Der Metallschwarm
klettern zu können.
Celli schwitzte kaum, als sie den Wipfel erreichten. Die Sonne hatte sich natürlich nicht verändert, aber jetzt schien ihr Licht klarer zu sein. Celli hielt den Atem an, und dann lachte sie laut. Solimar stimmte mit ein.
Um sie herum schwirrten Kondorfliegen. Orangefarbene und rosarote Epiphyten breiteten ihre Blätter aus und tranken das Licht. Celli hörte Stimmen, manche jung und hell, andere älter und dumpfer. Ein alter grüner Priester las einen Text von einem Datenschirm vor, umgeben von Akolythen, die alle viel jünger waren als Celli.
»Den Weltwald interessiert alles: Geschichten, Historisches, sogar technische Handbücher. Möchtest du ihm solche Handbücher vorlesen?«
Solimar klang hoffnungsvoll, denn derartige Texte fanden sein besonderes Interesse.
»Märchen und Mythen von der Erde scheinen mir interessanter zu sein«, zog Celli ihn auf.
Er zuckte mit den Schultern. »Wie du möchtest.«
Sie kletterten zu dem alten Lehrer und seinen Schülern. Die sich überlappenden Blattwedel bildeten nun einen festen Boden unten ihnen, und dadurch kamen sie leicht voran. Celli freute sich darauf, den Weltwald bald so zu fühlen wie Solimar. Sie konnte es gar nicht abwarten. Solimar gab ihr einen raschen Kuss und eilte dann fort.
Celli nahm Platz und machte es sich zwischen den Zweigen und Blättern bequem. Bald erklang auch ihre Stimme unter den vielen anderen, als sie einen Abschnitt nach dem anderen vorlas und damit das Wissen des Weltwalds mehrte.
69 KOLKER
Er war nie Teil von etwas so Großem und Aufregendem gewesen, nicht einmal damals, als ihn der Weltwald als grünen Priester begrüßt hatte. Als Kolker Herz und Geist dem weit verzweigten Bewusstsein der Verdani geöffnet hatte, war er davon überzeugt gewesen, dass es nichts Großartigeres gab.
Doch dies war besser, und er fühlte das Bedürfnis, andere daran teilhaben zu lassen und zu zeigen, was ihnen gefehlt hatte.
Kolker kehrte zum Schössling auf der dekorierten Plattform des Prismapalastes zurück. Der Weltwald sehnte sich immer nach neuen Informationen und Erfahrungen, und dies war zweifellos einzigartig. Seine Begeisterung und sein Eifer gewannen solche Ausmaße, dass sich Kolker nicht mehr zurückhalten konnte. Er fühlte sich wie auf einer heiligen Mis- sion - er musste sich mitteilen. Andere grüne Priester würden willkommen heißen, was er anzubieten hatte, doch die Art der Veränderung war persönlicher Natur; sie ließ sich nicht mit dem Telkontakt durch das Multibewusstsein der Verdani erreichen.
Er stand im hellen Sonnenschein, der durch die transparenten Kristallplatten fiel, bereit zu einer geistigen Reise. Kolker war oft zu fernen Orten unterwegs gewesen und hatte einen großen Teil seines Lebens damit verbracht, fremde Welten zu sehen und sie dem Weltwald zu beschreiben. Oft hatte ihn dabei ein Staunen begleitet, das er nicht greifen konnte, das vage blieb hinter all den erstaunlichen Dingen, die sich seinen Augen darboten. Jenes Fernweh unterschied ihn von Yarrod, der nicht verstand, warum sich ein grüner Priester so weit von der Heimat entfernen sollte. Doch für Kolker blieb die Heimat nah, denn sie befand sich in seinem Schössling.
Er ordnete seine Gedanken und sammelte Kraft. Yarrod verdiente es, auf diese neue Weise zu empfinden, und dann war sein Freund endlich in der Lage, ihn zu verstehen, ihn und noch viel mehr, durch die T/usm/Telkontakt-Verbindung. Kolker lächelte bei der Vorstellung. Yarrod würde das Neue empfangen können, da war er sicher.
Er berührte die Blattwedel des Schösslings, blickte in das von Tery'ls Medaillon reflektierte Licht und schickte seine Gedanken durch den Telkontakt, wurde Teil des Verdani-Bewusstseins, das so sehr dem Thism der Ildiraner ähnelte. Durch diese Verbindung konnte Kolker all jenen das Neue zeigen, die es sehen wollten ...
Er fand Yarrod allein unter dem großen Baum, der die Pilz riff-Stadt trug. An jenem Ort auf Theroc war es später Nachmittag. »Mein Freund, ich bringe dir etwas sehr Wichtiges.« Kolker bewegte die Lippen, und der Baum auf Theroc übermittelte seine Worte.
»Kolker! In letzter Zeit bist du so oft still gewesen. Als du Zugang zu einem neuen Schössling bekamst, habe ich erwartet, öfter von dir zu hören.«
»Ich habe mich verloren gefühlt, unsicher und ratlos in Hinsicht auf meinen Platz als grüner Priester. Aber jetzt habe ich etwas entdeckt - etwas, von dem selbst der Weltwald nie etwas ahnte! Du bist mein bester
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