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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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sogar durch Arbeit überlebt, während er viele Länder durchreiste, und er erlebte dabei viel mehr, als sich ein engstirniger Mineraleur jemals erhoffen konnte; derzeit reiste er tatsächlich in Gesellschaft eines Rondurischen Ritters - einem Mann der Art, die Tergal früher nur für übertriebene Schilderungen aus Geschichtsschreibung und Mythos gehalten hatte.
    »Werden inzwischen häufiger«, bemerkte der Metalleur.
    Tergal drehte sich zu ihm um. »Was?« »Die Beben - inzwischen etwa alle zwanzig Tage eines.«
    Tergal nickte und blickte dann vielsagend auf die Jade. Er hatte nicht vor, eine sorglose Plauderei mit jemandem zu beginnen, der sich zweifellos bereitmachte, ihn übers Ohr zu hauen.
    »Ich kann dir tausend Pfennige geben«, sagte der Metalleur schließlich, als er seine Gewichte wieder wegräumte.
    Tergal wandte sich von der Vitrine ab. »Das da sind siebzehn Standardunzen Jade, und der übliche Marktpreis liegt zwischen achtzig und hundert Pfennig die Unze. Am unteren Ende wären das tausenddreihundertsechzig.«
    Der Metalleur zuckte die Achseln. »Missgönnst du mir jeden Profit?«
    »Ich missgönne niemandem Profit, sondern möchte nur dessen Ausmaß begrenzen.« Tergal deutete mit dem Finger auf die Glasvitrine. »Eintausendeinhundert und das da, und wir sind im Geschäft.«
    Der Metalleur kam hinter seinem Ladentisch hervor und trat an Tergals Seite. Er blickte auf die angezeigte Waffe.
    »Sie allein ist zweihundertfünfzig Wert, und du brauchst noch Munition. Ich kann dir zwei Ersatzladestreifen, einhundert Schuss, und neunhundert Pfennig geben.«
    »Du wartest dann ab, bis Jade bei hundert Pfennig die Unze liegt«, sagte Tergal.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Da irrst du dich. Beachte nur den Griff. Ich habe ihn von der Zentralmanufaktur bezogen und dann solch fein gearbeitete Extras hinzugefügt. Ich würde die Jade für das Gleiche verwenden.«
    Der Lapislazuligriff hatte ursprünglich Tergals Aufmerksamkeit erweckt. Er konnte womöglich anderswo ein besseres Geschäft abschließen, aber nicht diese spezielle Pistole erwerben.
    »Mach daraus hundertfünfzig Schuss, und wir sind im Geschäft.«
    »Sehr gut«, sagte der Metalleur und griff in die Tasche, um eine Geldrolle hervorzuholen. Rasch zählte er die Banknoten ab und reichte sie Tergal. Dieser zählte sie erneut und steckte sie in die eigene Tasche, und ihm fiel auf, welch kleinen Anteil sie an der Gesamtrolle des anderen gebildet hatten. Unter der Vitrine zog der Metalleur jetzt drei schwere Schachteln Munition hervor und legte sie auf einen Tisch in der Nähe. Aus der Vitrine holte er dann die Pistole und zwei Ladestreifen. Er reichte sie Tergal.
    »Begleitest du den Ritter?«, fragte er.
    »Das tue ich.«
    Der Mann streckte die Hand nach einem Durcheinander von Lederwaren hinter der Schauvitrine aus. Er suchte herum und fand schließlich einen schlichten Gürtel und ein Halfter.
    »Wie viel?«, fragte Tergal.
    »Gratis«, antwortete der Metalleur. »In seiner Gesellschaft… « Er deutete auf die sonnenhelle Straße hinaus. » … wirst du deine Waffe schnell ziehen müssen, wenn er seinen nächsten Auftrag übernimmt.«
    »Denkst du wirklich?« Tergal war verwirrt. Die Geldrolle hatte seine Aufmerksamkeit geweckt, und diese unerwartete Großzügigkeit entschärfte jetzt seine langsam hitziger werdenden Überlegungen, wie er sich in den Besitz der gesamten Rolle bringen konnte.
    »Oh ja! Heute braucht man die Ritter hier in der Gegend nicht mehr so sehr, da die meisten Leute solche Waffen tragen.« Der Mann klatschte mit der Hand auf die Waffe, die er in einem Halfter am Gürtel mitführte - hatte vielleicht etwas von Tergals Absichten mitbekommen. »Aber in anderen Gegenden dreht sich die Arbeit eines Ritters gewöhnlich um Sleer und Apeks, wenn sie gerade nichts mit dem Kopfgeld auf Mörder und Diebe in Menschengestalt zu tun hat.«
    In den zurückliegenden Tagen hatte Tergal sich nicht ein einziges Mal die Zeit genommen, darüber nachzudenken. Für ihn war Anderson einfach eine Gestalt aus einer Erzählung, und mit der Ankunft in Golgoth und dem Gerede über Drachen hatte sich dieses Gefühl nur verstärkt.
    Aber natürlich brauchte Anderson auch eine Möglichkeit, sich die Tasche mit Pfennigen zu füllen, und er hatte wahrscheinlich reichhaltige Erfahrung im Umgang mit Abschaum. Jetzt ging Tergal der Gedanke durch den Kopf, dass er dem Ritter nicht alles aus der eigenen Vergangenheit erzählen würde - dass er es vielleicht

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