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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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habe.«
    Als Marlen aus dem Loch stieg und zu einer weiteren eingesunkenen Stelle hinüberging - markiert mit vier in die Erde gesteckten Zweigen -, warf er einen Blick auf den Schädel. Der frühere Besitzer war erkennbar in großem Stil in die Zerebralverstärkung eingestiegen. Hinter der Stelle, wo das Ohr gesessen haben musste, wurde ein grauer, bohnenförmiger Militärverstärker nach wie vor von seiner Knochenverankerung an Ort und Stelle gehalten. Von dem Verstärker aus verlief eine Röhre mit eckigem Querschnitt an der Schläfe entlang und drang in die linke Augenhöhle vor - eine Art optische Verbindung. Man konnte auch sehen, wie diese Person zu Tode gekommen war, denn perfekt in der Stirnmitte klaffte ein sauberes Loch, umringt von geschwärztem Knochen - jemand hatte der Person mit einer Impulspistole durch den Kopf geschossen.
    »Oh Arian«, sagte der Mann, »Mr. Crane war bei dir so vergeudet!«

    - Rückblick 3 -
    Der beißende Gestank von geschmolzenem und angesengtem Kunststoff breitete sich im Raum aus, als Semper mit dem Schweißgerät letzte Hand an die Außenschicht anlegte, Synthohaut kam hier nicht in Frage, da sie erstens schwer zu erhalten und zweitens recht dick war; Mr. Crane damit zu überziehen, das hätte ihn nur noch massiger und damit auffälliger gemacht. Stanton hielt den ganzen Versuch, dem Golem eine menschliche Erscheinung zu verpassen, für lachhaft. Der Golem war über zwei Meter groß, besaß riesige Hände, die mühelos Schädel eindrücken konnten, und bewegte sich im Grunde auch nicht wie ein Mensch - jede Bewegung von ihm wies eine seltsame, ruckhafte, manchmal vogelhafte Tendenz auf, die irgendwie eine Furcht erregende Instabilität andeutete. Mit seiner jetzigen Plastikbeschichtung in Hauttönung sah er, wie Stanton fand, noch schlimmer aus. Es war, als hätte man ein Krokodil dazu gebracht, aufrecht zu gehen und einen Anzug zu tragen - irgendein Horror aus einem Kindermärchen.
    »Okay«, sagte Semper. »Du kannst dich jetzt wieder anziehen.«
    Crane hatte bislang reglos dagestanden, während Semper n ihm arbeitete, und blickte jetzt abrupt an sich herab. Nachlässig streckte er die Hand aus, zwickte die Haut auf seiner Brust und riss ein Stück ab.
    »Lass das!« Semper versetzte der Hand des Golems einen Klaps, als wiese er ein unartiges Kind zurecht. Im nächsten Augenblick hielt der Golem ihn am Hals hoch, sodass er mit en Füßen über dem Boden hing. »Setz ihn ab!«, schrie Angelina Pelter. »Setz! Ihn! Ab!« Sie stand von ihrem Platz auf einer der Packkisten auf, die an einer Wand des Lagerhauses aufgestapelt waren, ließ ihren Laptop dort stehen und rannte herbei. Mr. Cranes Hand klappte auf, und Semper brach hustend und würgend zusammen. Stanton blickte auf seine Impulspistole hinab und steckte sie dann ins Schulterhalfter zurück. Es war im Grunde sinnlos gewesen, die Waffe überhaupt zu ziehen, und nachdem er die aus Staleks Computer stammende Datei gelesen hatte, wusste er auch, dass nicht mal die Haftmine, die er zuvor an Crane platziert hatte, mehr erreicht hätte, als den Golem kurzfristig von den Beinen zu reißen. Falls ihnen die Steuerung Cranes entglitt, blieb ihnen tatsächlich nichts anderes übrig, als so schnell davonzurennen, wie sie nur konnten, und zu hoffen, dass die ramponierte KI innerhalb dieses Messingkörpers bald auf andere Gedanken kam. Semper erholte sich inzwischen etwas und schleppte sich ein Stück weit von Crane weg, ehe er wieder aufstand. Der Golem drehte sich, als ob nichts Bemerkenswertes geschehen wäre, zu dem Klappstuhl um, auf dem seine Kleidung lag, nahm den Hut zur Hand und setzte ihn sorgfältig auf. Nachdem er eine Sekunde lang völlig reglos dagestanden hatte, packte er die zerlumpte Hose und zog sie an. Eine weitere Pause, und der Mantel kam an die Reihe. Zu sehen, wie er dann die großen Schnürstiefel anzog, war beinahe komisch. Beinahe.
    Semper, der jetzt neben Stanton stand, sagte: »Früher oder später wird das verfluchte Ding einen von uns umbringen.«
    »Du hast ja so Recht - das wird er ganz gewiss«, pflichtete ihm eine Stimme hinter ihnen bei. Semper wirbelte herum und griff nach seiner Waffe. Stanton machte sich nicht die Mühe - er hatte vorher schon gehört, wie Arian Pelter den Gang zwischen den Kisten voller Dunkelotterknochen heraufgekommen war.
    »Aiston«, sagte Stanton. »Auf seiner Insel.« Er drehte sich um. Aiston gehörte ebenfalls der Verbrecherorganisation an, die die Sache der Separatisten

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