Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
Vom Netzwerk:
Tisch liegen zu sehen wie einen Fisch, der ausgeweidet wurde - jedenfalls auch nicht besser als die Aussicht, das über sich ergehen zu lassen. Mika tippte jetzt etwas in ihre Konsole, und Apis spürte, wie sich ausgehend von den Sonden in seinem Fleisch Kälte ausbreitete. Als ihm das Bewusstsein schwand, sah er, wie Eldene sich zum Gehen wandte. Der Operationsroboter beugte sich vor wie eine Geisha und breitete sein glitzerndes Besteck aus.
    Der Mann blieb stehen und betrachtete forschend die Umgebung, und Marlen ertappte sich dabei, wie er dem Blick des Mannes sklavisch folgte.
    Die Schachbrettbäume hatten inzwischen ihre eckigen Blätter verloren, die wie eine schlecht aufgetragene Vergoldung den moosigen Boden bedeckten oder in geschichteten Klumpen auf dornigem Riedgras steckten. An den blauen Eicheln der umweltangepassten Eichen, die wie halb gelutschte Süßigkeiten vereinzelt herumlagen, knabberten Kreaturen, die an verkrüppelte Kaninchen erinnerten und herumhüpften und hoppelten, als stünden sie fortwährend kurz davor, in ihre Einzelteile zu zerfallen. Marlen fielen die alten Schäden an den Bäumen auf und die vereinzelten Metallstücke, die im Erdboden steckten. Hier hatte eine Schlacht zwischen Agenten der ECS, unterstützt von viridianischen Soldaten, und dem Separatisten Arian Pelter getobt - und diese Erkenntnis gehörte zu den ersten Informationsbrocken, die der Mann Marlens Bewusstsein hatte abringen können. Ein kurzer Blick auf seinen Komplizen bei dem jüngsten, katastrophal fehlgeschlagenen Raubüberfall zeigte Marlen, dass Inther sabberte. Was der fremde Mann ihnen beiden unter Ausnutzung ihrer Biotechverstärker angetan hatte, das musste sein Gehirn geschädigt haben. Marlen wandte sich wieder dem Entführer zu.
    Er sah vollkommen normal aus: stämmig, braunhaarig und bekleidet mit einem billigen Umweltanzug - nicht auffällig. Bei näherem Hinsehen wurde jedoch erkennbar, dass er tiefer in den weichen Boden sank, als es hätte der Fall sein dürfen, und dass sein Blick einen silbrigen Schimmer aufwies, als bewegten sich Echsenschuppen in der Lederhaut seiner Augen. Was war
    er also? Sowohl Marlen als auch Inther waren große Männer und obendrein aufgerüstet, und doch hatte der Entführer sie - ehe er tat… was er dann tat - herumgeschleudert, als brächten sie nicht mehr auf die Waage als Origami-Figuren.
    Der Mann schaltete einen Scanner ein. Marlen konnte auf dem Monitor so etwas erkennen wie ein durchscheinendes Abbild des Erdbodens, in dem Steine, Holz, Metallsplitter und makabrere Dinge vergraben lagen.
    Der Mann deutete auf eine eingesunkene Stelle. »Grabt dort!«, befahl er. Marlen und Inther konnten nur gehorchen die Biotechverstärker hinter ihren Ohren waren grau, wie angesengt, und etwas steckte in den Schädeln, das an Angelspulen erinnerte.
    Die beiden Männer nahmen ihre Spaten und Hacken zur Hand und machten sich sogleich ans Werk. Marlen konzentrierte sich auf das, was er gerade tat - konnte gar nicht viele Gedanken auf etwas anderes richten. Er schlaffte nicht ab und legte keine Pause ein, bis seine Muskeln vor Übersäuerung schmerzten, und selbst dann dauerte seine Pause nicht lang. Er und Inther hatten sich einen Meter tief in den weichen Boden vorgearbeitet, als Marlens Spaten eine Schicht aus vermoderndem Stoff anhob und Rippenknochen und eine kompliziert aufgebaute Wirbelsäule freilegte. Marlen fiel auf, dass diese langschwänzigen Schnecken, die Leichenbestatter Viridians, das Fleisch und die Haut komplett verzehrt hatten und ein ganzes Nest von ihnen im Brustkorb des Skeletts steckte. Sie hatten sich mit einer Schicht aus gehärtetem Schleim überzogen, während sie die allmähliche Verwandlung ins nächste Stadium ihres Lebenszyklus durchliefen: eine Puppe mit harter Schale, die sich an die Oberfläche hinaufgrub, um dort wie ein Röhrenwurm zum Vorschein zu kommen, dessen Ende aufklappte, um die flugfähige, ausgewachsene Gestalt der Kreatur freizugeben. Marlen stocherte mit dem Spaten an diesem kugelförmigen Nest herum, brach die Außenschicht auf und legte glitschige Bewegung frei.
    »Ich möchte den Schädel«, sagte der Entführer.
    Inther grub an einem Ende der Wirbelsäule und Marlen am anderen. Marlen erwischte das Becken und drehte sich um, als Inther den Schädel ausgrub, ihn mit der großen Hand packte und von einer verbliebenen Sehne losdrehte, ehe er ihn aus dem Loch hinaufreichte.
    »Okay, jetzt grabt dort drüben, wo ich die Stelle markiert

Weitere Kostenlose Bücher