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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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benutzt hatte, und hofften dabei herauszufinden, ob es ein Datenspeicher der Dschaina war oder vielleicht einer anderen alten Lebensform. Cento hingegen verfolgte hier die prosaischere Absicht sicherzustellen, dass Shayden, die inzwischen mit ihrem Forschungsassistenten Hourne an Bord ihres Schiffes wartete, die Ergebnisse nicht gefälscht hatte.
    »Wir müssten die Schicht weiter unten sehen«, sagte Ulriss.
    Cento, der bislang über den Rand der Platte geblickt hatte, drehte sich um und blickte zu der Stelle, die Ulriss ihm zeigte. Der Hang dort unten würde sie tatsächlich dichter an die Schicht aus Thermokristallkohlenstoff führen, aber ebenso dichter an den Magmastrom, der sich brodelnd durch die Spalte neben ihnen ergoss.
    »Dann beeilen wir uns lieber«, sagte Cento und blickte auf die Uhr, die in das Handgelenkstück seines Anzugs eingearbeitet war - nicht um die Zeit zu bestimmen, sondern um Ulriss daran zu erinnern, wie wenig Zeit sie noch hatten.
    »Wir müssten erst ein paar Gasausbrüche erleben, ehe es hochgeht.« Ulriss deutete auf die Höllenebene hinter dem Fluss aus geschmolzenem Gestein, wo eine perfekt gebogene Klippe gelegentlich durch den Rauch sichtbar wurde und dabei fast an einen hydroelektrischen Damm erinnerte. Dabei handelte es sich nur um ein Randstück eines gewaltigen Kraters, der in den zurückliegenden zwanzig Jahren alle fünf Stunden ein paar Millionen Tonnen geschmolzenes und festes Gestein und Asche ausgestoßen hatte, begleitet von einer Fülle an Giftgasen, die noch zu der instabilen und tödlichen Atmosphäre beitrugen.
    »Wir sind bis dahin weg, ob ich nun eine Probe nehmen konnte oder nicht«, entgegnete Cento. Sie setzten ihren Weg hangabwärts fort und erreichten endlich die angegebene Position. Cento nahm das Bolzengewehr von der Schulter und blickte sich um. Er entdeckte eine Stelle, die frei von Asche war, ging hinüber, setzte das Gerät auf und feuerte einen Sicherungsbolzen ins Gestein. Er legte das Gerät zur Seite und zog das Monofaserkabel mit dem Abschlussring aus dem Antriebsmotor am Gürtel. Als er sich bückte, um den Ring am Bolzen einzuhaken, hörte er Ulriss über Funk losschreien.
    »Warte! Nein! Stopp! Nein!«
    Cento richtete sich auf und wirbelte herum. Er sah, wie der arme Mann über dem Boden hing, am Oberarm gehalten von einem riesenhaften, hoch gewachsenen Humanoiden, der Ulriss zum Rand der Spalte trug. Cento bückte sich, um den Ring zu lösen, entdeckte aber plötzlich einen weiteren Humanoiden. Dieser stand hinter ihm und steckte von Kopf bis Fuß in einer Art Biotechanzug. Wie es möglich war, dass dieser Typ sich ihm unbemerkt hatte nähern können, das konnte Cento nur dem Einsatz moderner Chamäleonware zuschreiben. In weniger als einer Sekunde hatte er eine Lageeinschätzung: Die Herkunft dieser Tech musste etwas mit Ereignissen auf den Planeten Cheyne III und Masada zu tun haben; daraus war auch abzuleiten, wie sich die Dinge von jetzt an entwickeln würden. Cento ignorierte das kleinere Individuum und ließ den Ring am Bolzen befestigt. Er sprintete zu dem großen Kerl hinüber, der jetzt Ulriss über den weißglühenden Fluss hielt. Dass der Größere plante, Ulriss fallen zu lassen, daran zweifelte Cento nicht. Der Antriebsmotor des Kabels spulte kreischend mehr Monofaser ab, als Cento in genau dem Augenblick lossprang, in dem der Große Ulriss losließ. Cento hätte seinen Mitarbeiter eigentlich ein paar Meter unterhalb der Kante zu fassen bekommen müssen … Aber ehe er überhaupt über die Kante hinausgesprungen war, rammte eine große Hand seine Brust und stoppte ihn abrupt. Der große Humanoid … ein Golem … wenn er sich dermaßen schnell bewegte…
    »Oh Gott! Nein! Neiiin!«
    Centos Hand zuckte gerade auf die Brust des großen Golems zu, als er hörte, wie Ulriss ins Magma eintauchte und dabei ein entsetztes Keuchen ausstieß. Noch war Zeit - der Wärmeanzug des Mannes gab ihm noch eine Minute. Aber jetzt schloss sich die zweite Hand des Golems um Centos Handgelenk. Der große Golem zog und drehte dabei die Hand, und mühelos warf er Cento herum und knallte ihn mit dem Rücken auf den Boden. Das Monokabel lief jetzt unter Centos Achselhöhle hindurch und schnitt in den Schutzanzug. Cento versuchte sich umzudrehen, als der andere Golem ihn auf die Beine riss und das Kabel noch tiefer einschnitt. Cento spürte, wie sich der Arm löste - sauber an der Schulter abgetrennt -; dann schleuderte ihn ein Rückhandschlag direkt an die

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