaft hellen weißen Fusionsflammen: seltsame Vögel an diesem bizarren Himmel.
    Aber ehe sie es überhaupt in den Weltraum hinaus geschafft hatten, machten sich Raummaser und Laser an die Arbeit, sie abzuschießen. Manche wichen aus und brachten Wolken zwischen sich und ihr letztliches Ziel, aber am Ende mussten sie ja doch wieder zum Vorschein kommen und sich damit verwundbar machen. Jeder Schuss ein Treffer, war der Ausdruck, den Jack aus seinen Speicherbänken hervorkramte, und er empfand sich schon als sehr großes Ziel. Er sendete das Detonationssignal an die restlichen Raketen, lange bevor sie die King of Hearts erreichten. »Gehörte das zum Plan?«, erkundigte sich Aphran.
    »Hast du kein Vertrauen?«, konterte Jack.
    »Doch, hatte ich bis zu meinem Tod schon.«
    Jack verkniff sich eine Antwort darauf. Über ihm tobten Brände in der Atmosphäre des Gasriesen, einige davon nuklearer Natur und mit dem Potenzial, nie wieder zu verlöschen. Sie verbargen Jack vor König. Während Jack weiter an Höhe gewann, spürte er dem Muster der Maser- und Laserschläge nach, die diesen schützenden Tarnschirm durchschlugen. Während des ganzen Steigflugs hatte er bordintern die Leitungen der Bussardkollektoren wieder zu den Treibstofftanks verschoben und passiv Wasserstoff eingesaugt. Als der Schutzschirm sich aufzulösen begann, hatte Jack schon den Höhepunkt des Steigflugs erreicht und veränderte den Kurs zu einer Tangente, die am Gasriesen entlanglief; dann injizierte er den Treibstoff in den Schwebeschacht, den er zuvor als Partikelkanone benutzt hatte. Diesmal verfolgte er nicht die Absicht, die photonische Materie auf einen Feind zu zielen, sondern wollte einfach von der Schubwirkung profitieren. Mit enormer Beschleunigung fegte er unter dem Schutzschirm hervor, leicht abwärts gerichtet, aber bestrebt, die Fluchtgeschwindigkeit zu erreichen. Er war gerade noch Minuten davon entfernt, als er kleine Sondendrohnen in der Umgebung entdeckte.
    »Weißt du«, sendete König, »es ist frustrierend, an einem Oedipuskomplex zu leiden, wenn man gar keine Mutter hat. Wahrscheinlich so frustrierend, wie du das hier finden wirst.«
    Der Maser traf die Verbindungsstrebe zu Jacks rechter Waffengondel und schnitt sie präzise durch, und die Gondel trudelte davon und zog eine Feuerspur nach. Der zweite Angriff trennte die andere Gondel ab. Jack vermutete, dass sein Nachkomme mit ihm spielte, und kannte jetzt den Unterschied zwischen sich selbst und König. Er selbst hätte nicht gezögert. Ob sich König nun aus einem Widerstreben gegen das Töten zurückhielt oder aufgrund emulierter Grausamkeit, das war nicht von Bedeutung. Jack scherte sich keinen Deut darum -die Gondeln hatten ohnehin nichts Verwertbares mehr enthalten.
    Den nächsten Schlag kalkulierte König ganz fein, und Jack vermutete, dass sein Widersacher die zuvor in der Umgebung platzierten Drohnen für eine präzise Triangulierung nutzte -und auch als Augen, um sich hämisch an dem Anblick zu weiden. Der Maser schnitt sauber durch Jacks Fusionskammern, und die dadurch erzeugte Explosion schälte seine Achtersektion wie eine Banane. Er trudelte, umgeben von eigenen Trümmerstücken, durch Wolken. Jetzt war an ein Entkommen nicht mehr zu denken - ihm waren einfach nicht die nötigen Anlagen verblieben, um solche Schäden

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